Liebes Tagebuch, entschuldige bitte, dass meine eh schon grenzwertige Schrift heute noch ein wenig unleserlicher ist als sonst. Aber ich musste zum Abschluss meines Feiertags noch ein Glas Roten auf meinen Freund Fernand trinken. You’ll never fight alone, Fern! Und danach noch einen Irish Coffee hintendrauf, und zwar auf meine Freundin Paulette aus dem Bourgronn.
Das große Fest fiel also aus. In Corona-Zeiten einen runden Geburtstag zu feiern, hat aber trotzdem etwas. Man braucht sich kaum Gedanken zu machen, ob bei der Party für jeden genug zu essen und trinken da ist. Und auch nicht, wie man gute Miene zum bösen Geschenk macht. Denn es gab keine, die Geschäfte sind ja seit gefühlt einem Monat geschlossen. Gar keine stimmt so aber auch nicht, denn ich bekam ein Foto vom Kollegen Gerry geschickt. Darauf vier Flaschen Wein, dekoriert mit einer Rolle Klopapier. Eine durfte ich mir aussuchen. Die ist jetzt für mich reserviert, die Rolle hoffentlich auch. Und draußen vor der Tür hab ich später auch etwas gefunden.
Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. „Alles Guddes a feier doheem!“, so eine Gratulations-SMS. Über Facebook hieß es: „Eng Stonn manner Gebuertsdag doheem? Egal. Happy Birthday!“ In der Tat, egal. Apropos Facebook, in meinem Alter sollte man das nun wirklich lassen. Ohne nachzudenken (obwohl, ist das nicht die Grundvoraussetzung, um auf den (a)sozialen Netzwerken unterwegs zu sein? Egal) habe ich am Samstag noch einige Freundschaftsanfragen verschickt. Die Familie muss größer werden, du weißt schon, liebes Tagebuch. Meinen Geburtstag tags drauf hatte ich da nicht im Kopf, das kannst du mir ruhig glauben. Wirklich. Und wie stehe ich nun bei diesen Leuten da? Als einer, der noch schnell ein paar Geburtstagswünsche abstaubt. Schlimmer gehts nimmer! „Du bass peinlech, Papa“, sagt dazu meine Tochter. Schon wieder. Und sie hat recht. Falls ich nun noch anfange, meine eigenen Posts zu liken, will ich wegen hohen Fiebers ins Coronazentrum in die Rockhal eingeliefert werden.
Wie auch immer, Geburtstag-Feiern, ohne das haus zu verlassen, hat was. Das Frühstck gabs ans Bett, mit einem Teelicht als Geburtstagskerze. Ja, die Geschäfte … Am Abend wurde dann via Handy-Konferenz mit Familie und Freunden angestoßen. Außrdem gab’s Raclette mit meinen Liebsten. Viel zu viel, aberr sicher nicht zu wenig. Jetzt weißt du auch, liebes Tagebuch, weshalb dieser Eintrag immer schlimmer wirt, je lenger er wird. Es ist wol Zeit, ins Btt zu geen. Schön wars. Und die große Paarty wrd nachgehollt, verrsprchen. Nun abr Gute Nacht, libes Tageblatt, äh buch.
Das Tageblatt-Tagebuch
Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen und Erwartungen verschiedener Journalisten.
Wann ech esou vill Fäschen hätt fir ze drénken a keen dee mer se ewech drénkt, da wär ech och gutt drop.