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Steelers: Düdelingen hat das einzige Flag-Football-Damenteam in Luxemburg

Steelers: Düdelingen hat das einzige Flag-Football-Damenteam in Luxemburg

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Noch nie etwas von Flag Football gehört? Bei dieser dem American Football ähnlichen Sportart werden die Beweglichkeit, das Geschick und der Teamgeist gefördert. Die Damenmannschaft der Dudelange Steelers geht diesen Eigenschaften auf den Grund.

Jeden Montag- und Freitagabend steht das J.-F.-Kennedy-Stadion in Düdelingen ganz im Zeichen des Footballs. Abgetrennt von der American-Football-Mannschaft der Dudelange Steelers studiert eine kleine Trainingsgruppe, genauer gesagt die Frauensektion des Vereins, Spielzüge ein und arbeitet an ihrer Wurftechnik. Dass ebenfalls Damen bei den Steelers das Sagen haben ist erst seit rund einem Jahr der Fall.

«Der Vorstand der Steelers hatte vor einiger Zeit die Idee, auch etwas für Frauen anzubieten. Da Frauen aber eher sensibler Natur sind, entschied man sich dazu, Flag Football auszutesten. Die Regeln sind in etwa die gleichen wie im American Football, doch die Verletzungsgefahr ist deutlich niedriger, weil diese Sportart wesentlich kontaktarmer gespielt wird», erklärt Ana Cruz, Receiver des Teams. Im Dezember 2017 war es schließlich so weit: Das «Projekt» einer Frauenmannschaft wurde zu diesem Zeitpunkt ins Leben gerufen. Freundinnen von Spielerinnen hatten sich zusammengetan, um diesen Verein zu gründen.

Football ist aber wahrlich nicht die typische Frauensportart. Deshalb erscheint es den meisten wohl auch ein wenig merkwürdig, wenn Frauen dieser Aktivität nachgehen. «Es ist alles andere als die klassische Sportart für das weibliche Geschlecht. Wir haben als Team auch schon etliche Male versucht, auf ‹Braderies› oder anderen Veranstaltungen Werbung für uns zu machen. Doch wenn die meisten Mädchen nur den Begriff American Football hören, sind sie schon etwas abgeschreckt. Dann nützt es auch nichts zu erklären, dass es an sich viel softer ist, als man das vielleicht denken mag. Aber es macht einfach Riesenspaß, auch deshalb, weil es sehr strategisch ist. Und es kann nicht so schlimm sein, denn ich bin auch ein kleines Sensibelchen», gesteht Ana Cruz.

Erste Wettkampf-Luft geschnuppert

Bisher stehen neben der 28-Jährigen noch neun weitere Spielerinnen im Kader. Zwei Trainer betreuen das Team. Es ist das einzige Flag-Football-Frauenteam in Luxemburg. In Mamer gibt es jedoch mit den «Warriors» noch eine Flag-Football-Mannschaft für die Männer. Beide Teams nahmen kürzlich bei einem Turnier im niederländischen Den Haag teil. Die Damen konnten somit ihre Talente gegen mexikanische, US-amerikanische und schottische Teams unter Beweis stellen.

Dass die weibliche Garde der Dudelange Steelers an solchen Turnieren teilnimmt, hat eher Seltenheitswert. Denn erst im Mai 2018 schnupperten die zehn Sportlerinnen in Utrecht beim «King Bowl» zum ersten Mal Wettkampfluft. Dass bei der Premiere noch nicht alles geklappt hat, versteht sich fast von selbst. «Training ist halt Training. Das hat rein gar nichts mit dem eigentlichen Wettkampf zu tun», sagt Marc Watry, einer der beiden Coachs.
Die Athletinnen sind es bisher nicht gewohnt, unter diesen Bedingungen auf dem Spielfeld zu stehen. Aufregung macht sich deshalb noch bei ihnen breit. «Ich bin während den Begegnungen richtig angespannt. Wir müssen uns erst einmal die Chance geben, erste Erfahrungen auf diesem Niveau zu sammeln», gibt die Nummer zehn der Mannschaft zu verstehen.

In den Sternen steht noch, ob das Team jemals zum Tackle-Football übergehen wird. Coach Watry legt den Fokus vorerst lieber auf diese Variante, wo sie langsam, aber sicher Fortschritte machen sollen. «Am Anfang plädierten noch einige meiner Schützlinge dafür, zum Tackle Football überzugehen. Ich glaube, dass diese Idee aber mittlerweile vom Tisch ist. Die Begeisterung hält sich in Grenzen.» Auch Ana Cruz sieht die Zukunft der Düdelinger Mannschaft eher in dieser Version. «Für mich kommt ein Wechsel gar nicht infrage. Warum auch? Als Spielerin empfindet man bei dieser Variante genauso viel Spaß wie beim American Football. Ich verstehe aber, wenn manche Männer Probleme mit meiner Aussage haben könnten», schmunzelt sie.

Spielerinnen gesucht

Die Verantwortlichen des Vereins hoffen, dass sie demnächst noch einige Neuzugänge im Team begrüßen dürfen. «Das wäre optimal, denn das würde uns natürlich auch einen größeren Spielraum in den Trainingseinheiten verschaffen. Wenn nämlich eines der Mädchen durch die Arbeit oder eine Verletzung nicht mitmachen kann, wird es schwierig, einen reibungslosen Trainingsablauf zu garantieren», bedauert der Übungsleiter. Doch trotz der wenigen Anzahl an Spielerinnen ist innerhalb des Teams schon ein richtiger Teamspirit entfacht. Jede von ihnen ist gewillt, hart an sich zu arbeiten. «Viele von uns wollen auf keinen Fall das Training verpassen. Nur wenn man sich gegenseitig besser kennenlernt, kann man als Mannschaft zusammenwachsen. Oft fühle ich mich sogar quasi dazu ‹gezwungen›, zum Training zu erscheinen, denn ich weiß, dass das Team auf einen wartet», gesteht Ana Cruz.

Selbst die doch etwas härteren Wetterbedingungen lassen die Euphorie nicht im Keim ersticken. «Natürlich ist es anders als bei anderen Mannschaftssportarten wie Basketball oder Handball, wo man immer in den Hallen trainiert. Hier muss man auch mal bei Eiseskälte und Regen seine Frau stehen. Es fällt einem am Anfang ein wenig schwer, aber es gibt keine Ausrede, unter diesen Umständen nicht zu trainieren», gibt die gebürtige Düdelingerin die Devise vor.

Was eigentlich auf gar keinen Fall beim Football fehlen darf, ist das Cheerleading. Diese Sportart wird aber fast ausschließlich von weiblichen Cheerleadern durchgeführt. Wäre es also nicht an der Zeit, dass sich auch Männer dieser Herausforderung annehmen, um die Damen-Welt zu unterstützen? Die Steelers-Receiverin hat dazu ihre ganz eigene Meinung: «Wir haben bereits zwei männliche Coachs. Die bringen uns schon genug ins Schwitzen. Nein, Spaß beiseite. Ich glaube sowieso, dass wir selbst die besten Cheerleader auf dem Spielfeld sind, weil wir uns gegenseitig lautstark anfeuern. Männliche Cheerleader würden uns doch nur vom Wesentlichen ablenken», lacht sie.


FLAG FOOTBALL …

… ist eine Ballsportart, die auf den Spielelementen des American Football basiert. Es besteht ein großer Unterschied zum American Football: Das Körperliche steht bei dieser Variante nicht so im Vordergrund wie beim American Football. Die Defense stoppt den ballführenden Spieler der Offense nämlich nicht, indem er zum Tackle ansetzt, sondern ihm die «Flag» (Flagge) aus dem Gürtel zieht. Die gebräuchlichste Spielvariante ist 5on5 – also fünf gegen fünf Spieler.