Dienstag30. Dezember 2025

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Tour de France: Der „Erfinder“ der Pyrenäen

Tour de France: Der „Erfinder“ der Pyrenäen

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Geo Lefèvre ist der «Erfinder» der Tour de France, Henri Desgrange gilt als deren Vater. Der Luxemburger Alphonse Steines aber darf das Verdienst für sich beanspruchen, der Rundfahrt historische Ausmaße verliehen zu haben. Durch ihn kamen die Pyrenäen in die Tour. 

Von Petz Lahure, Col du Tourmalet

Mit richtigem Namen hieß er Jean Stenges, genannt wurde er Alphonse Steinès, mit einem «Accent grave» auf dem e. Diesem Steinès verdankt die Tour de France das Hochgebirge, allen voran die Pyrenäen. Mit einer Hartnäckigkeit sondergleichen sprach der Luxemburger bei Direktor Henri Desgrange vor, um die Rundfahrt spannender zu gestalten und sie in das Abenteuer Pyrenäen einzulassen. Erst nachdem er selbst das Gebiet um den Tourmalet ausgekundschaftet hatte, willigte Desgrange ein. Dass Steinès dabei in den Schneemassen fast ums Leben gekommen wäre, verschwieg er seinem Chef geflissentlich (siehe Auszug seines Berichts an anderer Stelle).

Wer war eigentlich dieser Alphonse Stenges, alias Steinès, durch den die Pyrenäen 1910 in die Tour de France kamen? Geboren wurde er am 25. August 1873 in Ahn (Gemeinde Wormeldingen), sein Vater gab ihm den Vornamen Johann. Schon als 14-Jähriger wanderte der Bub nach Paris aus, wo er die «Ecole des Arts et Métiers» besuchte. Mit 15 bekam Johann, aus dem inzwischen ein Alphonse geworden war, sein erstes Fahrrad. Die Begeisterung für den Drahtesel hielt bis ans Lebensende an.

Ein Arbeitssüchtiger

Sehr früh kam Alphonse Steinès mit dem Journalismus in Berührung. Zuerst arbeitete er bei Le Vélo, später während 18 Jahren in der Redaktion der Zeitschrift L’Auto-Vélo, die für alle großen Rennen wie die Tour de France oder Paris-Roubaix verantwortlich zeichnete. Danach war Steinès tätig für Le Petit Journal, Le Matin und den «Automobile-Club» von Paris, für die er Rad- und Autorennen organisierte.

Der arbeitssüchtige Luxemburger wurde Pressechef des «Touring Club de France», Präsident der «Union Cycliste de Paris», er gründete die «Oeuvres des soldats luxembourgeois engagés volontaires», amtierte als Kassenrevisor des Sportjournalistenverbandes, rief das «Syndicat de la presse sportive et touristique» ins Leben und versuchte sich nebenbei als Werbechef der Firmen Cicca, Browden und Brampton.

Steinès, der 1924 anlässlich der Olympischen Spiele von Paris mit dabei war, als die «Association internationale de la presse sportive» (AIPS) gegründet wurde, gilt auch als Initiator der 1929 gegründeten «Association luxembourgeoise des journalistes sportifs» (ALJS), die später in «Association luxembourgeoise de la presse sportive» (ALPS) und 2007 in «sportspress.lu» umbenannt wurde.

Auszeichnung vom Luxemburger Staat

Steinès ist auch der geistige Vater der organisierten Luxemburger Sportbewegung. Auf seinen Appell hin wurde 1908 die «Fédération des sociétés luxembourgeoises de sports athlétiques» (FSLSA) ins Leben gerufen, die mehrere Sportarten gruppierte. Eine nach der andern aber machten diese sich später selbständig. Im Jahr 1930, als nur noch der Fußball der FSLSA angehörte, wurde der Name in «Fédération luxembourgeoise de football» (FLF) geändert.

Steinès, der für seine Zeitungen von 26 Tours de France berichtete, starb am 22. Januar 1960 in Paris. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Weimerskircher Friedhof. Vom französischen und vom Luxemburger Staat erhielt er als Anerkennung für seine Verdienste die Auszeichnungen als «Chevalier de la Légion d’honneur» und als «Officier de la Couronne de chêne».


Steinès erzählt …

(Auszug aus einem Artikel aus dem Jahre 1959, ein Jahr vor seinem Tod)

(…) «Comme je l’avais promis au patron, je partais donc avec mon vélo pour un raid de reconnaissance dans les quatre cols, d’où j’ai failli ne jamais revenir vivant. Le métier de journaliste a ses risques, parfois mortels. J’en ai fait la redoutable expérience. Les guides de Barèges peuvent en témoigner. J’en subis encore, à 86 ans, les conséquences.

Il me faut revenir sur mes mésaventures tragiques du Tourmalet, où, la nuit, dans les ténèbres, j’étais perdu et seul dans le désert glacé, à me débattre et à ne pas vouloir mourir dans une montagne hostile et inconnue, d’une altitude de 2225 mètres, recouverte d’une épaisseur de 4 mètres de neige, sur une étendue de 10 kilomètres. Des équipes de guide de Barèges et de Sainte-Marie-de-Campan, parties à mon secours, ne m’ont pas retrouvé. Je me suis sauvé tout seul, mais non sans mal et non sans de terribles dangers, après avoir vécu, des heures durant, dans une angoisse mortelle, sans aide, sans assistance, et dans le silence sinistre et nocturne de la haute montagne.

A Gourette j’ai appris qu’une grosse Mercedes avait voulu faire comme moi, franchir le col, mais au lieu d’être à vélo, elle était sur quatre roues avec quatre passagers y compris le conducteur. Elle avait dérapé sur le terrain fait de cailloux roulants à cet endroit, et s’était retournée 400 m plus bas. La voiture était en miettes et les voyageurs dans un monde meilleur. Quatre morts, cela jette un froid, surtout quand on vient de frôler la ‚grande faucheuse‘, la veille et l’avant-veille …»

(Nach diesem Abenteuer kabelte Steinès seinem Chef nach Paris: «Die Pyrenäen sind mit dem Fahrrad passierbar …»)