Dem Ausland ist sie vor allem als enigmatische Muse des italienischen Starregisseurs Michelangelo Antonioni in Erinnerung. In Italien wird Monica Vitti bis heute als Komödienstar verehrt. Als einzige Frau nennt man die römische Schauspielerin dort in einem Atemzug mit Giganten der «Commedia all’italiana» wie Alberto Sordi, Marcello Mastroianni, Vittorio Gassman und Nino Manfredi. Am Donnerstag (3. November) wird die «süße Vitti» – so der Titel einer ihr gewidmeten Biografie von Regisseur Ettore Scola 80 Jahre alt.
Ihre Liebe zur Schauspielerei entdeckte Maria Luisa Ceciarelli, wie die Diva mit bürgerlichem Namen heißt, bereits in der Schule. In eine traditionelle römische Familie geboren, musste die Vitti jedoch erst kämpfen, um sich durchzusetzen. «Der Staub der Bühne zersetzt Körper und Seele», habe ihre Mutter den Plan, zum Theater zu gehen, abgekanzelt, erzählte die Schauspielerin einmal. Ihr Vater dachte nicht viel anders. Doch für sie stand schon mit 14 fest: «Ich musste meine eigene Revolution machen».
Erfolgreiches Debüt am Theater
Nach einer Ausbildung an der römischen «Accademia d’Arte Drammatica» debütiert sie erfolgreich am Theater. 1956 trifft die rotblonde Schönheit 23-jährig den italienischen Meisterregisseur Michelangelo Antonioni. «Michelangelo war alles für mich, alles – Gefährte, Freund, Liebhaber und sogar ein Vater», sage die Schauspielerin bis heute, berichtete kürzlich die römische Tageszeitung «La Repubblica». 1959 verschafft ihr Antonionis Meisterwerk «Die mit der Liebe spielen» (L’Avventura) den internationalen Durchbruch.
Acht Jahre lebt sie mit dem Regisseur zusammen. In seinen Filmen «Die Nacht» (La notte), «Die Sonnenfinsternis» (L’eclisse) und «Die rote Wüste» (Il deserto rosso) avanciert sie zum Star einer Art italienischen Version der Nouvelle vague. In Antonionis intellektuell-existenzialistischen Streifen wird Vitti zum melancholischen Sinnbild der Einsamkeit. Umso mehr erstaunt dann der Bruch.
Komikerin
Nach ihrer Trennung von Antonioni schwingt die Diva um vom Schatten ins Licht, vom kryptisch-düsteren Film ins komische Fach. Streifen wie Mario Monicellis 1968 erschienener «Mit Pistolen fängt man keine Männer» (La ragazza con la pistola) oder «Eifersucht auf italienisch» (Dramma della gelosia (tutti i particolari in cronaca)) von Ettore Scola macht die schöne Vitti zu Kassenschlagern. Die Schauspielerin erhält zahlreiche Auszeichnungen, darunter einen Silbernen Bären 1984, und 1995 den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig für ihr Lebenswerk.
Eine Krankheit hat es inzwischen still werden lassen um die Italienerin, die sich in den vergangenen zehn Jahren fast vollkommen aus der Öffentlichkeit zurückzog. «Wir werden den Geburtstag unter uns feiern», sagte ihr 16 Jahre jüngerer Ehemann, der Regisseur Roberto Russo, anlässlich des 80. Ihre Heimatstadt Rom wollte die Schauspielerin mit einer Sonderausstellung während des diesjährigen Filmfestivals ehren. Zudem sollte das ihr gewidmete Buch ihres langjährigen Regisseur-Freundes Ettore Scola präsentiert werden: «Die süße Vitti» (La dolce Vitti).
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