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Einmalig in EuropaStatec: Frauen verdienen in Luxemburg erstmals mehr als Männer

Einmalig in Europa / Statec: Frauen verdienen in Luxemburg erstmals mehr als Männer
Hier geht’s lang: Frauen haben in Luxemburg einen höheren Stundenlohn als Männer Foto: dpa/Annette Riedl

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In allen anderen EU-Ländern hat dieser Indikator ein anderes positives Vorzeichen: Männer verdienen mehr als Frauen. Aber in Luxemburg ist es laut einem neuen Statec-Bericht genau umgekehrt.

Frauen verdienen in Luxemburg mehr als Männer. Das geht aus einem Bericht zum „Gender Pay Gap“ von Statec hervor. Den hat die Statistikbehörde am Montagmorgen anlässlich des internationalen Frauentags am Mittwoch veröffentlicht. Der Report basiert auf Zahlen aus dem Jahr 2021 – und beinhaltet ein absolutes Novum. „Während der Indikator des Lohngefälles zwischen Männern und Frauen in der Vergangenheit immer zuungunsten der Frauen ausfiel, hat er in Luxemburg 2021 zum ersten Mal das Vorzeichen gewechselt“, schreibt Statec. Der Wert gelte für die gesamte Volkswirtschaft ohne die öffentliche Verwaltung und wurde auf einer EU-einheitlichen Grundlage erhoben. Er bezieht sich auf den durchschnittlichen Stundenlohn. Der  war bei den Arbeitnehmerinnen im Jahr 2021 um 0,2 Prozent höher als bei den Arbeitnehmern. 

„In allen anderen Ländern der Europäischen Union hat dieser Indikator ein positives Vorzeichen, das heißt zugunsten der Männer“, schreibt Statec. „In den meisten Ländern ist der Indikator seit vielen Jahren rückläufig, bleibt aber auch 2021 weitgehend positiv.“ Durchschnittlich betrage er in der EU 12,7 Prozent zugunsten der Männer. In Luxemburgs Nachbarland Deutschland und Frankreich ist er mit 17,6 Prozent und 15,4 Prozent weit höher, in Belgien mit fünf Prozent niedriger – aber immer noch zum Nachteil der Frauen. „Bisher ist Luxemburg der einzige EU-Mitgliedstaat, in dem die Lohngleichheit erreicht wurde“, schreibt Statec. 

2006 war der Gender Pay Gap in Luxemburg noch 10,7 Prozent groß. Bis 2015 war er auf 5,4 Prozent gesunken, im Jahr 2018 lag er nur noch bei 1,4 Prozent. Statec prognostiziert, dass sich das Lohngefälle weiter zugunsten der Frauen entwickeln wird: Für 2022 werde erwartet, dass das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern 0,4 Prozent beträgt. 

Frauen mit Bildungsvorsprung

Woran liegt es, dass Luxemburg diesen Wert erreicht? Statec erklärt: Zum einen sind die Frauen auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt besser gebildet: „Das durchschnittliche Bildungsniveau von Frauen ist höher als das von Männern.“ Dieser „Education Gap“ vergrößere sich sogar mit den jüngeren Generationen: Unter Arbeitnehmern zwischen 25 und 35 Jahren verdienten Frauen 2018 bereits sieben Prozent mehr als Männer. Frauen sind dadurch auch präsenter in Branchen mit hohen Löhnen, also dem Bildungssektor, dem Gesundheitswesen, der Finanzwirtschaft, Forschung und juristischen Dienstleistungen. Insgesamt seien die Frauen in mittleren und höheren Lohngruppen besser positioniert. Bei den sehr hohen Einkommen seien sie jedoch noch immer unterrepräsentiert. Schließlich sei der Arbeitsmarkt in Luxemburg mit einem großen Anteil Hochqualifizierter in hochspezialisierten Dienstleistungssektoren „atypisch“.

Der Statec-Bericht kommt allerdings mit gleich mehreren Wermutstropfen für die Geschlechtergleichheit. „Während ein Gender Pay Gap nahe null sicherlich ein Zeichen für einen großen Fortschritt bei der Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen ist, müssen auch die Grenzen dieses Indikators beachtet werden“, schreiben die Statistiker vom Kirchberg. Da wäre die Einheit – der Stundenlohn. Statec: „Die Unterschiede zwischen den Jahresgehältern – einschließlich Jahresendbonus – fallen immer noch zugunsten der Männer aus.“ Zudem vergleiche die Erhebung den Durchschnittslohn insgesamt – und nicht das Gehalt für gleiche Arbeit. Und: „In der Praxis liegt das durchschnittliche Jahreseinkommen aller weiblichen Beschäftigten weit unter dem der männlichen Beschäftigten“, schreibt Statec. Der Grund: Der Anteil der Frauen, die in Teilzeit arbeiten, ist viel höher und die Anzahl der bezahlten Stunden deshalb viel geringer ist als bei den Männern. Der „Gender Hours Gap“ fällt deshalb zu 13 Prozent zugunsten der Männer aus. 

Phil
6. März 2023 - 20.41

Und am Mittwoch laufen die Damen schreiend durch die Stadt und beklagen sich...

Bux /
6. März 2023 - 11.28

Wie sieht die Statistik aus, wenn man die Staatsdiener rausrechnet? Es ist ein offenes Geheimnis, dass der luxemburgische Staatdienst lukrative Konditionen für seine Diener bereitstellt. Überproportional mehr Frauen arbeiten beim Staat und werden dort sehr gut bezahlt. Diese aber verzerren der Bild der Bedingungen, dem die Frauen im Wettbewerb der freien Wirtschaft ausgesetzt sind.