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«Blaues Blut vor Menschenrechten»

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Mit Einladungen zur Hochzeit ist es ein Kreuz: Wen lade ich ein, wen lasse ich aus? Sogar für die Protokoll-Profis im Buckingham-Palast ist die Sache verzwickt.

Sie hatten eigentlich gedacht, wirklich alles bedacht zu haben: Den Parteienproporz gewahrt, genügend ausländische Diplomaten berücksichtigt, die Königshäuser der Nachbarländer gewürdigt. Champagnerfarbene Einladungen für 1900 Gäste hat Lord Chamberlain als Chef des königlichen Haushalts im Auftrag der Queen für die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton verschickt. Kaum ist ein Großteil der Namen bekannt, raucht es gewaltig bei Hofe.

Dass es das ein oder andere Herrscherhaus im Nahen Osten mit den Menschenrechten nicht so genau nimmt, war schon länger bekannt. Dass die Einladung der Despoten aber ein wenig peinlich wird, weil inzwischen ihre Untertanen im Scheinwerferlicht internationaler Medien aufbegehrt haben – damit konnte nun wirklich niemand rechnen. So hat Scheich Salman, der Kronprinz von Bahrain, schon einmal seinen geplanten London-Urlaub gestrichen – natürlich mit tiefem Bedauern. König Mswati III von Swasiland, seit Jahren auf der schwarzen Liste von Amnesty International, darf aber am Freitag dennoch zur Hochzeit kommen. «Blaues Blut geht vor Menschenrechten», kommentiert Aktivist Peter Tatchell sarkastisch.

Peinliches Erröten

Doch es müssen nicht immer die großen internationalen Verwicklungen sein, die für peinliches Erröten sorgen. Auch im eigenen Lande gibt es genügend Fettnäpfchen. Das konservative Königshaus hat drei amtierende und ehemalige Premierminister eingeladen. Margaret Thatcher, John Major und Amtsinhaber David Cameron – alle von den konservativen Tories. Warum die beiden Nachfolger Majors und Vorgänger Camerons von der Labour-Partei, Tony Blair und Gordon Brown, nicht auf der Liste stehen, erschließt sich für Nicht-Eingeweihte auf den ersten Blick schwer. «Na, klar!» mag mancher sagen, wenn er die offizielle Begründung des Palastes hört: «Sie sind nicht Ritter des Hosenbandordens». Labour-Politiker sprachen von Brüskierung.

Blair und Brown müssen am Freitag gemeinsam mit einem Milliardenpublikum in aller Welt fernsehen, wenn sie das Jawort ihres künftigen Staatsoberhauptes mitverfolgen wollen. Andere haben freiwillig auf das Liveerlebnis in der tausend Jahre alten Westminister Abbey verzichtet. Dass der König von Kambodscha «verhindert» ist, wie er ausrichten ließ, werden William und Kate verkraften. Die niederländische Königin Beatrix ist da schon eine gewichtigere Absage. Sie lässt sich von Kronprinz Willem-Alexander und dessen Frau Máxima vertreten. Auch der spanische König Juan Carlos kommt nicht nach London – seine Gattin Königin Sofía reist mit Thronfolger Felipe und dessen Ehefrau Letizia an. Auch aus Schweden kommt «nur» die Kronprinzessin Victoria – an der Seite von Prinz Daniel.

Middleton-Familie von Blaublütern getrennt

Ob König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia eingeladen waren oder freiwillig verzichteten – letztlich wird das wohl ein königliches Geheimnis bleiben. Genauso wie die Antwort auf die Frage, warum die gesamte Middleton-Familie – per Sitzordnung in der Kirche sauber von den Blaublütern getrennt – auf den vom Hof veröffentlichten Auszügen der Gästeliste fehlt. Dafür sind die General-Gouverneure von Papua-Neuguinea und der Salomon-Inseln erwähnt – und Kronprinz Alexander von «Jugoslawien», dessen Reich sich – scheinbar unbemerkt vom Buckingham Palast – wieder in Serbien umbenannt hat.

Da William noch kein Thronfolger ist – ihm geht sein Vater Prinz Charles vor, ist seine Trauung protokollarisch kein Staatsereignis. Deshalb beschränkt sich die Liste ausländischer Politiker auf Regierungschefs von Commonwealth-Staaten. Bei Leuten wie Elton John, Guy Ritchie oder David Beckham ist es da leichter. Sie kann man einfach einladen, ohne jede protokollarische Falle.