Ganze 50 Minuten später als geplant, als das Konzert dann endlich beginnen sollte, bekam das Publikum eine Entschuldigung und Erklärung für die Verspätung; es gab technische Probleme, die den Sound der Geige stark beeinträchtigt hätten, und David Garrett, der Perfektionist, wollte sich nicht mit dem Zweitbesten zufrieden geben und dem Publikum die bestmögliche Tonqualität bieten.
Als der 31-jährige Musiker in gewohnt lässiger Kleidung und mit charmantem Lächeln die Bühne schließlich betrat, schien die lange Wartezeit bereits vergessen. Das eigentliche Konzert begann mit der Filmmusik der James-Bond-Filme, und die Zuschauer waren sofort in Stimmung. Nach dem Ende des ersten Songs verkündete Garrett, er würde neben seinen bereits bekannten Liedern einige Stücke seines neuen, noch nicht erschienenen Albums spielen, was das Publikum begeistert bejubelte.
Es folgten das klassische Stück „Palladio“ des zeitgenössischen Komponisten Karl Jenkins sowie Paul McCartneys „Live And Let Die“. Dann versuchte Garrett sich an dem R&B Hit „Cry Me A River“ von Justin Timberlake, und bestand auch diese Herausforderung mit Bravour.
Von Beethoven bis hin zu Michael Jackson; in der ersten Hälfte des Konzerts war für jeden etwas dabei. Als Garrett dann mit der Musik zur „Fluch der Karibik“-Trilogie begann, war der Himmel plötzlich mit Blitzen überzogen, was der Performance eine fast apokalyptische Note verlieh. Nach dem nächsten Beethoven-Stück kam dann der Wolkenbruch und die Menschen, deren Plätze nicht überdacht waren, und so direkt vom Regen betroffen waren, begaben sich schnell ins Trockene. Mit Led Zeppelins „Kashmir“ endete David Garrett die erste Hälfte seines Programms. Die Leute wurden gebeten, sich vom Regen nicht beeindrucken zu lassen; er wäre sicher so schnell wieder weg, wie er gekommen sei.
Duell zwischen Geige und Gitarre
Nach der Pause waren trotz des schlechten Wetters noch fast alle Zuschauer präsent und wollten sich auch die zweite Hälfte des Konzerts nicht entgehen lassen. Diese begann mit Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ und Garrett gab auch diesem Rockklassiker seine ganz eigene Note. Dann stellte er seine Band vor und spielte anschließend mit seinem Gitarristen „Duelling Banjos“ aus dem Film „Deliverance“, bei welchem das Publikum zunächst dem Duell zwischen Geige und Gitarre gebannt zuhörte, und dann begeistert mitklatschte. Bei Coldplays „Viva La Vida“ benutzte Garrett ein „Pedalboard“, mit dem er die Hintergrundmusik live aufnahm und dann abspielte, während er sich um die Hauptmelodie kümmerte.
Zwischendurch brachte Garrett sein Publikum mit einigen witzigen Anekdoten zum Lachen. So erzählte er beispielsweise davon, wie er eine Fälschung einer seiner Live-DVDs auf dem thailändischen Schwarzmarkt gefunden hat und sich im Gegensatz zu seiner Plattenfirma sehr darüber gefreut hat, es dorthin geschafft zu haben, oder wie er in seinem sehr unordentlichen Kinderzimmer in seinem Elternhaus in Aachen ein Hanuta fand und es aß, ohne sich Gedanken über das Verfallsdatum zu machen, dann aber feststellen musste, dass sich in der Verpackung ein Fußballweltmeisterschaftssammelsticker von Lothar Matthäus befand – aus dem Jahre 1990. Daraufhin kam mit Fritz Kreislers „Variationen über ein Thema von Corelli“ wieder etwas Klassisches und „Funiculi Funicula“ war das vorerst letzte Stück. Das Publikum belohnte David Garrett sowie seine ebenfalls sehr talentierte Band mit Klatschen und Standing Ovations. Als Zugabe gab es „We Will Rock You“ von Queen, aber auch damit gab sich das Publikum nicht zufrieden und wollte mehr.
Nach minutenlangem Klatschen wurde dann aber klar, dass das Konzert nach 21 Stücken aus so ziemlich jedem Bereich der Musikszene zu Ende war. Es war David Garretts vorerst letztes Konzert für die nächsten drei Monate, und man hat gemerkt, dass er unbedingt noch einmal sein Bestes geben wollte.
Trotz Gewitter war es ein beeindruckender und unterhaltsamer Abend, den man so schnell nicht vergessen wird. Auch die Verspätung nahmen die Leute gelassen hin, man hörte sogar Aussagen wie „Ich hätte auch sechs Stunden auf ihn gewartet“.
Zu Demaart
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