Freitag12. Dezember 2025

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Anpassungsfähig wie ein Chamäleon

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ESCH - „It’s strange being in Luxembourg and not playing at the Atelier. But this is nice too“, sagt Moby und schaut verdutzt in die Gesichter der Konzertbesucher. Ob auch er sich verloren fühlt? So wie wir?

Eigentlich hätte Moby im Atelier auftreten sollen. Wie in all den Jahren zuvor. Da seine Konzerte jedoch schneller ausverkauft sind, als manch ein User sich durch das e-Ticket-Portal des Ateliers klicken kann, entschied man sich kurzerhand dazu, das Konzert in den Club der Escher Rockhal zu verlegen, um so weitere 500 Tickets in Umlauf zu bringen. Der Run auf die heiß begehrten Eintrittskarten hielt an und wieder verbuchte Moby nach wenigen Stunden „Sold out!“.

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Destroyed

Little Idiot 2011
www.moby.com

www.thelittleidiot.com

Melancholie in „slow motion“

Niemand weiß so genau, wer auf die stumpfsinnige Idee kam, das Konzert vom kleinen in den großen Saal der Rockhal zu verlegen. Moby selbst sollte sich skeptisch geäußert haben, ist doch bekannt, dass er intime Konzertbegegnungen bevorzugt. Da er sich zurzeit aber auf Promo- und Verteidigungstournee seiner neuen Platte „Destroyed“ (Little Idiot 2011) befindet, kann seine Zustimmung nur eine rationelle Entscheidung gewesen sein: Moby im „Main Hall“ der Escher Rockhal, ausverkauft, mit 3.000 Menschen.

Mehr Besucher wollte Moby dann doch nicht zulassen. Der Raum, abgetrennt durch einen schwarzen Vorhang, die Stimmung: kalt, eisig und erschreckend unpersönlich, ganz zum Leidwesen seiner treuen Fans, die verirrt durch die Halle liefen und Ausschau hielten, nach ein paar gemütlichen Plätzchen, möglichst weit vorne, damit sie einen Blick auf ihren über alles geliebten Moby werfen konnten.

Doch wer Moby kennt, der weiß, dass er anpassungsfähig wie ein Chamäleon ist. Wie gewohnt zeigte sich Richard Melville Hall zurückhaltend und überließ, wie zuletzt im Atelier vor zwei Jahren, seiner stimmgewaltigen Sängerin Joy Malcolm die Bühne. Und gleich zu Beginn stimmt sie ihn an, den sinnlich-poetischen Song „Why Does My Heart Feel So Bad?“ und legt mit ihrer souligen Stimme ihre Seele in Mobys Klassiker hinein.

Nur wenige Augenblicke später erklingt der Song erneut, von Moby selbst gecovert. Er klingt noch schwermütiger als das Original, langsam treibend und bedächtig – Melancholie in „slow motion“.

Prachtvoller Bildband

Alle Songs auf seinem neuen Epos „Destroyed“, so Moby, wurden nachts in Hotelzimmern geschrieben. Sie erwecken nächtliche Gefühlszustände zwischen beunruhigender Isolation und trostspendender Abgeschiedenheit, die der Tausendsassa in seinen elektronischen Songs hymnenhaft vertont.

Auf der Bühne reichen dem Multiinstrumentalisten, der sämtliche Schubladen aushängt und sein ganz eigentümliches Klanguniversum entfalten lässt, eine Violinistin, eine Cellistin, ein Schlagzeuger, zwei Synthies und eine Bassistin. Er selbst schlägt in die Saiten seiner Rhythmusgitarre und trommelt sich selbst und sein Publikum in Ekstase, gefühlte drei Stunden lang, bevor er sich zaghaft von ihm verabschiedet.

Übrigens: Moby hat sein neues Album „Destroyed“ zusammen mit einem Bildband veröffentlicht. Die gebundene Ausgabe umfasst 128 Seiten und enthält 55 Fotografien, die Moby selbst während seiner Tourneen auf der ganzen Welt aufgenommen hat. Ein prachtvoller Bildband!