Laien, die sich edle Tropfen kaufen möchten, sind am Weinregal des Supermarktes oftmals ob der Angebotsvielfalt schlicht überfordert. Wie findet man trotzdem das Produkt, das dem eigenen Geschmack entspricht? Daisy Schengen hat sich beim Weinexperten Jean-Marc Hubertus erkundigt.
Die richtige Probiertechnik
Zuerst erfolgt die Begutachtung der Farbe im Glas. Um eine Vermischung mit den Farben aus der Umgebung zu vermeiden, sollte sie vor einem neutralen weißen Hintergrund erfolgen.
Anschließend den Wein mehrfach kurz schlürfen, dann schwenken, eine Zeit lang im Mund behalten und dann ausspucken. So bekommt man ein Gesamtbild und kann die Länge des Abgangs abschätzen.
„’Tränt› nach dem Schwenken viel Wein von den Glaswänden herab, handelt es sich um einen besonders gehaltvollen Tropfen“, beschreibt der Profi. Außerdem verrät die Farbe des Weins viel über sein Alter, seine Intensität und Herkunft. „Je dunkler ein Weißwein ist, desto reifer ist er, während helle Farbspiele bei Rotwein für gehobenes Alter sprechen.“
egriffe wie „Gaumen, Nase, Abgang“ beschreiben den Geschmack. Die Aromen des Weins nehmen wir mit der „Nase“ auf, den Geschmack über den „Gaumen“. Über die Zunge schmecken wir süß, sauer, salzig oder bitter. Der „Abgang“ beschreibt die „Länge des Nachhalls“, nachdem wir den Wein hinuntergeschluckt haben.
Nicht nur für Laien gilt, den Wein zu kaufen, der einem persönlich am besten schmeckt. „Für mich ist ein guter Rotwein einer mit schöner Frucht, einem angenehm runden Geschmack und einem langen Abgang. Da jeder von uns einen unterschiedlichen Geschmack hat, werden wir uns nie auf eine genaue Qualitätseinschätzung einigen“, so Jean-Marc Hubertus.
Welches Glas für welchen Wein?
Für rote, körper- bzw. gerbstoffreiche Gewächse ist die runde Burgunderform zu empfehlen. Weißweine kommen , mit ihren fruchtigen und oft intensiven Aromen dagegen sehr gut in Gläsern mit einer typischen Tulpenform zur Geltung, schildert der Fachmann.
Er empfiehlt, das Glas nie voller einzuschenken als bis zur weitesten Stelle der bauchigen Öffnung. Dann erst ist der Weingenuss mit Farbbetrachtung, Schwenken, Riechen und Verkosten möglich. „Schwere und volle Rotweine, zum Beispiel Bordeaux oder Burgunder, entfalten sich in breiteren, leicht voluminösen Gläsern am leichtesten. Auch bei schweren Weißweinen hilft ein ‹breites Glas’“, beschreibt der Experte.
Dass für Weißweine stets ein kleineres Glas benutzt wird, liegt an den oft dezenteren und feinen Aromen, die sich in einem zu großen Glas leicht verlieren, erklärt er. Außerdem erwärmt sich gekühlter Wein in einem kleinen Glas nicht so schnell wie in einem großen.
Welcher Wein zu welchem Käse oder Gericht?
„Die Antworten auf diese scheinbar einfachen Frage sind endlos!“, sagt Jean-Marc Hubertus. In der Tat gibt es keine einzig richtige Antwort zur Kombination von Speisen und Weinen. Pauschal lässt sich festhalten, dass trockene Weißweine gut zu süßen oder leicht gereiften Käsesorten passen sowie zu frischen Ziegenkäsen.
Süße Weißweine eignen sich für kräftigen oder reiferen Käse, wie Blauschimmelkäse. Tanninhaltige rote Weine sind schwieriger mit Käse zu kombinieren, hierzu passen am besten kräftigere gereifte Hartkäsesorten.
Serviert man eine Auswahl an leichten weißen Weichkäsesorten wie Brie, empfiehlt sich ein leichter und fruchtiger Rotwein darin.
Die richtige Wein-Käse-Kombination ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Eine Möglichkeit, Wein und Käse während einer Mahlzeit zu kombinieren: Unabhängig von der Farbe des Weins sind es vor allem die Terroirs (Anbau- bzw. Herkunftsgebiete), die die besten Verbindungen schaffen. Als Beispiel nennt Jean-Marc Hubertus ein „Crottin de Chavignol“, der wunderbar zu einem Sancerre-Wein (weiß oder rot) passt oder Münsterkäse zu einem Gewürztraminer.
Rot, Weiß oder Rosé?
Bevor man sich der Farbe des Weins widmet, sollte man sich folgende Fragen stellen: Zu welchem Anlass möchte man ihn trinken, zu welchem Gericht ihn servieren und wie viel möchte man dafür ausgeben?
Trocken, halbtrocken oder lieblich?
Die drei Begriffe erklären, wie hoch der Zuckeranteil im Wein ist, sagt Jean-Marc Hubertus. Der Experte weist auf eine EU-Verordnung (2002) hin, die die „Geschmacksangaben für Wein in der gesamten Europäischen Union“ festlegt. Vor allem im deutschen Sprachraum findet man diese Bezeichnungen in Bezug auf Wein, in französischsprachigen Ländern wird meistens darauf verzichtet.
„Vins du monde 2019“
Vom Dienstag bis zum 7. April lädt Cactus seine Kunden in die Galerie des Einkaufszentrums Belle Etoile in Bartringen zu einer besonderen „Weltreise“ ein. 335 Weine aus 16 Ländern warten darauf, verkostet zu werden.
Das Hauptaugenmerk bei der 20. Ausgabe des Weinfestivals liegt in diesem Jahr auf Tropfen aus Italien, Spanien, Australien oder auch Südafrika. Neben dem Geschmack wartet „Vins du monde“ bei 66 Weinen mit Rabatten von 25 Prozent und mehr auf, rund 140 „Coups de coeurs“ können die Kunden beispielsweise in den Geschäften in Remich, Bettemburg, Esch oder auch Ingeldorf probieren.
Unter den ausgesuchten Tropfen sind auch zwei vegane Weine, die das Zeug zum Lieblingsprodukt haben: Die australischen „Flavabom 2017 Field White“ und „Flavabom Vine-Dried Shiraz 2017“ sind solide gemachte Anfänger-Weine für einen Grillabend unter Freunden oder eine Meeresfrüchteplatte, trinkfertig, ohne lange Lagerungszeit und mit einem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis.
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