Piper-Heidsieck
Die Anfänge des Traditions-Champagnerhauses mit Sitz in Reims reichen bis 1785. 1989 wurde Piper-Heidsieck vom französischen Wein- und Spirituosenkonzern Rémy Cointreau übernommen, der 1985 bereits die Marke Charles Heidsieck erwarb. Im März 2011 wurden beide Marken an die Holding EPI verkauft.
Die Kulisse für Régis Camus’ Abschied vom Berufsleben könnte nicht geschichtsträchtiger sein: Im „Palais du Tau“ in Reims, wo früher Frankreichs Könige die letzte Nacht vor ihrer Krönung in der anliegenden Kathedrale verbrachten, fand der Generationenwechsel an der Spitze des exquisiten Hauses aus der Familie von Piper-Heidsieck statt.
Mit einer Masterclass rund um einen erlesenen Millésime 2008 übergab der Meister die Führung von Rare Champagne an seine Nachfolger Maud Rabin und Emilien Boutillat.
So sehr sich Régis Camus bei diesem Termin bemühte, gefasst und fokussiert zu wirken – und ihm das bei der anschließenden Besprechung des Millésime gelang –, so rang er zu Beginn mit seinen Gefühlen. „Ich möchte ihnen meine zwei Kinder vorstellen, denen ich das Leben und die Zukunft von Rare Champagne anvertraue“, sagte er sichtlich bewegt den Journalisten, die Ende März der Online-Masterclass beiwohnten.
Die „Schlüssel für die Zukunft und das Leben von Rare Champagne“ legte Camus in die Hände von Maud Rabin, „sein langjähriges Know-how für die künftige Handschrift von Rare Champagne Wine“ in die Hände des neuen Kellermeisters Emilien Boutillat. Rabin, Boutillat und Camus verbindet ein enges familiäres Verhältnis: Beide Nachfolger sind Weggefährten und enge Vertraute.
Maud Rabin lernte von ihrem „Vater“ an der Spitze von Rare Champagne seit der Gründung des Hauses 2018. Emilien Boutillat legte, wie einst Régis Camus selbst, eine steile Karriere in der Champagner-Welt hin. Camus war es auch, der den Mittdreißiger, studierten Önologen und Agraringenieur zu Piper-Heidsieck holte und ihm die Verantwortung für die Champagner des Hauses übertrug.
Ein Leben für Ausnahme-Champagner
Bevor Régis Camus sein Leben edlen Champagnern widmete, wollte der 1954 in Aisne geborene Franzose Gymnasiallehrer für Naturwissenschaften werden. Doch unerwartete Begegnungen, heißt es, führten ihn zum Önologiestudium nach Reims und ins Universum der Champagner. Unter der Anleitung des damaligen „Chef de cave“ von Piper und Charles Heidsieck lernte Camus sein Handwerk.
Camus läutete die Renaissance der Traditionsmarke ein, als er alle bisherigen Produktionsetappen umkrempelte – angefangen beim Bau einer neuen modernen Kellerei, die der Weinherstellung aus den verschiedenen Parzellen gerecht wurde, bis zur Aufstockung der Weinreserven, um mehr Auswahl für die Assemblagen zu kreieren.
Régis Camus’ Handschrift
Ob in der Champagne oder an der Mosel in Luxemburg: Der Gaumen, die Nase und das Feingefühl für Wein(-wirtschaft) des „Chef de cave“ sind entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg einer Weinkellerei. Der Kellermeister überträgt den „Geist des Hauses“ in die dort hergestellten Weine, verleiht ihnen seine Signatur.
Régis Camus’ Meilensteine heißen „Sublime“ – ein halbtrockener Champagner, der ein Jahr reift – und „Rosé Sauvage“. Letzterer ist ein tief gefärbter Rosé mit einem erheblichen Anteil an Pinot noir, der als stiller Rotwein vinifiziert wurde, mit einer ganz niedrigen Dosage und vier Jahren Reifung. Beides sehr ungewöhnlich für die damalige Zeit, als die Champagnerhäuser erst begannen, sich auf den Klimawandel einzustellen, und noch bevor eine stärkere Konzentration auf eine ausgewogene Produktion von stillen Rotweinen ein Trend war.
Die Bandbreite seiner Exzellenz brachte ihm Anerkennung weit über die Champagne-Grenzen hinaus. Mehrmals gewann Camus den renommierten Preis „Sparkling Winemaker of the Year“ der „International Wine Challenge“, darunter 2004 und 2013. Bis heute ist Camus der meistausgezeichnete „Chef de cave“ in der Champagne.
Der Beste für die Besten
Doch sein wohl größter Erfolg feierte er mit der Marke Rare Champagne, der er sich seit Mai 2018 bis heute widmete. Maud Rabin, die ab jetzt in die Fußstapfen ihres Mentors trifft, begleitet ihn dort seit der ersten Stunde.
Der Kellermeister wird in seinem Umfeld als warmherzig, zuvorkommend und nahbar im menschlichen Miteinander beschrieben. Gleichzeitig sei er rigoros und unkonventionell in seinem Beruf – Charakterzüge, die bestens zu Rare Champagne passen.
Sein Feingefühl für Assemblagen war stets ausschlaggebend für den Stil der Champagner – geprägt durch raffinierte Kontraste, pure Mineralität und unendliche Eleganz. „Ich arbeite sehr ernst an humorvollen Weinen“, sagt Régis Camus augenzwinkernd.
Die Geschichte der Marke jedoch beginnt bereits im Jahr 1785. 1885 wurde anlässlich des 100. Jahrestags der Präsentation der ersten Prestige-Cuvée von Piper-Heidsieck an Königin Marie-Antoinette eine limitierte Flaschenserie herausgegeben. Pierre-Karl Fabergé, der Juwelier des Zaren Alexander III., wurde beauftragt, „eine mehr als kostbare Flasche aus Gold, Diamanten und Lapislazuli“ herzustellen. Bis heute ziert eine goldene Tiara, die die Allegorie der triumphierenden Rebe symbolisiert, die kostbaren Hüllen dieser Champagner und stellt eine Hommage an die Stadt Reims als Krönungsstätte von 33 französischen Königen dar.
Wie außergewöhnlich diese Champagner sind, zeigt folgende Zahl: Seit 1976 gab es nur elf Cuvées als limitierte Serie, die der strengen Prüfung eines Rare standhalten konnten. Die Kriterien dafür reichen von der Auswahl des Terroirs über den Verschnitt sowie die Gestaltung und Lagerung der Flaschen bis hin zur einzigartigen Mischung aus Chardonnay und Pinot noir. Heute gehört Rare Champagne zu den fünf besten Prestige-Cuvées der Welt. Das hat auch seinen Preis: Der Rare Millésime 2008, der in der Masterclass verkostet wurde, kostet im Handel um die 160 Euro.
Frische, Vanilleblüte und pure Exotik
„Für mich gibt es keine guten oder schlechten Jahrgänge, jeder Jahrgang ist auf seine Art besonders und durch ein einziges Wort zu beschreiben“, sagt Régis Camus. Für den 2008er Millésime sei es „die Unendlichkeit“. In der Nase entfalte dieser Champagner seine umfassende Frische mit frühlingshaften Noten. „Wir vergessen, dass dieser Wein 14 Jahre alt ist“, unterstreicht er und verweist auf die Reinheit und Lebendigkeit des Ausnahmetropfens, der sich durch florale und fruchtige Noten von Vanilleblüten, frischer Kokosnuss und exotischen Früchten auszeichnet.
Camus ist voller Worte für seine Champagner, aber beinahe wortkarg und absolut unaufgeregt, wenn es um seine Person geht. Gerichtet an seine „Kinder“, wie er seine Nachfolger Direktorin Maud Rabin und „Chef de cave“ Emilien Boutillat liebevoll nennt, spricht er von einem „bewegenden Moment“ für das neue Führungsduo. „Alle guten Dingen enden irgendwann und heute ist der große Tag gekommen.“
Wie er sich sein Leben als Rentner vorstelle, will Camus nicht verraten. Möglicherweise wird er mehr Zeit mit der Familie verbringen, seinen Hobbys, dem Wandern und Gärtnern, frönen oder das Leben bei einer Ausfahrt in einem Oldtimer genießen, wie eine Biografie-Notiz bei Piper-Heidsieck verrät.
Parmesan-Mürbegebäck mit Basilikum*
Zutaten:
1 Bund Basilikum
300 g Parmesan
650 g Butter
350 g Mandelmehl
650 g Mehl
200 g Zucker
Traubenkernöl
Zubereitung:
1. Aus den Zutaten einen Mürbeteig herstellen, 15 Minuten bei 185 Grad backen.
2. Einen Bund Basilikum blanchieren, mit einem Bund frischem Basilikum mischen
und Traubenkernöl hinzufügen.
3. Nach Belieben zusammenstellen.
* Das Rezept für dieses Amuse-Bouche stammt aus einem Menü, das Sternekoch Edouard Chouteau rund um den Millésime 2008 kreierte.
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