Seit 2018 ist in Luxemburg die „Afrikanische Riesenzecke“ nachgewiesen. Die Art messe bis zu sechs Millimeter und sei damit größer als die Zecken, die in Luxemburg heimisch sind, erklärt Lieke Mevis, Umweltberaterin von „natur&ëmwelt asbl“.
Dr. Alexander Weigand ist zoologischer Kurator beim Nationalmuseum für Naturgeschichte (MNHN) und forscht über die biologische Vielfalt sowie die Verbreitung von Arten und ihre evolutionären Verbindungen. Mit seinen Kolleginnen Joana Teixeira und Svenja Christian veröffentlichte er im Oktober 2020 eine Überblicksdarstellung über die Sichtung der Hyalomma-Art sowie die Verbreitung der Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) zwischen 2015 und 2020 in Luxemburg. Darin heißt es, dass die Hyalomma-Zecke zum ersten Mal in Düdelingen gesichtet wurde. Zwei weitere Sichtungen gab es im Sommer 2020 – ein Männchen in Befort und ein Weibchen in Aspelt.
Die Hyalomma, die sogenannte Afrikanische Riesenzecke, bevorzugt subtropische Gebiete in Asien und Afrika. Diese Art ist eine sogenannte Zwei-Wirt-Zecke. Ihre Larven und Nymphen entwickeln sich zunächst auf einem Wirt – auf Tieren wie Igel, Hasen oder bodenbewohnenden Vögeln, schreiben die Forscher. Später befallen sie einen zweiten Wirt, darunter befinden sich „Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen, Kamele, Hirsche, Wildschweine und Menschen“, heißt es weiter. Diese dienen auch als Transportmittel für die Zecke, die sie von einem Ort zum anderen „per Anhalter“ mitnehmen.
„In Europa sind traditionelle Rastgebiete von Zugvögeln wie die Camargue (Frankreich) prädestiniert als ‚Einflugpunkte’“ für die kleinen Blutsauger, die zur Gruppe der Spinnentiere gehören, schreiben die MNHN-Experten. Als mögliche Ursachen für die Verbreitung dieser Zeckenart gen Norden machen sowohl die MNHN-Forscher als auch die Expertin von „natur&ëmwelt“ den Klimawandel und die Globalisierung aus.
Gesichtet ist nicht gleich heimisch
„Es ist ein von Menschen gemachtes Problem“, sagt Lieke Mevis. Während die Verbreitung der Zecken durch Zugvögel rar sei, seien die Transporte von Huftieren – wie Rinder und Pferde – häufiger an der Zahl. „Wir fahren die Tiere durch die ganze Welt“, daher auch die Verbreitung von Arten und Sichtung von einzelnen Exemplaren in weit entfernten Gebieten als die ursprüngliche Umgebung der Zecken.
„Eine Sichtung bedeutet aber nicht, dass sich in dem jeweiligen Umfeld eine Population (Gesamtheit aller Individuen einer Art, Anm. d. R.) etabliert hat“, unterstreicht Mevis. Das sei bei der Hyalomma-Zecke für Luxemburg noch nicht der Fall.
Nach Daten des Nationalmuseums für Naturgeschichte seien bisher in Luxemburg „drei Sichtungen“ einer Hyalomma marginatum, so die wissenschaftliche Bezeichnung der Afrikanischen Riesenzecke, die in den Subtropen heimisch ist, erfolgt. Die erste Sichtung einer Riesenzecke hierzulande erfolgte 2018, in einem Reitstall im Süden Luxemburgs, so Mevis.
Überträger von „Krim-Kongo-Fieber“
„Die Hyalomma-Zecke gilt als wichtiger Träger für das ,Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber-Virus’“, schreiben die Forscher des Nationalmuseums für Naturgeschichte in ihrer Studie. Diese Erkrankung zeichnet sich durch Blutungsneigungen im Verlauf aus. Meistens verlaufe die durch Zecken übertragene Viruserkrankung symptomfrei, in seltenen Fällen könne sie tödlich enden, schreibt das Niedersächsische Landesgesundheitsamt in einem Online-Merkblatt.
Oft werde das „Krim-Kongo-Fieber“ mit der Frühsommerlichen Meningo-Enzefalitis (FSME) oder der Borreliose aufgrund der Übertragungsart verwechselt, so die Experten aus Niedersachsen. Jedoch gäbe es bis heute – im Gegensatz zur Borreliose – keine Impfung gegen die Viruserkrankung.
Sorgen und Ängste in Bezug auf die Verbreitung des „Krim-Kongo-Fiebers“ in Luxemburg ordnet Lieke Mevis als unbegründet ein. Dass die Zeckenart hier sei, bedeute nicht, dass diese Exemplare auch die Krankheiten in sich trügen. „An den in Luxemburg gesichteten Exemplare wurde das ‚Krim-Kongo-Fieber’ bisher nicht nachgewiesen“, unterstreicht Mevis.
Tipps für Spaziergänger
Zecken halten sich in hohen Gräsern oder im Gebüsch auf. Dort lauern sie auf ihren Wirt. Damit der nächste Ausflug in Wald und Wiesen möglicherweise ohne Zeckenbesuch verläuft, hat die Beraterin bei „natur&ëmwelt“ Lieke Mevis folgende Tipps:
– Lange und helle Kleidung tragen: Dadurch wird für die Zecke der Zugang zum Körper erschwert. Helle Kleidung macht die winzigen Tierchen sichtbarer für das menschliche Auge und hilft, sie früher zu entdecken, bevor sie sich am Körper festsaugen.
– Geschlossene Schuhe stellen eine weitere Barriere für Zecken dar.
– Nach Möglichkeit, nach dem Spaziergang die Wanderkleidung ausziehen und sofort duschen. „Dadurch reduziert man das Risiko eines Zeckenbisses und einer Ansteckung, da man beim Duschen auf der nackten Haut die Zecke leichter findet und gegebenenfalls rechtzeitig entfernt“, erklärt Mevis.
– Falls sich die Zecke doch festgebissen hat, bitte nicht mit Öl oder Alkohol betäuben. Wenn man sie damit traktiert, riskiert man, dass sie in der Notsituation Sekrete in die Wunde absondert.
– Um die Zecke zu entfernen, sollten eine Zeckenkarte oder -zange benutzt werden. In der Apotheke gibt es eine große Auswahl an Werkzeugen zur Entfernung.
– Die Einstichstelle sollte beobachtet werden, ob sie sich rötet, anschwillt oder verändert. Mevis’ Tipp, den sie von einem Arzt bekommen hat, lautet: „Mit einem Stift die betroffene Hautstelle markieren.“ So falle die Beobachtung leichter und eventuelle Veränderungen könnten schneller bemerkt werden. Wenn man Veränderungen feststellt, sollte man einen Arzt aufsuchen.
– Bleibt doch ein Teil der Zecke im Körper, sollten Betroffene zum Arzt gehen.
– Hat man trotz aller Vorsicht eine Zecke „erwischt, ist das kein Weltuntergang“, beruhigt Lieke Mevis. Auch das komme manchmal in der Natur vor.
bleift doheem!!!!!
@Oder so:tiptopen Kommentar.
Klimawandel Gewinner, wie die Grünen in Luxembourg an die Macht kamen und wie man sich gegen die Plagegeister schützt??