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Entwicklung seit 2019„Retail Report“ nimmt Luxemburgs Einzelhandel unter die Lupe

Entwicklung seit 2019 / „Retail Report“ nimmt Luxemburgs Einzelhandel unter die Lupe
Obst- und Gemüsesortiment im Shoppingcenter Cloche d’Or bei der Eröffnung 2019 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Sie möchten einen Supermarkt oder eine Modeboutique in Luxemburg eröffnen? Dann schauen Sie vorher besser ins Handelskataster. Bevölkerungszahl im Umfeld, Kaufkraft und sogar Bushaltestellen in der Nähe: Das digitale Register strotzt nur so vor Informationen. Aus den Daten wurde jetzt ein Bericht generiert, der die Entwicklungen im Einzelhandel seit 2019 beschreibt.

Wie geht’s dem Luxemburger Einzelhandel? Und vor allem: Wie hat er sich in den vergangenen Jahren entwickelt? Antworten auf diese Fragen soll der „Retail Report“ liefern. Die Arbeit an dieser Analyse wurde 2022 vor dem Hintergrund der Initiative „Pakt Pro commerce“ gestartet. Dazu kamen einige Akteure am Tisch zusammen: das „GIE Observatoire national des PME“, das Mittelstandsministerium, die Handelskammer, die Handwerkskammer und der Handelsverband. Am Donnerstag wurde der erste kumulative „Report“ über den Luxemburger Einzelhandel vorgestellt – und laut Pressemitteilung der Regierung damit ein „neues Kapitel in der Luxemburger Handelsentwicklung aufgeschlagen“.

Tom Baumert vom „GIE Observatoire national des PME“, Mittelstandsminister Lex Delles und Carlo Thelen von der Handelskammer bei der Präsentation des „Retail Report“ am Donnerstag
Tom Baumert vom „GIE Observatoire national des PME“, Mittelstandsminister Lex Delles und Carlo Thelen von der Handelskammer bei der Präsentation des „Retail Report“ am Donnerstag Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Der Bericht liefert demnach umfassende Informationen über den Einzelhandel an sich, seine Struktur und seine geografische Verteilung. Tatsächlich strotzt das Werk nur so von Zahlen. Aber es wurden auch „Schlüsselbeobachtungen“ gemacht. Die nannten Mittelstandsminister Lex Delles (DP), Handelskammerchef Carlo Thelen und Tom Baumert vom „Observatoire national des PME“ bei der Vorstellung der Resultate am Donnerstag: In den Innenstädten ist die Zahl der Geschäfte seit 2019 um 2,7 Prozent zurückgegangen – aber die Geschäftsfläche um 2,9 Prozent gewachsen und der Leerstand um 5 Prozent zurückgegangen. Das zeige die Widerstandsfähigkeit der Luxemburger Einkaufsmeilen gegenüber Gesundheits- und Energiekrisen. Gut stehen offenbar auch die großen Einkaufszentren da. Um 3,2 Prozent stieg ihre Zahl seit 2019, ihre Verkaufsfläche sogar um zehn Prozent. 

Mehr Supermärkte, weniger Metzgereien

Aber es gibt natürlich branchenspezifische Unterschiede. Der Sektor Lebensmittel wuchs um ganze 11,8 Prozent, der der Drogeriewaren um 10,9. Baumärkte legten einen noch größeren Sprung hin: Sie verzeichneten seit 2019 ein Wachstum von 22,3 Prozent. Der Bereich der Parfümerien schrumpfte dagegen um 6 Prozent, Metzgereien verzeichneten einen Rückgang von 5,1 Prozent. 

Und auch die Modebranche baut etwas ab – zumindest bei der Anzahl der Bekleidungsgeschäfte und Boutiquen. Die ging um 8,6 Prozent zurück, die Verkaufsfläche insgesamt stieg aber leicht an. Im Hotel- und Gaststättengewerbe wurde ein Trend von der traditionellen Gastronomie zur Schnellgastronomie ausgemacht, wobei aber in beiden Sektoren ein Wachstum verzeichnet wurde. Cafés und Bars hatten daher offenbar viel mehr mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Bei den Cafés gab es einen Rückgang von 5,1 Prozent, bei Clubs und Bars sogar von 6,8 Prozent. 

Alternative Verkaufskonzepte scheinen dagegen resistenter zu sein – und verzeichnen stellenweise große Sprünge. Pop-up-Stores legten um 33,3 Prozent zu, Secondhand-Klamottenläden sogar um 42,9 Prozent. Diese Art der Geschäfte machten mit 59 Einheiten jedoch noch immer nur eine Minderheit in der Branche aus. Anders der E-Commerce. Der gewann für den Luxemburger Handel immens an Bedeutung zu: Der Zuwachs bei den „traditionellen“ Geschäften, die einen eigenen Online-Shop führen, lag bei 40 Prozent.  

Datenreichtum im Netz

Die Daten, auf denen der Bericht basiert, sind aber wesentlich mannigfaltiger. Sie basieren auf dem „Handelskataster“, einer landesweiten Datenerhebung, die seit 2019 gemacht wird. Dafür macht ein beauftragtes Unternehmen sogar Vor-Ort-Besuche. Alle sechs Monate werden die Daten aktualisiert, zum letzten Mal zwischen Juli und September des vergangenen Jahres. Interessierte Unternehmer können sich auf dem Portal localyze.lu registrieren und von diesem Datenreichtum profitieren.

Hinterlegt sind dort nicht nur allgemeine Statistiken, sondern auch die Koordinaten sämtlicher Geschäfte der unterschiedlichen Brachen. Damit sind die Möglichkeiten aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. „Wissen, wo sich andere Geschäfte befinden, reicht natürlich nicht, um die richtige Entscheidung zu treffen“, heißt es in der Präsentation der Protagonisten am Donnerstag. Deshalb können sich Unternehmer auf interaktiven Karten auch noch ganz andere Daten anzeigen lassen – von der Bevölkerungsdichte über die Kaufkraft im Umfeld bis zu weiteren ganz anderen Dingen, die übers Geografie-Portal der Regierung eingebunden werden. „So kann man dann zum Beispiel direkt schauen, wie gut eine Gegend mit dem öffentlichen Transport vernetzt ist“, heißt es in der Präsentation – oder welche Geschäfte von wo in zehn Minuten mit dem Auto erreichbar sind. Und sogar wie die Verkehrsdichte aussieht.