Kleine und größere Auszeiten aus dem Alltag können schnell und unkompliziert gelingen. Bewusst wird dabei der Urlaub im Hotel ausgeklammert – nicht, weil er nicht schön und entspannend sein kann, sondern weil es hier darum geht, Ideen für Pausen vom durchgetakteten Alltag vorzustellen, die ohne Frühstückszeiten und Abendprogramm auskommen.
Die Entfernung zur Destination ebenso wie die Art der Herberge, die hier angesprochen wird, folgen diesem Prinzip. Die Auszeit vom Alltag kann beim Lagerfeuer im naheliegenden Waldstück gelingen, aber genauso gut am Flussufer im nächsten Ort. Eine schöne Zeit lässt sich im Zelt, im Wohnmobil, im Wohnwagen oder auch im Ferienhaus verbringen.
Flexibel reisen
Ob autark, auf speziellen Stellplätzen oder auf einem Camping – verreisen ohne lange Planung und Buchung im Voraus bringt eine gewisse Spannung mit sich. Sind die Plätze belegt oder ist das Camping ausgebucht, zieht man einfach weiter.
Wer nicht ganz so viel Flexibilität benötigt, sich jedoch auch nicht bis zum Ende seiner Auszeit festlegen möchte, schaut sich am besten das Zielgebiet an und sucht sich mehrere Stell- bzw. Campingplätze aus. So hat man zumindest einen Plan B in der Tasche und bewahrt sich die Spontanität beim (Kurz-)Urlaub auf. Manche Gemeinden haben solche Übernachtungsmöglichkeiten online aufgelistet. Wer unsicher ist, klärt vorher kurz telefonisch ab, ob er auf seinem Wunschplatz buchstäblich sein Zelt aufschlagen darf.
Kleiner Tipp: Fragen Sie Winzer und Landwirte nach Stell- oder Zellplätzen für eine Nacht. So lernt man ganz ungezwungen Land und Leute kennen. Die Gastgeber freuen sich ihrerseits über den Austausch und eine kleine Anerkennung beim Kauf ihrer Produkte.
Neue Menschen kennenlernen
Anders als im Hotel ist auf Stell- und Campingplätzen absolute Distanz zu anderen Gästen beinahe unmöglich. Wer nah aneinander rückt, wechselt automatisch ein paar Worte mit dem Nachbarn. Manchmal ist man sich auf Anhieb sympathisch und aus dem kurzen Gespräch entwickeln sich später dauerhafte Freundschaften.
So oder so, neue Menschen kennenlernen zählt meistens als Bereicherung. Und wer öfters zum Campen unterwegs ist, weiß das Fachsimpeln mit Gleichgesinnten sehr zu schätzen.
Stadt und Land
Wer sich traut, die gewohnten Urlaubspfade zu verlassen, wird mit neuen Erfahrungen belohnt. Zwischen City-Trip oder Landausflug muss man sich dann nicht mehr entscheiden, denn wer flexibel reist, kann sogar an einem Wochenende beides erleben.
Als Tourist für einen Tag, so lässt sich beispielsweise auch die eigene Stadt aus einem neuen Blickwinkel entdecken. Oder einen Wanderweg im Umkreis von wenigen Kilometern von zu Hause beschreiten und beim Spazierengehen über die Landschaften staunen, die sich einem hinter der Haustür eröffnen.
Schönwetter oder Petrichor
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung.“ An dem Spruch ist bestimmt etwas dran. Es muss ja auch nicht gleich die Profiausrüstung fürs Mountainbiken oder Fernwandern sein – gute Schuhe, Sonnenhut und Regenponcho reichen fürs Erste.
Für die Aufladung der inneren Batterien hilft nicht nur ein Schritt raus aus dem Alltag. Wer nach einem Regenschauer in die Natur spazieren geht, wird ihn riechen, den erdig-modrigen Duft, der die Reinigung der Natur ankündigt.
Dieser Duft heißt Petrichor, der Begriff kommt aus dem Altgriechischen. Er setzt sich aus den Wörtern für „Stein“ und „Blut der Götter“ zusammen und steht für die innere Haltung, die auch das Ziel einer Alltagsflucht nahekommt – wieder zur Gelassenheit und Größe zu finden, um auch verregneten Tagen (im Leben) gestärkt zu begegnen.
In Balance bleiben
Bewegung in der Natur hilft uns dabei, gesund zu bleiben. Beim Radfahren oder Wandern wird nicht nur die Vitamin-D-Produktion angekurbelt, sondern auch körpereigene Botenstoffe wie Noradrenalin, Serotonin und Dopamin im Gehirn werden vermehrt ausgeschüttet. Wer sich regelmäßig bewegt, sorgt längerfristig dafür, dass die Hormone besser im Gleichgewicht bleiben, was eventuell das Risiko von beispielsweise depressiven Episoden verringern kann. Zudem fördert Bewegung die Ausschüttung von Endorphinen, die die Stimmung aufhellen und schmerzlindernd wirken, erklärte Gesundheitspsychologe Dr. André Schulz von der Universität Luxemburg in einem Tageblatt-Gespräch.
Ob auf einem neuen Wanderweg oder einer neuen Radstrecke: „Das regelmäßige Kennenlernen neuer Strecken kann den Orientierungssinn und daher die Gedächtnisleistung positiv beeinflussen, die geistige Flexibilität stabilisieren und gegebenenfalls Abbauprozessen bedingt vorbeugen. Daher ist es immer empfehlenswert, neue Strecken auszuprobieren“, so Schulz weiter.
Kunst draußen
Bei der Auszeit in der Natur lässt sich auch eine neue Kunstform erleben. In der sogenannten Land Art, einer Kunstströmung der bildenden Kunst, die Ende der 60er Jahre in den USA entstand, geht es darum, ein dreidimensionales, an einen Ort gebundenes Kunstwerk, das nicht dauerhaft installiert wird, zu erschaffen.
Was kompliziert klingt, gelingt sogar kleinen Urlaubern. Nicht die Perfektion zählt hier, sondern die gestalterische Kreativität. Keine Vorgaben, keine Zwänge. Eine Eule zum Beispiel lässt sich mit Zweigen, Blättern und Steinchen, die auf dem Waldboden liegen, im Nu nachbilden. Ein Lachen im Gesicht des Betrachters zaubert ein Smiley-Gesicht mit Löwenzahnblüten. Konzentrationsfähigkeit und eine ruhige Hand muss man beim Aufeinanderlegen von Steinen zu Steintürmen beweisen. Letztere sollen nach dem skandinavischen Glauben die Wanderer vor boshaften Geistern schützen.
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