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6.941 Kilometer Von Senningen bis an die Nordsee, mit einem Zwischenstopp im Donaudelta

6.941 Kilometer  / Von Senningen bis an die Nordsee, mit einem Zwischenstopp im Donaudelta
Steven Weinberg und Marie-Xavier Lassauzet an der Nordsee Foto: Steven Weinberg

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6.941 Kilometer fuhren Steven Weinberg und seine Frau Marie-Xavier durch Europa: von Senningen bis ins Donaudelta und von dort an die Nordsee. Und das Ganze in einem Peugeot aus dem Jahre 1930.

Vor fast genau einem Jahr schrieben wir an dieser Stelle über Steven Weinberg und seine Frau Marie-Xavier, die in einem Peugeot 201 aus dem Jahr 1930 über 6.000 Kilometer durch Europa fuhren: von Senningen bis zur Quelle des Rheins, dann die Rhône entlang bis zu ihrer Mündung ins Mittelmeer und schließlich die Loire von deren Quelle bis an die Atlantikküste und wieder nach Hause.*

Eigentlich sollten es fünf Flüsse werden. Dieses Jahr vervollständigte das Paar seinen ursprünglichen Plan und fuhr die Donau und die Elbe entlang. Am 12. Mai fiel der Startschuss für die erste Etappe von Senningen nach Breuschwickersheim im französischen Departement Bas-Rhin. Von dort ging es die Donau entlang bis ins rumänische Murighiol am Schwarzen Meer.

Der Reiseverlauf
Der Reiseverlauf Foto: Steven Weinberg

Nach einer kurzen Durchfahrt durch den untersten Zipfel der Ukraine ging es ins Riesengebirge und von dort die Elbe entlang an die Nordsee. Wer eine lange Reise macht, hat viel zu erzählen, doch die interessantesten Geschichten liefern die Momente, in denen es Probleme gab, sagt Steven. Glücklicherweise seien sie aber bis zum Schluss von schweren Pannen verschont geblieben. Es habe zwar etliche Reparaturen gegeben, was bei einem Auto aus dem Jahr 1930 nicht verwunderlich ist, aber es seien niemals aufwendige gewesen. „Alle Pannen konnten recht schnell behoben werden.“ Eigentlich ein Wunder, denn die Straßen seien in einigen Gegenden schrecklich gewesen, sagt Marie-Xavier.

Am nervenaufreibendsten und zeitaufwendigsten seien die Grenzübergänge in und aus der Ukraine gewesen, die Steven detailliert auf seinem Blog beschreibt. Das Paar fuhr nur wenige Stunden durch das Land, doch fast ebenso viel Zeit verbrachte es bei den Grenzkontrollen ins und aus dem Land. Fragen wie „Warum kommen Sie in die Ukraine? Wohin wollen Sie? Was ist Ihr Beruf?“ seien verständlich in einem Land, wo in großen Teilen Krieg herrscht, sagt Steven.

Weniger verständlich seien die peinlichen Untersuchungen der Medikamente gewesen, die das Paar bei sich hatte. Richtig absurd sei es geworden, als ein Grenzbeamter vergeblich nach der Fahrzeug-Identifizierungsnummer des fast hundert Jahren alten Autos in den Fahrzeugpapieren suchte – eine Nummer, die es 1930 noch nicht gab. „Mit einer Lupe untersuchte ein Beamter die Wagenpapiere. Ich weiß nicht, was er zu finden hoffte.“ Hinzu kommt, dass keiner von den Grenzbeamten auch nur ein Wort, geschweige denn Französisch oder Deutsch sprach.

Hilfsbereite Menschen

Abgesehen von den langen Wartezeiten beim Grenzübergang in und aus der EU waren Steven und Marie-Xavier allerdings begeistert von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in den ärmsten Regionen Europas. Wie z.B. in Târgu Secuiesc, in Siebenbürgen, dort stand mal wieder eine Reparatur an, die von einem Mechaniker vor Ort durchgeführt wurde. Eine Bezahlung habe dieser abgelehnt. „Noch einer, der dem Charme der ,Charmante‘ erlegen ist“, schreibt Weinberg in seinem Blog (s. unten).

6.941 Kilometer legte das Ehepaar in sieben Wochen zurück; Hunderte von Fotos hat Steven gemacht. Jeden Tag habe er zudem zwei, drei Stunden damit verbracht, seine Erlebnisse in seinem Blog aufzuschreiben. Bis zum 29. Juni lief alles ohne größere Zwischenfälle fast wie am Schnürchen. In Cuxhaven an der Nordsee machten Steven und Marie-Xavier ihr „offizielles“ Abschlussfoto der Reise.

Den größten Teil des Abenteuers hatte das Ehepaar hinter sich. Ab Cuxhaven sollte es durch die Niederlande nur noch zurück nach Luxemburg gehen, doch in der Nähe von Gronningen krachte ein anderes Auto von hinten auf die „Charmante“ (so hatte das Paar den Wagen getauft). Die beiden kamen zwar mit einem leichten Schleudertrauma davon, doch für ihren Peugeot bedeutete es das Ende.

Die noch teilweise aus Holz gebaute Karosserie war gebrochen, die Türen hielten nicht mehr zu. An ein Weiterfahren war nicht mehr zu denken, ebenso wenig an eine Reparatur, die viel zu teuer gewesen wäre. Nur das Nummernschild haben sie als Andenken behalten.

Marie-Xavier und Steven mit ihrem letzten Andenken an ihren Peugeot 201
Marie-Xavier und Steven mit ihrem letzten Andenken an ihren Peugeot 201 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Es sei dies sein letztes Abenteuer per Auto gewesen, sagt Steven. Sein erstes war es nicht. U.a. fuhr er zwei legendäre Rennen aus der Anfangszeit des Automobilsports nach: das Rennen Peking-Paris aus dem Jahre 1907 sowie das Rennen New York-Paris aus dem darauffolgenden Jahr. Letzteres, das große Rennen rund um die Welt, fuhr er 2010 nach: 33.500 Kilometer mit einer 4CV in sieben Monaten durch die USA, Japan und Russland.

Kann ein Abenteurer wie er denn ohne Abenteuer leben? Gibt es nicht immer ein nächstes? Steven lächelt verschmitzt. „Einen anderen Oldtimer kaufe ich mir nicht mehr. Aber ich bereite ein Buch über die Flora und Fauna (Steven ist Biologe) des karibischen Meeres vor. Im November fliegen wir nach Martinique und Guadeloupe, um Recherchen vor Ort zu machen. Tauchen ist ja weit weniger anstrengend als Autofahren.“

(Einen detaillierten Reisebericht und viele Fotos finden Sie unter www.weinberg.lu.)

* Die Erlebnisse der Reise entlang des Rheins, der Rhône und der Loire, mit zahlreichen Fotos, veröffentlichte Steven Weinberg im Buch „La charmante a osé“, erhältlich beim Autor. Die Details finden Sie unter www.weinberg.lu/la-charmante-le-livre.

JJ
25. Juli 2023 - 19.26

@Flor, genau. Hätte missen an de Musee.Den Auto an d'Chauffeuren.

Flor
25. Juli 2023 - 16.59

Schued dass deen Oldie op déi Art a Weis zerstéiert gouf.

JJ
25. Juli 2023 - 9.10

Nostalgie pur in Zeiten von CO2 Bekämpfung und Klimawandelhysterie. Mal was anderes. Hier in Frankreich sind die Autos auch älter als die Fahrer. Das hat aber finanzielle Hintergründe.Ein Habeck würde hier nicht weit kommen.