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Dirigenten-Legende Kurt Sanderling tot

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Einen Tag vor seinem 99. Geburtstag ist am Sonntag die ostdeutsche Dirigenten-Legende Kurt Sanderling in Berlin gestorben.

Die Nachricht teilte sein Sohn Stefan am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa mit. «Er ist friedlich im Kreise der Familie eingeschlafen», sagte er, der ebenfalls Dirigent ist.

Sanderling galt als einer der letzten großen Dirigenten seiner Generation. Er verfügte über ein reiches Repertoire. Geboren als Sohn einer jüdischen Familie in Ostpreußen, arbeitete Sanderling in Berlin noch mit Wilhelm Furtwängler und Erich Kleiber zusammen. Nach Hitlers Machtantritt emigrierte er in die Sowjetunion, die ihm eine neue Heimat wurde. Beruflich hatte er dort Erfolg: er wurde Dirigent der Leningrader Philharmoniker. Er musste aber auch die Folgen stalinistischen Terrors erleben. Sowjetische Musikerkollegen wie der Komponist Dmitri Schostakowitsch oder der Geiger David Oistrach waren ihm in Freundschaft verbunden.

Von Moskau zurück nach Ostberlin

Nach dem Krieg kehrte Sanderling 1960 nach Ostberlin zurück. Von 1960 bis 1977 war er Chefdirigent des Berliner Sinfonie-Orchesters (BSO). Kritiker meinten damals: er sollte aus dem Ensemble quasi ein Pendant zu den Berliner Philharmonikern mit dem Chef Herbert von Karajan machen. Der Künstler wirkte von 1964 bis 1967 auch als Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle.

Sanderling verfügte über ein reiches Repertoire: Sibelius, Mahler, Schostakowitsch, Bruckner, Kochan und Matthus. Sanderling, der eine Klavierausbildung hatte, musizierte mit Orchestern in Amerika, wie dem Los Angeles und dem New York Philharmonic Orchestra, dem Boston und dem Chicago Symphony Orchestra und dem Cleveland Orchestra. Seine Auftritte wurden in Zürich, Wien oder Tel Aviv gefeiert. 1995 ernannte ihn das Londoner Philharmonia Orchestra zum Ehrendirigenten.

Zu seinem 90. Geburtstag hatte er seine Memoiren über das Leben in drei Diktaturen unter dem Titel «Andere machten Geschichte, ich machte Musik» veröffentlicht. Erst im Mai war er mit dem Internationalen Schostakowitsch Preis Gohrisch geehrt worden.