Ernztal im Sommer 2016. Müllerthal im Frühsommer 2018. Die Bilder ähneln sich und sind austauschbar. Es sind Szenen, die keiner sehen will. Regenmassen. Überschwemmungen. Hochwasser. Zerstörung. Verwüstung. Die Natur zeigt uns Menschen in aller Deutlichkeit, wie brutal überlegen sie uns ist. Und wie wehr- und vor allem machtlos wir gegenüber ihren üblen Launen sind.
Im Ernztal sind die Spuren zwei Jahre danach mehr oder weniger beseitigt. Im Müllerthal sind die Aufräumarbeiten in vollem Gange. Die Welle der Solidarität ist immens. Menschen, die einander nicht kennen, helfen denen, die betroffen sind. Die sozialen Medien entpuppen sich nun wirklich als «sozial».
Alles könnte schön und gut sein. Und die Szenen könnten in ein paar Monaten der Vergangenheit angehören, wären da nicht die Erinnerungen. Und vor allem die Ängste. Denn diese haben sich bei allen Betroffenen ins Gedächtnis eingraviert. Und sie bleiben nicht nur ein Leben lang, sondern kommen immer dann hoch, wenn es regnet.
«Home sweet home» war dann einmal. Das heimische Wohlgefühl weicht Existenzängsten und einem permanenten Unsicherheitsgefühl. Bei Jung und Alt. Und dagegen ist auch die versprochene unbürokratische und rasche Hilfe der Regierung wirkungslos …
Es gibt ja die Unbelehrbaren, die immer noch felsenfest behaupten, dass es den Klimawandel nicht gibt. Dann gibt es die Uneinsichtigen die unbedingt weiteren Wirtschaftswachstum anstreben. Es wird gebaut auf Teufel komm raus, grosse Landflächen zubetonniert, Wälder rücksichtslos abgeholzt und Agrarprodukte angebaut die sich nicht für unsere Breiten eignen. Der blosse gesunde Menschenverstand muss einem sagen, dass es so nicht weitergehen kann und darf. Dazu braucht man kein Urbanist, Oekonomist oder Agronomist zu sein. Was muss noch alles passieren, damit die Verantwortlichen die Bremse ziehen? Es ist mehr als nur 5 vor 12!
Sehr guter Artikel!