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Alles nicht so schwer

Alles nicht so schwer
(Alain Rischard/editpress)

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Wenn sich erneut die Sonne um die Erde dreht

Österreich wählt morgen einen neuen Staatschef und der könnte aus der rechtspopulistischen FPÖ stammen. In Italien stimmen die Bürger über eine weitreichende institutionelle Reform ab, und Sieger könnte das Nein-Lager um die eurofeindliche Fünf-Sterne-Bewegung sein. Das ist schlecht für die trotz aller Mängel unbestreitbaren Errungenschaften in Wirtschaft und Sozialem.

Natürlich dürfen FPÖ und Beppe Grillos MoVimento 5 Stelle nicht miteinander verglichen werden. M5S mag man populistisch nennen, faschistoid ist sie jedoch nicht. Was man aber von der Grundstimmung der FPÖ durchaus behaupten kann. Gemeinsam ist ihnen und anderen ähnlich tickenden Bewegungen und Parteien Europas, dass sie undurchlässig sind für sachliche Argumente, auf Fakten fußende Diskussionen extrem schwierig, wenn nicht gar unmöglich sind.

Luxemburg bleibt derzeit noch von ähnlichen Bewegungen verschont. Was nicht heißt, dass es an Potenzial für Initiativen und an Akteuren fehlt, die sich bei der politischen Auseinandersetzung nicht von Sachargumenten, sondern von Emotionen, von persönlich erlebten Erfahrungen leiten lassen.

Undurchlässig für sachliche Argumente

Rezentes Beispiel ist die aktuelle Debatte um die Einführung der mehrsprachigen Frühförderung in den Vorschulklassen. Spielerisch und stressfrei sollen Luxemburgisch und Französisch vermittelt werden. Die Überlegung: Jugendliche sollen später nicht wegen mangelnder Französisch-Kenntnisse benachteiligt werden, weder in der Schule noch im späteren Berufsleben. Eigentlich eine gute und richtige Entscheidung, wie bereits am Dienstag Editorialist Damien Valvasori an dieser Stelle festgehalten hatte.

Nur, so gut die Argumente auch sein mögen, an Vorurteilen, das heißt vorgefassten Meinungen, perlen Erstere ab wie Wassertropfen von der Gore-Tex-Jacke. Ein Paradebeispiel lieferte am Donnerstag zu bester Sendezeit das Streitgespräch zwischen Schulminister Claude Meisch und Fred Keup von der Initiative Wee2050. Das Thema: die Luxemburger Sprache oder, salopp ausgedrückt, der Untergang derselben. Obwohl Meisch sich bemühte, darzulegen, dass heute mehr Luxemburgisch als jemals zuvor geredet werde, das Angebot zum Erlernen der Sprache noch nie so breit war, zeichnete sein Gegenpart unverrückbar das Bild der untergehenden Umgangssprache.

Was tun bei derlei quasi aussichtslosen Streitgesprächen über den Stellenwert der Mehrsprachigkeit und des Luxemburgischen insbesondere? Weiterreden natürlich, weiterdiskutieren. Doch hörbarer werden sollten dabei nicht nur Politiker. Ihre Stimmen erheben müssten auch die Träger wissenschaftlich bewiesener Fakten, die Wissenschaftler, die das Luxemburgische zu ihrem Forschungsfeld erkoren haben. Wer, wenn nicht sie, könnte auch Skeptikern erklären, wie es tatsächlich um „Lëtzebuergesch“, um die Notwendigkeit der Mehrsprachigkeit steht, und das nicht anhand von persönlichen Erfahrungen auf der Straße oder im Supermarkt.

Dass das Luxemburgische dem Untergang geweiht sei, wollte der Wee2050-Sprecher am Donnerstag denn doch tatsächlich daran festgemacht haben, dass man auf Kirchberg immer weniger Luxemburgisch höre. Dass dies sogar zutrifft, streitet niemand ab. Zu Verallgemeinerungen eignen sich persönliche Eindrücke jedoch nicht. Aber im postfaktischen Zeitalter haben Fakten nun mal keinen Platz mehr. Die Sonne dreht sich ja auch um die Erde. Schließlich kann jeder beobachten, wie die Sonne morgens im Osten auf- und abends im Westen untergeht.

Ach, wie einfach das Leben sein kann.