Headlines

EU-AußenministerRätselraten nach abgebrochener Meuterei in Russland

EU-Außenminister / Rätselraten nach abgebrochener Meuterei in Russland
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn im Kreis einiger Amtskolleginnen gestern auf Kirchberg Foto: European Union/Frederic Sierakowski

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die EU-Außenminister stellten sich nach den Ereignissen vom Wochenende in Russland offenbar mehr Fragen, als es Antworten gibt, als sie gestern in Luxemburg zu ihrer Ratstagung zusammenkamen. Was sie in ihrer Unterstützung für die Ukraine bestärkte.

Die EU-Außenminister haben sich gestern vor allem mit einer Beurteilung der Lage in Russland befasst, wobei sie jedoch offensichtlich auf viele Ungewissheiten stießen. „Es stellen sich viele Fragen“, meinte etwa die französische Außenministerin Catherine Colonna vor der Sitzung. Die Situation sei „komplex und unvorhersehbar“, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach der Sitzung und erklärte, die EU werde „wachsam“ bleiben. „Es ist nach wie vor unklar, was dort geschieht“, meinte ihrerseits die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, wobei die Ministerin betonte, dass sie nicht meint, „was dort geschah“. Denn in dieser Einschätzung gibt es weitgehend deckungsgleiche Ansichten.

Es gebe „innere Spannungen“ und „Risse“ im russischen System, sagte Catherine Colonna, während Josep Borrell meinte, der russische Staat und die persönliche Glaubwürdigkeit des russischen Präsidenten Wladimir Putin seien „geschwächt“ worden. Der EU-Außenbeauftragte warnte davor, dass es zu „politischen und internen Instabilitäten“ in Russland kommen könnte. Die Ereignisse würden Risiken bergen, die derzeit nicht abgeschätzt werden könnten, erklärte die deutsche Außenministerin.

Was bedeutet das für Russland, nach innen und nach außen, fragte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn und meinte, dass diese Frage sich insbesondere auch Länder wie China, Südafrika und Brasilien stellen müssten, die Moskau noch nahestehen. „Sie müssen sich Gedanken machen, ob sie noch auf der richtigen Seite stehen“, so Jean Asselborn. Es sei schon ein außergewöhnlicher Vorgang, dass mit dem Söldnerchef Jewgeni Prigoschin jemand „am Morgen als Verräter dargestellt und abends bereits weißgewaschen wird“, findet der luxemburgische Außenminister.

„Wir haben uns als EU da nicht einzumischen. Und auch nicht als NATO“, findet Jean Asselborn, was auch seine deutsche Amtskollegin so sieht: „Klar ist: Es geht um einen innenpolitischen Machtkampf in Russland und wir mischen uns nicht ein.“ Und dieser Machtkampf, stellt Annalena Baerbock fest, sei eine Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Die nun umso mehr von den EU-Staaten unterstützt werden soll.

Weitere Hilfen für die Ukraine

„Verdoppelt“ werde, so Josep Borrell, die Ausbildung von Soldaten und die Bereitstellung von militärischer Ausrüstung für die ukrainische Armee. Bislang seien bereits 24.000 ukrainische Soldaten in EU-Staaten ausgebildet worden. Das Ziel von 30.000 ausgebildeten ukrainischen Soldaten werde demnach noch vor Jahresende erreicht, sagte Borrell. Beschlossen wurde gestern die Aufstockung der sogenannten europäischen „Friedensfazilität“ um 3,5 Milliarden Euro. Mit diesem Fonds stellt die EU finanzielle Mittel bereit, um Krisen und Konflikten zu verhüten oder zumindest darauf zu reagieren. Josep Borrell betonte dabei, dass das Geld nicht ausschließlich der Ukraine zukommen werde, sondern auch Partnern in Afrika und dem Westbalkan. Allerdings konnten die 27 auch gestern die mittlerweile achte Tranche in Höhe von 500 Millionen Euro für die Ukraine noch nicht freigeben. Ungarn blockiert, da die Ukraine die ungarische OTP-Bank auf eine Liste mutmaßlicher „Sponsoren“ des russischen Angriffskrieges gesetzt hat.

Der EU-Außenbeauftragter wies ebenfalls darauf hin, dass weiterhin nach Möglichkeiten für Frieden gesucht und darüber mit den globalen Partnern gesprochen werde. Dabei gehe es darum, einen „umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine“ herbeizuführen, „der auf den Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen beruht“, so Josep Borrell.

liah1elin2
28. Juni 2023 - 13.01

@Beobachter Die ungarische OTP-Bank darf ihr Sponsoring an Russland weiter betreiben und die EU-Hilfe wird von Orban blockiert. Dieser kleiner mieser Populist, der zu 100% am Energietropf von Putin hängt, kann doch gar nicht anders als den Dackel geben. Ja, Orban hat verstanden, was er seiner Abhängigkeit schuldig ist.

Beobachter
28. Juni 2023 - 8.26

Statt Öl ins Feuer zu gießen wäre es besser sich nicht einzumischen. Orban ist der Einzige der das richtig verstanden hat. Die Anderen brauchen etwas länger, zu lange.....