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„Lost in translation“

„Lost in translation“
(Czarek Sokolowski)

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Polens Premierministerin im EP

Die Debatte über Polens Rechtsstaatlichkeit im Europaparlament wirkte streckenweise surreal. Zwar vergriffen sich weder die EP-Spitze, die EU-Kommission noch Polens Premierministerin Beata Szydlo im Ton, allerdings wurde das Wort „Dialog“ vergeblich bemüht. Parlamentspräsident Martin Schulz dankte Szydlo am Ende gar dafür, dass sie sich nach Straßburg begeben und den Fragen gestellt habe. Doch tat sie dies wirklich? Nein. Im Gegenteil.

Probleme kleingeredet

Einfachste Fragen wurden nicht beantwortet. Konkrete Probleme wurden kleingeredet und wenn Szydlo sich nicht mehr zu helfen wusste, wurde einfach auf „unsere Souveränität – Polens Unabhängigkeit“ geschaltet. Man kann Szydlo demnach nicht einmal vorwerfen, gelogen oder im Stile Marine Le Pens gepoltert zu haben. Während Le Pen sich zwar mit komplett hirnrissigen Argumenten an die Öffentlichkeit wagt, antwortet sie zumindest auf Fragen. Szydlo versteckte sich hingegen systematisch hinter nationalen Parolen. Antworten? Argumente? Weit gefehlt.

Wie nervenaufreibend der Auftritt war, zeigte sich an der Reaktion des Liberalen Guy Verhofstadt. Der EP-Abgeordnete beschwerte sich über die Übersetzung – das EP habe immer noch keine klare Antwort von Szydlo erhalten. Die amüsante Kritik brachte den gesamten Auftritt der polnischen Premierministerin auf den Punkt: Polens Regierung wirkt in Sachen Rechtsstaatlichkeit und EU „lost in translation“.