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Das unbekannte Wesen

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Haben die Wähler die Regierungsparteien gestern abgestraft? Die Antwort kann nur bedingt bejaht werden. Klar ist: Die CSV als stärkste Oppositionspartei im Parlament kann sich zu Recht als großer Wahlsieger bezeichnen. Die DP konnte sich meist halten, «déi gréng» ebenso.

Wenn eine Regierungspartei abgestraft wurde, dann die LSAP. Sie behält zwar in vielen größeren Ortschaften die Nase vorn. Dennoch dürfte der 8. Oktober 2017 als schwarzer Sonntag in ihre Geschichte eingehen. Dass man als Regierungspartei «Federn lassen musste», habe man schon gespürt, mögen einige nun sagen – nur dass der LSAP so langsam die Federn ausgehen. Sie riskiert das Schicksal so mancher Schwesterparteien im grenznahen Ausland, die bereits heute an gerupfte Hühner erinnern.

Haben die sozialistischen Gemeindeväter so schlecht gearbeitet? Haben sie die Finanzen der Städte wegen sinnloser Projekte ruiniert? Kaum. Dort, wo die LSAP am Werk war, können ihre Mandatare durchaus Positives aufweisen, etwa in Sachen Schulinfrastruktur oder Ausbau des kulturellen Angebots.

Nur der Trend in der EU und in Luxemburg insbesondere läuft gegen die Sozialdemokratie und die Linksbewegungen im Allgemeinen. Auch sporadische Siege der radikaleren Linken, so etwa die von «France insoumise» des Jean-Luc Mélenchon in Frankreich oder der Syriza vor einigen Jahren in Griechenland, können nicht darüber hinwegtäuschen: Die Linke wird derzeit nicht länger als valable Alternative betrachtet.

Die Ursachen dieser Entwicklung mögen vielfältig sein. Eine dürfte sicherlich der Mangel an charismatischen Köpfen sein, welche die Menschen für Ideen und für Visionen begeistern könnten. Auch hat die Linke es verpasst, sich als treibende Kraft in einer sich rapide wandelnden Gesellschaft darzustellen. Der sozialistische Wirtschaftsminister Etienne Schneider mag mit seinem Space-Mining-Projekt, seiner Begeisterung für die Dritte Industrielle Revolution eines Jeremy Rifkin eine Ausnahme sein, nur personifiziert er halt nicht die Sozialdemokratie. Schneider könnte man sich genauso gut in einer wirtschaftsliberalen Partei vorstellen. Er erfüllt nicht unbedingt die Erwartungen breiter Bevölkerungsteile, die zwar wirtschaftlichen Fortschritt wollen, aber gleichzeitig soziale Absicherung, sichere Arbeitsplätze und eine überschaubare Lebensplanung für sich und ihre Kinder wünschen.

Diese Erwartungen richteten viele Wähler gestern wohl an die CSV statt an die LSAP. Die Vorstellung einer CSV als «Mutter» der Nation, die in unsicheren Zeiten jeden unter ihre Fittiche nimmt, vor jedem Unbill schützt, hat sich offenbar erneut durchgesetzt. Dabei steht sich das Land heute so gut wie selten zuvor: Sinkende Arbeitslosenzahlen, anhaltend hohe Wachstumsraten gekoppelt an steuerliche Entlastungen für die Haushalte, finanziell abgesicherte Sozialkassen. Und das alles ohne CSV in der Regierung. Unsicherheit oder andere Anlässe für Unzufriedenheit sehen anders aus.

Der Wähler, das unbekannte Wesen? – Ja.

Marius
10. Oktober 2017 - 22.07

Warum glaubst du wohl, dass die Zentrumsparteien hierzulande insgesamt die meisten Stimmen auf sich vereinen? Hinsichtlich deines eigenartigen Demokratieverständnisses möchte ich dir meine persönliche Meinung hierzu sagen. Niemand in Europa will eine Diktatur, nicht ein mal die Kommunisten. Ich möchte nicht, dass jemand mir vorschreibt, was ich zu denken oder zu tun habe. Keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, keine Bevormundung, keine Drohungen vom meinem Staat, dem Arbeitgeber, Vermieter oder von irgendjemandem. Niemand, soll mir die Faust zeigen, mich an die Wand drücken oder mich nötigen etwas zu tun was ich nicht möchte. Die Liste könnte ich beliebig fortgesetzt.

KTG
10. Oktober 2017 - 13.46

"denn das S steht hier auch nicht soo im Vordergrund." Bzw. hat gar keine Daseinsberechtigung. Mindestens seit dem Rentenklau an den Staatsbeamten (nur um die Strammrechten vom ADR auszubooten), hat man bei der CSV mehr oder weniger alles getan, um die Errungenschaften der luxemburgischen Sozialsysteme langsam auszuhöhlen bzw. verkommen zu lassen. Von Luc Friedens Horrorliste, die er ja glücklicherweise nicht mehr durchsetzen konnte, dank Neuwahlen, wollen wir mal lieber nicht zu viel lesen. Die Sparmaßnahmen von Gramegna sind dagegen sogar noch ganz zahm, auch wenn sie meist ebenfalls kaum berechtigt waren.

Luc M.
10. Oktober 2017 - 13.34

Scheinbar ass eng grouss Majoritéit vun den Lëtzebuerger ganz zefrieden mam Neoliberalismus, soss haett en d'Lënk an d'Kommunisten, respektiv d'patriotesch Antimondialisten um rietsen Bord, dan ADR, en besser Score gemach. D'CSV, DP an die "neoliberal" LSAP an Grëng representéieren landeswéit +/- 90% vun den Wieler. Ma als gudden Lënkssozialist ass een jo wuel der Meenung, dass d'Leit alleguer just keng Ahnung hunn, fier nët ze soen bloed sinn, an dass een se via iergendwéi-gearten Diktatur zum Glëck zwëngen muss.

Marius
10. Oktober 2017 - 12.12

Die LSAP ist über Dekaden immer weiter nach rechts gerückt, wie übrigens auch alle Sozialdemokratischen Parteien in Europa. Sie können es nicht lassen mit der neoliberalen Doktrin zu kuscheln. Der Neoliberalismus hat überall seine Finger im Spiel. Warum ist es der Linken nicht gelungen, eine Alternative zu präsentieren? Die LSAP ist von einer CSV heutzutage nicht mehr zu unterscheiden, nicht mal in ihrem Grundsatzprogram, sie sind fast deckungsgleich. Der grundlegende Fehler ist, dass die „linken“ Parteien die Akzeptanz der neoliberalen Doktrin übernommen haben, das bedeutet Selbstmord auf Raten. Das scheint auch in Luxemburg der Fall zu sein. Durch zahlreiche Koalitionen mit CSV und DP, ist diese Partei dabei sich abzuschaffen. Ihre Umfragewerte sind denkbar schlecht für die Wahlen 2018 und die Zeit läuft ihnen davon.

Atheist
9. Oktober 2017 - 21.12

Sehr geschätzter Herr Montebrusco, Dürrfte ich Ihnen zur Analyse der Wählerbewegungen von Links nach Rechts die beiden Bücher von Didier Eribon "Retour à Reims" (2009) und "La société comme verdict. Classes, identités, trajectoires" (2013) empfehlen...

luc jung
9. Oktober 2017 - 15.18

Wann een d'Leit fir domm verkeeft, da knuppt eng Keier. Abe des Keier huet et gewaltech geknuppt.
- Zu Esch guef nach nie eppes verstanen.
- Ech hoffen dat DP an der Staat geseit wat Leit wellen. (Blo/Orange)
- De Buergermeeschter vun Deifferdeng huet et schons gesinn.(Grëng/Orange)
Wann een eng Regierung kippt an sein Wuert net haelt, da soll een sech net wonneren leif Komeroden oder Genossen.

marek
9. Oktober 2017 - 14.03

Armut, Sicherheit und verkommen der Städte, zieht sich wie ein "roter" Faden durch das ganze Land. Von einem Skyline-Restaurant schaut man herab auf die Armut des Landes. Aber der Arme hat die Macht solche Elemente zum Teufel zu jagen.

Anne
9. Oktober 2017 - 13.47

Ups ,eppes as komesch bis elo nach këng Reaktion vun den H.Bodry a Schneider.Huelen jo awer un dass se net ënnergangen sin.Den H.Bodry deen jo soss awer esou schnell do as fir Sachen ze kommentéieren.
Jo gëschder sin Fënsteren nëmmen zum Deel opgemacht gin, mais ech huelen un dass se 2018 grouss opgerapt gin an dann kukke mer dann wéih et weider geed.

Gromper
9. Oktober 2017 - 12.51

aufnimmerwiedersehn!!!!!

Claude R
9. Oktober 2017 - 11.49

Doch natürlich repräsentiert Schneider die Sozialdemokratie, aber eben nicht Sozialismus à la Hamon. Anstelle jetzt wieder Grabenkämpfe anzufangen, um die LSAP nach links zu drücken, sollten die Links-Sozialisten austreten und der Linken beitreten. Dann weiß der Wähler wenigstens wer wofür steht.
Sollte die LSAP weiter nach links rücken, wird sie nur umso härter um die gleichen Wählerstimmen wie "dei Lënk" buhlen müssen, während die CSV unbekümmert die komplette Mitte besetzen kann (abgesehen von den Patronatswähler der DP).

Grober Jean-Paul
9. Oktober 2017 - 11.01

Wenn man wüsste was der Mensch so im Kopf hat.
Bei der LSAP ist es verständlich, dass die Anteile rückläufig sind, die haben das S sowie das A im Laufe der Jahre verloren. Dann sind noch die Nachwehen von den letzten Parlamentswahlen.
Warum die CSV so wiederkommt, das scheint in gewisser Weise eine Trotzreaktion von verschiedenen Wählern zu sein, denn das S steht hier auch nicht soo im Vordergrund.
Mal sehen wenn ein Teil unserer Gesellschaft noch mehr in die Armut abrutscht, Lucien kennt leider nicht genug die "Armen"!

Serenissima
9. Oktober 2017 - 10.48

Die LSAP hat breite Bevölkerungsteile enttäuscht , die bezahlbaren Wohnungsraum und zwar mit wirtschaftlichen Fortschritt verbunden haben wollen, aber auch soziale Absicherung gewährleistet sehen wollen: , sichere Arbeitsplätze und eine überschaubare Lebensplanung für sich und ihre Kinder ...und was hat die LSAP in dieser Hinsicht denn konkret unternommen...? de nada deshalb...gibt es einen hinten bei...auch nächstes Jahr, bei den Parlamentswahlen die noch wichtiger sind für das Land als Kommunalwahlen..

armand
9. Oktober 2017 - 10.41

die ls(a)p hat ihr grab mit dem referendum 2015 ausgehoben, 2018 wird zugeschüttet. durch diesen überfüssigen quatsch hat man das land aufgewühlt. nachher dann das unsäglich dumme geschwätz vom (dummen) volk das nichts verstanden hat, vom neuen way of life.Ps :-) "nur dass der LSAP so langsam die Federn ausgehen" nicht schlecht diese art von humor mag ich :-)).

marek
9. Oktober 2017 - 10.30

mich interessiert nur der letzte Satz " von Unzufriedenheit, Anlässe "...wer Rentenklau betreibt usw., muss von der Bildfläche verschwinden..

Laird Glenmore
9. Oktober 2017 - 9.22

jetzt haben wir ein Übel beseitigt mal schauen was jetzt passiert.
Wer in einer Sozialistischen Partei gegen die eigenen Leute und Wähler arbeitet muß damit rechnen abgelöst zu werden.
Naja vielleicht geht sie doch in Abgeordneten Kammer.

Mick
9. Oktober 2017 - 8.43

tschüss Vera!

Dirk
9. Oktober 2017 - 8.39

Der letze größere Absatz trifft die Situation im Land am aller Besten!

Clemi
9. Oktober 2017 - 8.00

Was linke politik angeht stehen sich leider allzuoft parteien/personen, die diese gesellschaftliche richtung repräsentieren, selbst im weg. Scheint leider auch ein trend zu sein.

Anne
9. Oktober 2017 - 7.59

Jo esou geed et wann een Leid fir domm hält a mëngt et keint een mat hinnen machen waat e wöllt .
Näuxt Joer kréien se nach méih eng laanscht Baaken