„Die Polizei hat das Viertel aufgegeben“, meinte ein Interviewpartner gegenüber dem Tageblatt. Eine erschreckende Aussage, bei der man eher an von Bandenkriminalität beherrschte Viertel von Städten in weit entfernten Ländern denkt – aber doch nicht an unser idyllisches Luxemburg. Ein Luxemburg, das von Nicht-Ansässigen (offenbar) immer noch gerne als Land der Reichen angesehen wird, in dem sich jeder eine Villa leisten kann, ja, sogar der öffentliche Transport ist kostenlos. Wo gibt es denn so was?
Doch leider entspricht dieses utopische Bild nicht ganz der Realität. Jeder fünfte Einwohner ist armutsgefährdet und die soziale Schere geht immer weiter auseinander. Das „Garer Quartier“ ist eins dieser Viertel, in denen die sozialen und strukturellen Probleme Luxemburgs besonders sichtbar sind. Mit dem Trambau wurde zwar dessen äußeres Erscheinungsbild aufpoliert, wären da nur nicht all diese Obdachlosen, Drogendealer und Prostituierten. Der Versuch, die Armut kurzerhand zu verbieten, um so das Straßenbild zu „säubern“, ist kläglich gescheitert.
Hinzu kommt, dass die Polizei – zumindest einige schwarze Schafe darunter – nicht zur Verbesserung der Lage in dem Viertel beiträgt, sondern Teil des Problems ist. Es ist die Rede von Polizeigewalt, Drogenkriminalität und einem äußerst fragwürdigen „Verdienstsystem“: Zustände, die allmählich an die korrupte Stadt Gotham aus dem DC-Universum erinnern.
Auch das Anheuern einer privaten Sicherheitsfirma, die in der Hauptstadt nach dem Rechten sehen sollte, ist äußerst bedenklich. Einerseits zeugt das von der Ohnmacht der Polizei vor Ort, andererseits zeigt es, wie weit es inzwischen gekommen ist. Das Unsicherheitsgefühl in dem Viertel wächst und auch diese zweckmäßig abgestellte „Ersatzpolizei“, die aber (zum Glück) nicht über die gleichen Vollmachten wie die eigentliche Polizei verfügt, ist nur ein Pflaster auf der klaffenden Wunde.
Das System ist krank, es reicht nicht mehr, nur die Symptome zu bekämpfen und zu hoffen, dass die Probleme sich von selbst lösen. Wir brauchen jemanden (oder im besten Fall mehrere Leute), der sich nicht davor scheut, den Einflussreichen in die Suppe zu spucken. Jemand, der sich wie ein Schild vor die Bedürftigen stellt und bereit ist, dafür auch (zumindest figurativ) Prügel einzustecken und sich unbeliebt zu machen. Wo bleibt unser Batman? Ein Batman, der nicht zur Selbstjustiz greifen muss und sich aufgrund seiner Taten als heilbringender Erlöser propagiert.
Traurige Tatsache, dass man sich überhaupt erst so jemanden wie Batman wünscht. Es ist Aufgabe der Politiker und der örtlichen Behörden Luxemburgs, sozial-strukturelle Probleme wieder in den Griff zu bekommen.
Doch die bisherigen Bemühungen der Polizei haben nichts gebracht, Aufenthaltsverbote bringen nichts, private Sicherheitsfirmen bringen nichts. Welche Maßnahme ziehen die Verantwortlichen als Nächstes aus der Trickkiste? Werden irgendwann gepanzerte Polizeiwagen mit schwer bewaffneten Beamten durch die Straßen ziehen? Das Bahnhofsviertel darf sich nicht zu einem Ort entwickeln, den sogar die Polizei meidet.
Das Bahnhofsviertel zeigt das absolute Versagen unseres grünen Polizeiministers. Gestern hatte ich etwas im Bahnhofsviertel zu kaufen, dieses trauriger Weise mit einer verbotenen Waffe für meine eventuelle Verteidigung gegen die "bedürftigen" Dealer.
@ Jocker
Sie haben absolut Recht.
Es gehört schon etwas Chuzpe dazu einen Drogendealer oder Messerstecher als "Bedürftigen" zu bezeichnen. Wenn unsere Justiz keine Mittel hat diese Nasen dauerhaft von der Straße zu bekommen dann haben wir ein Problem das auch Batman nicht schlichten kann. Was erwarten wir denn von einem Flüchtling der alles verloren (oder aufgegeben) hat und alles gesehen hat? Denen wird es in einem luxemburger Gefängnis besser gehen als zuhause im Staub zerbombter Häuser. Es muss für jeden eine Arbeit geben,ob er sie will oder nicht. Aber als "freischaffender" Dealer oder Einbrecher hat man es einfacher.