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Mit Tieren problemlos verreisen: Das rät der Tierarzt

Mit Tieren problemlos verreisen: Das rät der Tierarzt

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Sonnenbrille auf der Nase, den Koffer in der Hand und den besten Freund an der Seite: Viele Tierhalter wollen nicht ohne ihre Liebsten in den Urlaub fahren. Doch auf was muss Herrchen oder Frauchen vor und während des Urlaubs besonders achten? Was gehört in eine tierische Reiseapotheke? Und wie geht eigentlich eine perfekte Autofahrt für Vierbeiner? Tierarzt Julian Scaloni aus Esch/Alzette hat sich den Fragen von Jessica Oé gestellt.

Zur Person

Julian Scaloni ist seit 18 Jahren Tierarzt. Der 43-Jährige hat vor sechs Jahren zusammen mit seiner Kollegin Aurore Cauchois die Tierarztpraxis «de l’Iris» in Esch/Alzette eröffnet.

Tageblatt: Reisepass, Ausweis, Impfpass, Krankenkassenkarte, Buchungsbestätigung … Wer reisen möchte, muss die richtigen Dokumente mit sich führen. Was darf man bei einer Reise mit Haustieren auf keinen Fall vergessen?

Julian Scaloni: Den EU-Reisepass für Tiere. Die EU verlangt, dass der Tierhalter bei Grenzübertritten innerhalb der EU diesen Pass vorzeigen kann. Den EU-Reisepass können wir Tierärzte ausstellen, dazu muss aber die Tollwutimpfung aktuell und das Haustier gechipt sein. Dabei ist es für Tierhalter wichtig, daran zu denken, dass die Tollwutimpfung erst nach drei Wochen (21 Tagen) gültig ist – und das Tier somit auch erst dann in ein anderes EU-Land mitgenommen werden darf. Danach ist die Impfung zwei bis drei Jahre wirksam. Das Gleiche gilt natürlich auch für Tiere, die man aus dem Urlaub mitbringen möchte.

Sollte man den EU-Reisepass für die Haustiere im Urlaub immer bei sich tragen?

Ja, auf jeden Fall. Eigentlich muss man sogar hier in Luxemburg den Pass mitführen, wenn man mit dem Hund Gassi geht.

Für Reisen innerhalb der EU ist die Gesetzeslage relativ klar. Doch auf was muss der Haustierhalter achten, wenn er in Drittländer reist?

Um sicher zu sein, dass man alle Voraussetzungen für den Urlaub erfüllt, ist es am besten, sich direkt an die Botschaft des jeweiligen Landes zu wenden und sich dort über die Reisebestimmungen zu informieren. Bei manchen Ländern, wie etwa Großbritannien, muss das Haustier vorher noch eine Wurmkur durchlaufen. Andere wiederum fordern die Vorlage von Bluttests oder ein Gesundheitsattest vom Tierarzt.

Welche Impfungen braucht das Haustier für den Urlaub?

Die einzig verbindliche Impfung ist die Tollwutimpfung. Ich empfehle aber, auch zu überprüfen, ob die anderen gängigen Impfungen aktuell sind. Es gibt aber auch Impfungen gegen regional verbreitete Krankheiten. Reist man z.B. in den Süden, in die Mittelmeergegend, ist eine Leishmaniose-Impfung empfehlenswert. Am besten sollte sich der Haustierhalter mit dem Tierarzt seines Vertrauens absprechen.

Was sind die größten Gefahren beim Reisen für die Tiere?

Das häufigste Problem ist ein Hitzschlag. Das ist natürlich keine Krankheit, aber jedes Jahr gibt es Tiere, die wegen eines Hitzschlags sterben. Schon wenige Minuten in einem abgestellten Auto können zu einem solchen Hitzschlag führen. Deswegen ist es wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass Tiere nicht allein im Auto zurückgelassen werden sollen.

Bei den Krankheiten sind vor allem die Leishmaniose und die Herzwurmerkrankung für Hunde bedrohlich. Letztere ist eine parasitäre Erkrankung, die durch Stechmücken übertragen wird. Um sicherzugehen, dass sich das Haustier keinen Herzwurm eingefangen hat, reicht es, gleich nach dem Urlaub ein Wurmmittel zu verabreichen und das einen Monat später zu wiederholen. Oder, falls man länger im Ferienparadies bleibt, dort dem Haustier monatlich ein Wurmmittel zu geben.

Was darf in der Reiseapotheke für Haustiere auf keinen Fall fehlen?

Ein Mittel gegen Durchfall und gegen Übergeben gehört in jede Reiseapotheke. Genauso wie ein Schmerzmittel, falls sich das Tier im Urlaub wehtun sollte. Nicht zu vergessen sind die Mittel gegen Parasiten, wie etwa Stechmücken. Ein Wurmmittel dabei zu haben, ist wichtig, wenn man länger als einen Monat verreist. Wer an den Strand fährt, sollte einen Pfotenschützer mitbringen. Wenn der Sand von der prallen Sonne aufgeheizt wird, haben wir Menschen das Gefühl, uns die Füße zu verbrennen – und unseren tierischen Freunden geht es da nicht anders.

Was ist die am wenigsten stressige Reisevariante für Tiere?

Ganz sicher nicht das Flugzeug. Kleine Hunde und Katzen können zwar bei verschiedenen Fluggesellschaften in der Kabine mitfliegen, doch meist ist die Anzahl begrenzt und wenn es zu viele sind, müssen dann doch welche im Laderaum mitfliegen, was für das Tier Stress pur ist. Deswegen rate ich von Flugreisen ab.

Im Auto hängt es vom Tier ab. Es gibt Haustiere, die gerne  im Auto mitfahren und da ganz unproblematisch sind. Für andere ist jede Autofahrt Stress. Ihnen kann man mit natürlichen Beruhigungsmitteln helfen, die dann auch keine Nebenwirkungen haben.

Wie Menschen leiden auch Haustiere unter Reisekrankheit. Was kann der Haustierhalter in dem Fall tun?

Spätestens nach der ersten Reise weiß man, ob sein Haustier Autofahren zum Kotzen findet oder nicht. In dem Fall gibt es sehr wirksame Medikamente für Haustiere gegen Reisekrankheit. Da kann der Tierarzt das richtige verschreiben. Auf keinen Fall sollte man die Tiere auf eigene Faust mit Medikamenten für Menschen behandeln.

Wie bereitet man seine Haustiere am besten auf eine Autoreise vor?

Das hängt natürlich von der Länge der Reise ab. Bei einer Stunde Autofahrt hält sich die Vorbereitung natürlich in Grenzen. Bei längeren Autoreisen ist das anders: Auf jeden Fall sollte man eine Vorrichtung im Auto installieren, wo das Tier problemlos Wasser trinken kann. Eine kleine Menge Futter sollte ebenfalls angeboten werden. Die Tiere sollten an ihre Transportvorrichtung gewöhnt sein. Bei der allerersten Reise bietet es sich auch an, vorher einmal eine kurze Testfahrt zu machen, um zu sehen, wie sich das Tier verhält. Leiden die Tiere an Stress oder werden schnell reisekrank, sollten die Medikamente vorher verabreicht und am besten auch nicht mehr direkt vor der Abfahrt gefüttert werden.

Gibt es eine perfekte Tageszeit für Autoreisen mit Haustieren?

Das hat eine Rolle gespielt, als die Temperaturen im Auto noch ein Problem waren. Jetzt, wo fast alle Autos eine Klimaanlage haben, ist es eigentlich egal. Man sollte es aber nicht übertreiben: Wie beim Menschen auch kann sich ein Haustier wegen der Klimaanlage erkälten. Sollte das Tier durch das Autofahren zu sehr gestresst werden, könnte sich eine Nachtfahrt anbieten – in der Hoffnung, dass das Haustier dann die meiste Reisezeit über schläft.

Es wird geraten, dass Autofahrer bei einer längeren Reise alle zwei Stunden eine Viertelstunde Pause einlegen. Wie sieht’s bei Reisen mit Haustieren aus?

Da gilt das Gleiche. Alle paar Stunden sollte eine Pause eingelegt werden, damit sich Herrchen oder Frauchen und Haustier kurz die Beine vertreten, Gassi gehen und in Ruhe etwas trinken können. Für Katzenhalter bietet es sich an, entweder feuchtigkeitsabsorbierende Pads in die Transportboxen zu legen oder die Tiere ebenfalls an Geschirr und Leine zu gewöhnen, um kurz mit ihnen ins Grüne zu gehen. Letzteres erfordert allerdings ein wenig Training im Vorfeld.

Haustiere haben ein viel sensibleres Gehör als wir Menschen. Muss man bei Autoreisen auf den Geräuschpegel im Auto achten?

Musikhören bei normaler Lautstärke ist sicherlich kein Problem. Es gibt sogar Musik, die Hunde und Katzen sehr gerne hören und die sie beruhigt.

Ein typisches Bild für Autoreisen mit Haustieren ist der Hund, der seinen Kopf aus dem Fenster streckt. 

Das mögen Hunde vielleicht lieben, doch die Fenster sollten bei einer Autofahrt mit Tieren geschlossen bleiben. Den Kopf aus dem Fenster strecken ist nicht nur bei einem Unfall sehr gefährlich, sondern kann auch zu Entzündungen führen. Der Wind, Staub, kleine Steine und Insekten können die Augen, Ohren und die Schnauze reizen oder verletzen.