Am Sonntag wird in Portugal gewählt. Voraussichtlich wird der jetzige Premier, der Sozialdemokrat und Charmebolzen Antonio Costa, diese Wahl gewinnen und ein weiteres Mal Premierminister werden. Darüber wird ausgiebig berichtet (bei uns). Und wie das so ist, lässt sich auch an den Schlagzeilen ablesen, wie die gesellschaftliche Uhr in Europa und weit darüber hinaus tickt. Die Titel lauten dann gerne „Portugal – wo Links Stabilität bedeutet“ oder besser noch „Das linke Wunder“.
Was hier mitschwingt, ist klar: Links wird – so will es der Zeitgeist, und der ist gnadenlos streng gerade – mittlerweile mit Chaos in Verbindung gebracht; sonst bräuchte keiner zu kommen und das Gegenteil hervorzuheben, nämlich dass linke Politik mit Stabilität einhergehen kann. Und wenn linke Politik gemacht wird und Erfolg hat (was beides auf Portugal zutrifft), ist die passende Schublade blitzschnell gefunden: Oh kommet und sehet, ein Wunder ist geschehen!
Dabei ist Costas Erfolgsgeschichte kein Wunder, sondern Folge einer konsequenten Politik. Einer Politik – und das macht die spezielle Konstellation in Portugal möglich –, die sich keinem liberalen oder konservativen Koalitionspartner beugen muss und demnach Sozialpolitik machen und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Eine Folge: Das Land ist voller Optimismus, es herrscht Aufbruchstimmung.
Noch vor wenigen Jahren war Portugal eines der sogenannten Euro-Krisenländer, die mit Milliardenkrediten gerettet werden mussten. Costa beendete die daraufhin aufgedrückte Austeritätspolitik, Brüssel musste nur kurz zittern. Und auch das bloß aus dem Grund, dass dort, in Europas Hauptstadt, ebenso fast alle nur an Sparpolitik als Antwort auf Krisen glauben. So fest, scheint es manchmal, als würden sie an Wunder glauben.
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