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Plastikfalle Badezimmer: Wenn der Teufel im Detail steckt

Plastikfalle Badezimmer: Wenn der Teufel im Detail steckt

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Ein Leben ohne Plastik, das wünschen sich immer mehr Menschen – auch hier in Luxemburg. Gerade im Bad werden häufiger Produkte in Plastikflaschen benutzt, als uns bewusst ist. 

Samstagmorgen, 7 Uhr: Jetzt ist erst mal duschen angesagt. Wasser marsch und los geht’s mit dem Haarewaschen. Doch in der Shampoo-Plastikflasche ist nichts mehr drin. Verflixt. Während man nach einer neuen Flasche aus der Reserve greift, landet die alte im Waschbecken, um später entsorgt zu werden – genauso wie auch die leeren Haarspülungs- und die Duschgel-Flaschen.

Bei den warmen Temperaturen draußen ist heute der perfekte Tag für ein Sommerkleid. Also noch schnell die Beine und die Achseln unter der Dusche rasieren. Dann fliegt der Einweg-Rasierer ebenfalls ins Waschbecken, auch er muss weg. Frisch gewaschen geht es jetzt los mit der Körperpflege. Die Bodylotion geht leider auch schon zu Ende – ab ins Waschbecken. Kurz danach folgen die leere Gesichtscreme und etliche aufgebrauchte Make-up-Behälter. Obendrauf landen dann noch zwei Wattestäbchen, die bis auf den letzten Rest ausgedrückte Zahnpasta und die alte Zahnbürste.

30.000 Tonnen Plastikmüll

Der Plastikmüll im Waschbecken türmt sich auf, jetzt kann der Tag beginnen. In unseren Badezimmern versteckt sich häufig viel mehr Plastik, als wir denken. Doch je mehr über Mikroplastik in den Meeren und die Umweltverschmutzung berichtet wird, desto größer wird das Bewusstsein für das Thema in der breiten Mitte der Gesellschaft. Und auch die Politik reagiert: Die EU will bis 2021 dem Wegwerfplastik ein Ende setzen. Plastikgabeln, Strohhalme und Wattestäbchen müssen entweder verschwinden oder auf umweltfreundliche Weise produziert werden.

Doch von einer Zero-Waste-Gesellschaft in Luxemburg, die Umweltministerin Carole Dieschbourg ansteuern möchte, ist man noch weit entfernt. Allein die Luxemburger Haushalte produzieren im Jahr mehr als 30.000 Tonnen Plastikmüll. Das zeigt der am Donnerstag erschienene Bericht der Umweltverwaltung über die Menge an Verpackungsabfällen in Luxemburg im Jahr 2017. Das sind bei 590.667 Einwohnern 51 Kilo Plastikverpackungsmüll pro Kopf im Jahr. Davon wird im Großherzogtum nur knapp ein Drittel recycelt. Damit erfüllt Luxemburg zwar die von der EU geforderte Sollrate, liegt aber beim direkten Ländervergleich im unteren Drittel.

 5 und 11 Flaschen pro Jahr

Genaue Angaben darüber, wie viel des Plastikmülls in Luxemburg aus den Badezimmern kommt, gibt es nicht. Doch ein einfaches Nachrechnen des Eigenverbrauchs lässt erahnen, dass eine erhebliche Menge vermeidbarer Plastikmüll durch Hygieneprodukte entsteht.
Nehmen wir Shampoo als konkretes Beispiel. Die große Mehrheit der Menschen greift auf handelsübliche Produkte aus dem Supermarkt zurück. Diese werden in der Regel in Plastikflaschen verkauft. Je nach Fassungsvermögen und Shampoo-Verbrauch wandern so zwischen 5 und 11 Flaschen pro Jahr in den Plastikmüll.

Im Schnitt liegt die Lebenserwartung in Luxemburg bei knapp über 80 Jahren. Vom Jugendalter bis hin zu seinem Lebensende hat man dann zwischen 350 und 720 Flaschen aus Plastik verbraucht. Ganz zu schweigen von dem Mikroplastik, das in etlichen Shampoos, Haarspülungen oder Duschgels vorhanden ist. Das umweltbewusste Leben, was immer mehr Menschen führen möchten, ist hiermit natürlich nicht möglich. Deswegen werden plastikfreie Alternativen immer beliebter.

Von wegen alternativlos

Wer auf Shampoo-Flaschen aus Plastik verzichten möchte, muss nicht mit dreckigen Haaren durchs Leben laufen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Alternativen.

Auf Plastikflaschen beim Haarewaschen zu verzichten, ist eigentlich ganz einfach. Es gibt mittlerweile auch in Luxemburg viele Varianten, die ausprobiert werden können. Erforderlich ist nur, dass man seine bisherigen Gewohnheiten über Bord wirft und sich informiert, wo die alternativen Produkte zu erhalten sind.

Wer jetzt Angst hat, dass die Umstellung sein Portemonnaie belasten wird, kann unbesorgt sein. Meistens ist das plastikfreie Shampoo sogar kostengünstiger als die handelsüblichen Produkte.

Quadratisch, praktisch, umweltfreundlich

Gestatten, das Shampoo in Seifenform. Wer Plastikflaschen beim Haarewaschen vermeiden will, stößt bei kurzer Recherche schnell auf diese Variante. Insbesondere das Seifenunternehmen „Lush“ bietet eine ganze Palette an farbenfrohen Shampoos in fester Form an. Ob für trockene, fettige, gefärbte oder ganz natürliche Haare – für jeden gibt es das passende Produkt. 55 Gramm Festseife sollen für 80 bis 100 Haarwäschen reichen.

Bei jedem zweiten Tag Haarewaschen soll man so je nach Produktmenge beispielsweise auf einen Verbrauch von etwa drei Seifenform-Shampoos pro Jahr kommen. Übers Internet findet man Kundenrezensionen und eine genaue Liste der Inhaltsstoffe*. Für 2 Euro zusätzlich gibt es eine Metalldose, in der die Festseife aufbewahrt werden kann. Mit 8 bis 10 Euro pro Seife liegt die Marke jedoch im oberen Preissegment. Die Festseife von „Lilynatur“ sowie die von „Naturata“ oder „Ouni“ (beide in Luxemburg-Stadt) und „Gréng Box“ in Wiltz kosten im Durchschnitt etwa 5 Euro.

*Hinweis: Völlig auf Chemie wird nicht bei jeder Festseife verzichtet. Wer sich komplett natürlich die Haare waschen möchte, sollte sich genau über die Inhaltsstoffe informieren.

O’zapft is!

Wieso in einem Leben mehrere hunderte Plastikflaschen kaufen, wenn man einen länger haltbaren Behälter einfach immer wieder befüllen kann? Nach diesem Prinzip funktionieren sogenannte Bulkshops. In Luxemburg gibt es unter anderem das Geschäft „Ouni“, das komplett auf unnötigen Verpackungsmüll verzichtet. Ouni hat Flüssigshampoo im Angebot, den die Kunden selbst abfüllen können.

300 ml kosten zwischen 4 und 5 Euro und sind somit etwa genauso teuer wie handelsübliche Shampoos bzw. billiger als viele Markenprodukte. Das Modell kommt an und wird auch von Supermarktketten wie beispielsweise Auchan in ersten Geschäften ausgetestet.

Natur pur

Wer komplett auf Naturprodukte umsteigen möchte, findet im Internet zahlreiche Tipps und Tricks hierzu. Eine beliebte Variante ist die Haarwäsche mit Roggenmehl. Einige Esslöffel voll Roggenmehl (bei kurzen Haaren werden 3-4 empfohlen, bei einer langen Haarpracht 5-6) sollen mit 250 bis 300 ml Wasser zu einer Paste verrührt werden. Die wird dann in das Haar einmassiert und nach fünf Minuten mit warmem Wasser ausgespült. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Haarwäsche mit Lavaerde. Ein Kilo Roggenmehl (für etwa 3 Euro) reicht für durchschnittlich 16 Mal Haarewaschen.

Wenn Sie sich so etwas nicht in die Haare schmieren möchten, dann sind auch Kräuterspülungen mit Kamille, Brennnesselpflanzen oder einfach nur pures Wasser empfehlenswert. Das wäre auch die absolut kostengünstigste Variante.