Headlines

AktionsplanRegierung und Firmenverbände wollen kleinere und mittlere Unternehmen stärken

Aktionsplan / Regierung und Firmenverbände wollen kleinere und mittlere Unternehmen stärken
Tom Oberweis, Lex Delles und Fernand Ernster (v.l.n.r.) bei der Vorstellung des Plans Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Regierung und Privatwirtschaft haben zusammen einen neuen Plan ausgearbeitet, um den kleinen und mittleren Unternehmen das Leben künftig einfacher zu machen.

„Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind ein wichtiger Teil der Luxemburger Wirtschaft“, so Mittelstandsminister Lex Delles am Dienstag bei der Vorstellung des „5e Plan d’action national en faveur des PME“. „Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. (…) Es handelt sich um 95 Prozent aller Betriebe und 64 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung.“ Als KMU – auf Französisch „petites et moyennes entreprises“ (PME) – gelten derweil nicht nur ganz kleine Betriebe. Laut der europäischen Definition fallen Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern in diesen Bereich.

Ein Bereich, der wichtig für Innovation und die Entwicklung neuer Geschäftsideen sei, unterstrich der Minister. „Think small first“ – immer erst an die Kleinen denken – sei hier das Prinzip. In diesem Sinne gelte es, Ausschreibungen kleiner zu machen, in komplexen Gesetzen Ausnahmen für KMU einzubauen und „one-stop-shops“ für Informationen und Ansprechpartner zu organisieren.

Gemeinsam mit Fernand Ernster (Präsident der Handelskammer) und Tom Oberweis (Präsident der Handwerkskammer) stellte er dann den vom „Haut comité PME“ erarbeiteten Zehn-Punkte-Plan vor. In dem Gremium sind neben Regierung, Ministerien und der beiden Kammern auch noch Verbände wie die Luxembourg Confederation, Horesca und „Fédération des artisans“ vertreten.

Zu den wichtigsten Maßnahmen des Aktionsplans gehört die Förderung des Unternehmertums. Diesbezüglich wurde im Niederlassungsrecht bereits das Prinzip der neuen Chance nach einem Konkurs einführt, erklärte Delles. Zudem soll die Übertragung von Unternehmen an Nachfolger vereinfacht und eine Sensibilisierungskampagne durchgeführt werden. Eine neue finanzielle Hilfe für Firmengründer (2.000 Euro monatlich während sechs Monaten) wurde auch bereits eingeführt.

Mit KMU-Paketen und Begleitprogrammen sollen die Digitalisierung und die nachhaltige Entwicklung weiter unterstützt und intensiviert werden. Gleichzeitig sollen die kleinen Unternehmen möglichst von einem zu hohen Verwaltungsaufwand verschont bleiben. Eine „intelligente Regulierung“ soll gefördert werden.

Neues Gremium, um Pleiten zu vermeiden

Neu geschaffen werden soll ein Gremium, das bei Anzeichen von finanziellen Schwierigkeiten, beispielsweise unbezahlten Steuern und Abgaben, präventiv aktiv werden kann. Insgesamt 556 Unternehmen hatten im ersten Semester 2023 Insolvenz angemeldet. Das sind 13 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

 Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Die größte Herausforderung, vor der die Unternehmen stehen, bleibt jedoch der Mangel an Fachkräften. Fernand Ernster erklärte: „Die Infrastruktur bleibt schlecht – das veranlasst viele Grenzgänger dazu, in ihrem Land zu bleiben.“ Erfreut gab er sich daher über die angekündigte Gründung eines „Talent Hub“, das dabei helfen soll, ausländische Fachkräfte zu finden und in Luxemburg zu halten. Auch die Initiativen, um Bildung näher an die Wirtschaft heranführen, und jene, die sich für mehr Weiterbildung einsetzen, befürwortet er.

Um die seit 20 Jahren stagnierende Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken, ist er zudem froh über Anstrengungen, die darauf abzielen, den Zugang von KMU zu Finanzmitteln für Investitionen zu verbessern. Dies sei zuletzt schwieriger geworden, hob er hervor. Doch nur so könnten die notwendigen Investitionen für die Zukunft gestemmt werden. Wichtig sei auch die angekündigte Unterstützung, um die Betriebe bei ihrem Weg ins Ausland zu begleiten. Nun gelte es jedoch, den Worten auch Taten folgen zu lassen, so der Präsident der Handelskammer mit Blick auf die anstehenden Wahlen.

Tom Oberweis seinerseits hob die Wichtigkeit der KMU für die gesamte Wirtschaft hervor. Es sei nun wesentlich, ein gutes Umfeld für sie zu schaffen, in dem sie sich durch Innovation weiterentwickeln können. Es gelte, die Firmen zu sensibilisieren und zu begleiten.

Das letzte Mal, dass ein „Plan d’action national en faveur des PME“ vorgestellt wurde, war im März 2016, damals noch mit Staatssekretärin Francine Closener. Angesprochen wurden auch damals zehn Themenbereiche. Konkret geplant war zum Beispiel, bei Schülern für KMU und Unternehmertum zu werben und die Betreuung von Kindern auszubauen, um es Eltern zu erleichtern, einer Arbeit nachzugehen oder sich selbstständig zu machen. Vorgesehen war ebenfalls, einen „Guichet unique“ für Unternehmer auf Kirchberg zu schaffen und staatliche Unterstützungen, die verschiedenen Ministerien unterliegen, zu bündeln.

Blick auf die Entwicklung im Luxemburger Einzelhandel

Seit 2019 ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in den Stadtzentren (minus 2,7 Prozent) leicht rückläufig. Die Geschäftsfläche jedoch ist im gleichen Zeitraum um 2,9 Prozent gestiegen. Die Leerstände außerhalb des Horeca-Bereichs sind um mehr als 5 Prozent zurückgegangen. Das geht aus dem „Retail Report 2023“ hervor, der zu Jahresbeginn vom „Observatoire national des PME“ veröffentlicht wurde.  „Dies zeigt eine gewisse Widerstandsfähigkeit der luxemburgischen Innenstädte gegenüber Gesundheits- und Energiekrisen, aber auch eine allmähliche Konsolidierung des Handels“, schrieb die Regierung damals. Das Wachstum der Einkaufszentren des Landes übertrifft jedoch weiterhin das in der Innenstadt.

Der Bericht zeigt zudem große Unterschiede zwischen den verschiedenen Handelsbranchen auf: Die Bereiche Lebensmittel (plus 11,8 Prozent) und Drogeriewaren (plus 10,9 Prozent) verzeichneten dank des demografischen Wandels ein gutes Wachstum. Aber auch Baumärkte (plus 22,3 Prozent) und Geschäfte, die Tierprodukte oder Gartengeräte verkauften (plus 7 Prozent), entwickelten sich während der Coronakrise gut. Dagegen verzeichneten Metzgereien (minus 5,1 Prozent) und Parfümerien (minus 6 Prozent) einen deutlichen Rückgang.

In der Modebranche ging die Anzahl der Geschäfte deutlich zurück (minus 8,6 Prozent). Die Gesamtverkaufsfläche für Bekleidung stieg jedoch leicht an (plus 1,6 Prozent), was auf eine starke Konsolidierung des Sektors hindeutet. Im Hotel- und Gaststättengewerbe gab es einen starken Trend von der traditionellen Gastronomie (plus 1,7 Prozent) hin zur Schnellgastronomie (plus 26,4 Prozent). Auf der anderen Seite waren Cafés und Bistros (minus 5,1 Prozent) sowie Bars und Clubs (minus 6,8 Prozent) stärker von der Pandemie betroffen.