In vielen Ländern der Welt ist das neue Jahr bereits eingeläutet worden – allerdings wegen der Corona-Pandemie meist nur sehr verhalten. Als weltweit Erste – bereits um 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit – rutschten die Südsee-Inseln Samoa und Kiribati ins neue Jahr. Eine Stunde später folgte Neuseeland, wo allerdings wegen Corona die meisten Events und das Feuerwerk vom Sky Tower in Auckland sowie auch alle öffentlichen Veranstaltungen in anderen Städten wie Christchurch und Wellington abgesagt worden waren.
Das australische Sydney, das sich selbst als „Silvesterhauptstadt der Welt“ bezeichnet, begrüßte das Jahr 2022 am Freitag mit seinem berühmten Feuerwerk. Es kamen jedoch auffallend wenige Schaulustige zum Hafen.
Wegen des geltenden Einreiseverbots für Touristen und aus Angst vor der hochansteckenden Omikron-Variante versammelten sich in Sydney geschätzt nur einige zehntausend statt der üblichen rund eine Million Menschen für das Spektakel, bei dem sechs Tonnen Feuerwerk die berühmte Oper und die Harbour Bridge in Regenbogenfarben tauchten. „Hoffentlich wird das Jahr 2022 für alle besser“, sagte der 31-jährige Oscar Ramirez. „Jeder auf der Welt braucht eine große Veränderung.“
In China sagten wegen Corona mehrere Städte Feuerwerke und größere Festlichkeiten ab, darunter Peking und auch Wuhan, die Stadt, in der Ende 2019 das Coronavirus als erstes ausbrach. Silvester ist für die Chinesen an sich kein besonders wichtiger Feiertag. Nach ihrem traditionellen Mondkalender beginnt das neue Jahr diesmal erst Anfang Februar.
In Thailand – einem der wenigen Fernziele, an dem sich derzeit zahlreiche Touristen aufhalten – durften viele Lokale in der Silvesternacht ausnahmsweise bis 1.00 Uhr öffnen. In der Hauptstadt Bangkok begrüßten Zehntausende Einheimische und Touristen das neue Jahr in der berühmten Backpacker-Meile Khaosan Road. Die Corona-Zahlen sind in Thailand bisher trotz Omikron-Variante niedrig.
In der Golf-Metropole Dubai wurden trotz eines Anstiegs der Infektionen an dutzenden Orten Feuerwerke abgebrannt – darunter auch die berühmte Show am Burj Khalifa, dem höchsten Turm der Welt. Die Behörden warnten jedoch, dass sie jeden Feiernden, den sie ohne Maske erwischten, mit einer Geldstrafe belegen würden.
In Deutschland galt für private Silvester-Feiern von Geimpften und Genesenen in der Regel eine Obergrenze von zehn Menschen, bei einer Teilnahme von Ungeimpften waren es höchstens ein Haushalt und zwei weitere Menschen. Feuerwerkskörper durften nicht verkauft und vielerorts auch nicht gezündet werden. Am Brandenburger Tor in Berlin fand zwar die ZDF-Fernsehshow «Willkommen 2022» statt, aber ohne Publikum und ohne das traditionelle Höhenfeuerwerk. Die Polizei musste wiederholt Menschenansammlungen von Feiernden auflösen.
Auch auf den mit glitzernden roten Lichtern und «2022»-Luftballons geschmückten Champs-Élysées in Paris patroullierte die Polizei auf der Suche nach Menschen ohne Maske. Die meisten wurden nur aufgefordert, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, aber einige, die sich dagegen wehrten, mussten eine Geldstrafe zahlen.
Wegen der Pandemie waren viel weniger Touristen als sonst in der französischen Hauptstadt unterwegs. «Die Maske aufzusetzen, ist schon etwas anstrengend», sagte Antoine Pham, der aus Belgien nach Paris gereist war. Doch am Ende sei es «kein Problem». Der 22-jährige niederländische Tourist Koen sagte, in seinem Land sei «alles geschlossen, also geht es uns hier besser» – auch wenn er nicht recht wusste, was er nach Mitternacht noch tun sollte.
In den Niederlanden hatten die Behörden das zweite Jahr in Folge ein Verbot von Feuerwerkskörpern verhängt. Dadurch sollte verhindert werden, dass Verletzungen durch Feuerwerk die durch die Pandemie ausgelasteten Gesundheitsdienste zusätzlich beanspruchen. Dennoch wurden laut Polizeiangaben ein 12-jähriger Junge getötet und ein weiterer schwer verletzt, als sie in Haaksbergen nahe der deutschen Grenze einem Erwachsenen beim Zünden eines selbstgebauten Feuerwerkskörpers zusahen.
In London gab es statt Feuerwerks eine Lasershow an der Themse. In Madrid konnten auf dem Platz Puerta del Sol um Mitternacht nur etwa halb so viele Menschen wie sonst an der Neujahrstradition des Traubenessens teilnehmen. Zwölf Mal – zu jedem Glockenschlag – steckten sich die rund 7000 Feiernden eine Traube in den Mund.
Im brasilianischen Rio de Janeiro ist die Silvesterfeier am berühmten Copacabana-Strand in kleinerem Rahmen als üblich geplant. Schon Stunden vor den Feierlichkeiten spazierten kleine Gruppen durch den Nieselregen. „Ich hatte erwartet, dass viel mehr Leute kommen und es stressig wird, aber es ist ruhig», sagte Alejandra Luna, die aus Österreich angereist war. Sie wünsche sich für 2022, wieder «Küsse und Umarmungen geben zu können, ohne zu viel nachzudenken“ – etwas, das ihr die Pandemie in den vergangenen zwei Jahren genommen hatte.
Trotz rekordverdächtigen Corona-Infektionszahlen hat der New Yorker Times Square das Jahr 2022 wieder mit Publikum begrüßt. Um Mitternacht glitt traditionell ein leuchtender Kristallball an einem Fahnenmast herunter und läutete unter dem Jubel Tausender das neue Jahr ein – der sogenannte „Ball Drop“. Das Event auf dem weltberühmten Platz in Manhattan wurde dieses Jahr auf etwa ein Viertel seiner normalen Kapazität begrenzt, nachdem im vergangenen Jahr nur wenige geladene Gäste hatten teilnehmen dürfen. Alle Anwesenden mussten vollständig geimpft sein.
Die New Yorker Silvester-Traditionen fehlten dabei auch dieses Jahr nicht: Es regnete Konfetti, und durch die Straßen schallte das Lied „New York, New York“. Normalerweise kommen jedes Jahr rund eine Million Menschen auf den Times Square, die Party gehört zu den größten Silvesterfeiern der Welt. Millionen Amerikaner schauen die große Show jedes Jahr am Fernseher – dieses Jahr gab es unter anderem einen Auftritt von Sängerin KT Tunstall. Das Großereignis hat seinen Ursprung in der Eröffnung eines neuen Verlagshauses der „New York Times“ im Jahr 1904 – die Zeitung feierte dies damals mit einem Silvester-Feuerwerk.
Bis 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar dauert es, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Als letztes sind die unbewohnten Eilande Bakerinsel und Howlandinsel im Pazifik dran.
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