Ja, die Nations League. Bei unseren Nachbarn aus Deutschland ist sie fast schon verpönt. Sie wird nur dann als wichtig tituliert, wenn Angstgegner Italien wieder einmal – nach gefühlten hundert Jahren – geschlagen wird. Bei uns hingegen ist dieser Wettbewerb ein geliebtes Kind. Ein Motivationsbooster für die Spieler. Ein Event, das die Zuschauer wieder ins Stadion bringt und mit der Mannschaft verbindet.
Die „Roten Löwen“ sind wieder en vogue und erfolgreich. Das hat vor allem etwas mit der vorhandenen Qualität der Nationalspieler zu tun. Auch das neue Nationalstadion trägt zur Euphoriewelle bei. Dass man elf Punkte in der Nations-League-Gruppe holt und damit einen Rekord bricht, ist ein weiteres Bonbon für die Zuschauer.
Für eine Mannschaft wie Luxemburg ist die Nations League aber vor allem deshalb wichtig, weil die Maturität der Mannschaft dauerhaft auf die Probe gestellt wird. In vier von sechs Spielen galt Luxemburg als Favorit. Der Druck auf die Mannschaft ist in solchen Situationen höher, als wenn man gegen die Topnationen Europas spielt und eigentlich nur gewinnen kann. In den Spielen gegen Litauen und die Färöer-Inseln ist es anders. Die FLF-Auswahl kann nur verlieren, denn mittlerweile erwarten die Öffentlichkeit und die Anhänger deutlich herausgespielte Siege in solchen Partien. Aus diesen vier Partien wurden zehn von zwölf möglichen Punkten geholt. Der Beweis der Reife wurde erbracht.
Die Nations League ist aber auch aus einem weiteren Grund ein für Luxemburg sehr wichtiger Wettbewerb. Im Gegensatz zu den Testspielen wird bei den Gegnern wenig bis gar nicht experimentiert. Gruppensieger Türkei konnte es sich nicht erlauben, nicht als Erster abzuschließen. Das bedeutet, dass reale Wettkampfbedingungen herrschen, keine Nation ihre besten Kicker schont und die Ergebnisse der Luxemburger den aktuellen sportlichen Marktwert in Europa widerspiegeln. Und dieser ist höher als je zuvor.
Derzeit deutet nichts darauf hin, dass diese Entwicklung in den kommenden Jahren unterbrochen werden könnte. Die meisten Leistungsträger sind noch jung, die Talente in den Jugendkategorien stehen bei guten Profivereinen unter Vertrag und werden ihre Chance in Zukunft ergreifen wollen. Litauens Interims-Nationaltrainer Reinhold Breu, der bis vor zwei Jahren noch Technischer Direktor des nationalen Fußballverbandes war, sagte am Sonntag, dass Luxemburg die besten Jahre noch bevorstehen.
Der nächste Schritt ist also zwangsläufig, in die Division B der Nations League aufzusteigen. Dieser Erfolgsdruck wird bald entstehen.
Und es ist ein gutes Zeichen, dass Luxemburg mit seinen fast 650.000 Einwohnern solche Forderungen an seine Kicker stellen kann.
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