Im Juni 1997 erschossen drei Unbekannte einen Wachmann nach einem Raubüberfall auf dem Parkplatz der City Concorde. 21 Jahre nach der Tat muss sich nun ein 64-jähriger Belgier für diese Taten vor Gericht verantworten.
Am 25. Juni 1997, ein Tag nach dem Überfall, fand die belgische Polizei einen verlassenen Wagen in der Nähe der Autobahn E411, dessen Inhalt einen Zusammenhang mit dem blutigen Überfall in Bartringen erkennen ließ. Mit diesem Fahrzeug war es den Räubern gelungen, die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken. Erst 14 Jahre nach der Tat, also im Jahr 2011, lieferte eine erneute DNA-Probe der Gegenstände aus dem gesicherten Wagen Aufschluss über die möglichen Täter. Ein Abgleich mit einer internationalen Datenbank führte die Behörden zu einem inhaftierten Kriminellen.
Als die Übereinstimmung bekannt wurde, musste sich der Angeklagte wegen mehrerer Überfälle auf unterschiedliche Supermärkte in Frankreich vor Gericht verantworten. Erst nach dem Urteil, bei dem er zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde, konnten die luxemburgischen Behörden eine Überführung nach Luxemburg beantragen. Nun beginnt heute, rund 21 Jahre nach dem mörderischen Raubüberfall, der auf 16 Tage festgelegte Prozess. Der Angeklagte muss sich unter anderem wegen Mordes und wegen des Überfalls auf den Geldboten vor Gericht verantworten.
Gegen zwei weitere Beschuldigte aus dem Großherzogtum wurde ein «Non-lieu» ausgesprochen. Der Verdacht gegen die beiden hatte sich nicht erhärtet. Nach den beiden anderen Komplizen wird auch heute noch aktiv gesucht. Am Dienstag, den 24. Juni 1997 betrat ein Mitarbeiter der Geldtransportfirma Brink’s & Ziegler gegen 17 Uhr das Einkaufszentrum in Bartringen, um dort die Tageseinnahmen der Kassen abzuholen. Als er sich mit dem Geld wieder zu seinem Transporter begeben wollte, wurde er angerempelt und anschließend von hinten niedergeschlagen. Die Ermittlungen ergaben, dass der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma mit einem Revolverkolben niedergestreckt wurde.
Zwei Millionen Franken
Als das Opfer wieder zu sich kam, merkte es, dass der Geldkoffer und seine Dienstwaffe fehlten. Instinktiv nahm der Mann die Verfolgung der flüchtenden Räuber auf. Dabei trug er nicht wie vorgeschrieben seine kugelsichere Weste. Auf dem Parkplatz wartete ein dritter Komplize in einem grauen Renault 21, damit die Täter schnellstmöglich vom Tatort flüchten können. Als der Mitarbeiter der Sicherheitsfirma das Fluchtauto erreichte, lief alles vollkommen aus dem Ruder.
«Die beiden Täter hatten auf einen Stellplatz nahe des Ausgangs ein Fluchtauto bereitstehen, in dem ein dritter Mann am Steuer saß. Kurz nachdem sie in diesen Wagen eingestiegen waren, wollte der Geldbote, der die Männer nach draußen verfolgt hatte, die Fahrertür des Fluchtwagens von außen öffnen. In diesem Moment fiel der erste Schuss, der mit einer Pistole durch die Wagentür gefeuert wurde. Der Wagen startete, dann fiel ein zweiter Schuss, der diesmal durch die Heckscheibe hindurch abgeschossen wurde. Der Geldbote, ein Einwohner aus dem belgischen Grenzgebiet, wurde tödlich verletzt», mit diesen Worten wird Romain Nettgen, damaliger Direktor der Kriminalpolizei, in der Tageblatt-Ausgabe vom 25. Juni 1997 zitiert.
Die Beamten konnten mehrere Patronenhülsen am Tatort sicherstellen. Das Fluchtauto mit der zerschossenen Heckscheibe wurde damals auf dem Parkplatz der Belle Etoile gefunden. Aller Wahrscheinlichkeit nach stiegen die Flüchtenden in ein dort geparktes Fahrzeug. Von da an verliert sich die Spur der Räuber. Sie konnten damals mehr als zwei Millionen Franken – umgerechnet 50.000 Euro – erbeuten.
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