In der Nachbarschaft hilft man sich gerne mal aus – mit Mehl oder mit einer Bohrmaschine. In kleinen Dörfern ist das noch weit verbreitet. In Städten sieht das mittlerweile ganz anders aus. Viele kennen nicht einmal mehr ihre direkten Nachbarn, an schnelle Hilfe unter Nachbarn ist da kaum zu denken. Das soll sich nun mit „Hoplr“, einem nachbarschaftlichen Netzwerk, ändern. Über die Webseite oder die App sollen Bürger ihre Nachbarn wieder besser kennenlernen.
Auf der sozialen Plattform kann man Fragen und Angebote einstellen, zum Beispiel, ob man ein bestimmtes Werkzeug braucht oder ob die Hauskatze vermisst wird. Das Besondere an „Hoplr“ ist allerdings, dass sich das soziale Netzwerk nur auf das eigene Viertel konzentriert und den Nutzern nur Beiträge der direkten Nachbarschaft angezeigt werden.
„Hoplr“ wurde 2014 in Belgien gegründet. Dort und in den Niederlanden sind bereits mehr als 800 Nachbarschaften mit mehr als 80.000 Nutzern auf der Plattform aktiv. Auch in Luxemburg bieten immer mehr Gemeinden diesen Service an. Strassen war die erste. Die Hauptstadt sowie eine Handvoll Gemeinden quer durch das Land zogen nach. Mittlerweile kann die Nachbarschafts-App auch in Differdingen genutzt werden. „Hoplr“ ist für alle Nutzer kostenlos. Alle anfallenden Kosten werden von den Gemeinden übernommen. Die Kosten für die Lizenzen werden auf die Zahl der Haushalte in der Gemeinde berechnet. Für Differdingen belaufe sich die Rechnung pro Jahr laut Schätzungen von Bürgermeister Guy Altmeisch (LSAP) auf rund 13.000 Euro.
Um die Nachbarschaftsplattform übersichtlicher zu gestalten, wurde die Gemeinde Differdingen mit ihren 30.000 Einwohnern in drei Stadtteile unterteilt: Differdingen, Niederkorn und Fousbann-Oberkorn-Lasauvage. Durch die Eingabe ihrer Adresse werden die Nutzer dann automatisch ihrem Sektor zugeteilt. „Mit Hoplr bieten wir allen Einwohnern eine kostenlose Plattform ohne Werbung, die alle gängigen Sicherheitsbestimmungen einhält. Die Beiträge gehen nur an Nutzer der App, die auch wirklich in der Nähe wohnen. Man kann sich aber auch allgemein über ein Thema aus dem Viertel austauschen. Und bei der Gelegenheit sollen sich die Nachbarn auch besser kennenlernen. Hoplr wird einen weiteren Schritt in Richtung Selbsthilfe, sozialer Zusammenhalt, Kreislaufwirtschaft und Partizipation ermöglichen“, erklärte Altmeisch vergangene Woche bei der offiziellen Vorstellung im „Aalt Stadhaus“ in Differdingen. Wie bei anderen sozialen Medien kann man auch über „Hoplr“ private Gespräche führen, die Teilnehmerzahl in Gruppenchats ist allerdings auf 25 begrenzt.
Doch auch die Gemeindeverantwortlichen sowie die unterschiedlichen Verwaltungen können dort gezielte Informationen wie zum Beispiel anfallende Bauarbeiten oder Veranstaltungen wie Nachbarschaftsfeste oder Termine für den Sperrmüll mit den Nutzern aus den verschiedenen Vierteln teilen.
Ein Sicherheitscode per Post
Einwohner aus der Gemeinde können sich über die Webseite hoplr.com mit ihrer Adresse registrieren, die Anwendung im App-Store oder bei Google Play herunterladen und dann sofort loslegen. Um sicherzugehen, dass sich nur Nutzer aus der direkten Nachbarschaft in den besagten Gruppen tummeln, gibt es noch eine zusätzliche Kontrolle seitens der Gemeinde. Diese versendet nach der Registrierung noch einen speziellen Code über den Postweg. Erst danach gilt die Anmeldung als vollständig.
Werbung ist auf der Plattform allerdings verboten. Das Gleiche gilt für Beiträge, die zum Hass aufrufen oder andere Nutzer beleidigen. Die Firma Hoplr überwacht die Plattform zwar, doch man setzt verstärkt auf Selbstregulierung. „Da alle Nutzer in der direkten Nachbarschaft wohnen, gehen wir davon aus, dass Beleidigungen nicht so häufig gepostet werden wie in anderen sozialen Medien“, erklärte Jonas Swartelé, Customer Success Manager von Hoplr, der per Video der Informationsveranstaltung beiwohnte.
Bleibt allerdings nur noch die Frage: Was passiert mit den gesammelten Daten? „Ihr Profil ist nur für Mitglieder Ihres Netzwerks sichtbar. Alle Daten werden im Einklang mit der europäischen Datenschutzgesetzgebung gesichert und geschützt“, versicherte Swartelé.
In Differdingen scheint dieses neue Konzept der Nachbarschafts-App gut bei den Einwohnern anzukommen. In den ersten drei Wochen und noch vor der offiziellen Vorstellung hatten sich bereits 1.000 Nutzer angemeldet, die dann insgesamt 3.000 Beiträge geteilt hatten. Tendenz weiter steigend.
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