Die Sprache Pinters kann man lieben oder aber getrost als nichtssagend zu den Akten legen. Der Musterschüler des Absurden Theaters spaltete bis zu seinem Tod im Jahr 2008 das Publikum. Und selbst die Auszeichnung mit dem
Literaturnobelpreis stieß bei zahllosen Zeitgenossen auf Empörung und Widerstand. Und doch war und bleibt Harold Pinter einer der einflussreichsten Theaterautoren Großbritanniens. Mit seinem „Hausmeister“ gelang ihm der internationale Durchbruch. Von der Uraufführungsinszenierung, das erzählt uns ein Programmheftchen, gab es sage und schreibe 444 Vorstellungen.
„Der Hausmeister“ von Harold Pinter im TNL:
• Mittwoch und Donnerstag um 20 Uhr
• Am 6., 7. und 8. Juli um 20 UhrKontakt und Reservierung:
194, route de Longwy
L-1940 Luxemburg
Tel.: (+352) 26 44 12 70
www.tnl.lu
Die Neuinszenierung von Pol Cruchten hingegen, die am Montagabend im TNL aufgeführt wurde, hätte man sich womöglich sparen können, wären da nicht drei Schauspieler gewesen, die das Stück vor dem Debakel bewahrt haben.
Doppeltes Spiel
Vor allem Georg Marin, in der Rolle des sich einnistenden Landstreichers Davis, glänzt in seiner Darstellung. Mimik, Ausdruckskraft und Körperhaltung stimmen überein und harmonierten mit denen seiner Gegenspieler Mick und Aston, alle beide in gewissem Maße unverbesserliche Zwangsneurotiker, die sich auf ein absurdes Spiel einlassen, dessen Ende man nicht voraussieht.
Nickel Bösenberg (der vermeintliche Hausbesitzer Mick) zeigt sich impulsiv, sarkastisch und überzogen, Marc Baum, der verworrene Aston, hingegen erzählt in einem bewegenden Monolog die Geschichte seiner Verwirrung, wie er schließlich zur Elektroschockbehandlung gezwungen wurde und immer noch an den Folgen seiner Internierung leidet. Und wer leidet, leidet bekanntlich allein. In Harold Pinters „The Caretaker“ („Der Hausmeister“) versucht Davis die Schwächen seines neuen Mitbewohners zu seinen Gunsten auszunutzen. Intrigen entfachen – ein doppeltes Spiel, das in der Inszenierung von Pol Cruchten kaum ausgeprägt ist, geschweige denn an die Spitze getrieben wird.
Und so zieht das Stück samt Dialog während eineinhalb Stunden an uns vorbei, während unsere Blicke auf das Bühnenbild gerichtet sind, auf ein verlottertes und trostloses Wohnzimmer – einen Ort der menschlichen Vereinsamung, an dem die unbequeme Frage „Was soll ich machen? Wo soll ich hin?“ ertönt – eine Frage, die sich vermutlich jeder schon mal in seinem Leben gestellt hat. Und gerade das macht die Sprache Pinters aus. Sie spricht aus des Menschen Seele, aus unseren Herzen, schonungslos, unverblümt, als wäre sie dem Selbstzweifel abgetrotzt.
Zu Demaart
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