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VueltaMichel Ries: „Ein Etappensieg ist unsere erste Priorität“

Vuelta / Michel Ries: „Ein Etappensieg ist unsere erste Priorität“
Michel Ries nimmt mit der Vuelta seine zweite Große Rundfahrt des Jahres in Angriff Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Am Samstag startet die 78. Auflage der „Vuelta Ciclista a España“ (2.UWT) mit einem Mannschafts-Zeitfahren über 14,8 Kilometer in Barcelona. Einziger luxemburgischer Profi im Feld ist Michel Ries im Trikot seines französischen Teams Arkéa-Samsic. Als Nachfolger von Vorjahressieger Remco Evenepoel (B/Soudal-Quick Step) werden Jonas Vingegaard (DK) und Primoz Roglic (SLO), aus der Mannschaft Jumbo-Visma, am höchsten gehandelt.

Sechs flache Etappen, davon zwei mit Bergankunft, sechs Teilabschnitte durch Mittelgebirge, sieben Bergetappen, je ein Mannschafts- und ein Einzelzeitfahren sowie zwei Ruhetage stehen bis zur Zielankunft am 17. September in der spanischen Hauptstadt Madrid auf dem Programm. Während sich die Sprinter wahrscheinlich nur viermal um den Tagessieg streiten werden, kommen die Bergspezialisten wieder voll auf ihre Kosten. Bereits am dritten Tag werden sich die Favoriten auf den Gesamtsieg in Andorra, hinauf zur Skistation Arinsal, einem ersten Härtetest stellen müssen. Beim zweitägigen Abstecher nach Frankreich wird der Sieger der 13. Etappe auf dem Col du Tourmalet (2.115 m) ermittelt. Den Fahrern wird keine Erholungspause zugestanden, da tags darauf 4.623 Höhenmeter von Sauveterre-de-Béarn (F) hinauf nach Larra-Beluga zu bewältigen sind. Ein ähnlicher „Doppelpack“ an Bergetappen ist auch in der dritten Woche programmiert. Die 17. Etappe ist nur 124,4 km lang. Nach zwei Anstiegen der ersten Kategorie geht es dann während 13,1 km über die sogenannten „Ziegenwege“, mit einer durchschnittlichen Steigung von 9,5 Prozent, auf den legendären Altu de l’Angliru. Am darauffolgenden Tag sind 4.630 Höhenmeter zu überwinden, nach denen der Gesamtsieger feststehen dürfte. Eine letzte Gelegenheit, um Zeit gutzumachen, besteht allerdings noch, und zwar auf dem vorletzten und mit 207,8 km längsten Tagesabschnitt, mit insgesamt zehn Bergwertungen der dritten Kategorie.

Evenepoel gegen Jumbo-Visma-Doppelspitze

Beim letzten „Grand Tour“ des Jahres bekommt es Titelverteidiger Remco Evenepoel, neben dem diesjährigen Giro-Sieger Primoz Roglic, mit dem souveränen Tour-de-France-Gewinner Jonas Vingegaard zu tun. Man darf gespannt sein, ob der Belgier es schafft, der Jumbo-Visma-Doppelspitze Paroli zu bieten. Nachdem der 23-Jährige den Giro d’Italia als Spitzenreiter wegen einer Corona-Infektion vorzeitig verlassen musste, hat er seinen Fokus nun auf die Spanien-Rundfahrt gerichtet. Im Kampf gegen die Uhr ist der Zeitfahr-Weltmeister im Vorteil. Im Hochgebirge dürfte seine Mannschaft allerdings nicht die nötigen Argumente haben, um mit der niederländischen Equipe zu konkurrieren. Mit Sepp Kuss, Wilco Kelderman, Dylan Van Baarle, Jan Tratnik, Robert Gesink und Attila Valter stehen Roglic und Vingegaard sechs Helfer der Extraklasse zur Seite.

Roglic befindet sich zurzeit in Topform, wie sein Triumph bei seiner Generalprobe, der Vuelta a Burgos (SP/2.Pro), gezeigt hat. Der 33-jährige Slowene stand in diesem Jahr bei allen Etappenrennen, bei denen er antrat, auf dem höchsten Treppchen.

Sollte sich Vingegaard, der seit seinem zweiten Tour-Triumph nicht mehr im Rennsattel saß, in Form befinden, droht Roglic die Rolle als Edelhelfer. Es ist aber auch möglich, dass der 26-jährige Däne diese Funktion übernehmen wird.

Neben dem Favoriten-Trio gibt es mit Juan Ayuso (SP), João Almeida (POR), beide vom Team UAE Team Emirates, sowie Enric Mas (E/Movistar), Geraint Thomas (GB/INEOS Grenadiers) und Alexander Wlasow (RUS/BORA-hansgrohe) eine Reihe von Herausforderern.

Primoz Roglic (l.) und Jonas Vingegaard: Die Doppelspitze von Jumbo-Visma gilt als Favorit auf den Gesamtsieg
Primoz Roglic (l.) und Jonas Vingegaard: Die Doppelspitze von Jumbo-Visma gilt als Favorit auf den Gesamtsieg Foto: Marco Bertorello/AFP

Ein gutes Gesamtergebnis hat sich auch Kévin Vauquelin zum Ziel gesetzt. Der Teamkollege von Michel Ries bei Arkéa-Samsic hatte zu Beginn der Saison die Tour des Alpes Maritimes et du Var (F/2.1) zu seinen Gunsten entschieden. Bei der Tour du Limousin (F/2.1), seinem letzten Formtest, kam der 22-Jährige auf Rang fünf. In Spanien wird Ries seinem Kapitän, der bei der letztjährigen Luxemburg-Rundfahrt (2.Pro) Rang zwei belegt hatte, zur Seite stehen, vor allem wenn es bergauf geht. „Wir werden Kévin (Vauquelin) in seinem Bestreben, ein gutes Gesamtergebnis zu erreichen, bestmöglich begleiten und ihn auf den wichtigen Etappen beschützen. Dies wird meine Hauptaufgabe sein. Wir haben dieses Jahr schon viele Rennen zusammen bestritten, was jedes Mal gut funktioniert hat“, so der 25-jährige Kletterspezialist.

Hauptzielsetzung der WorldTour-Mannschaft, unter der Regie der beiden Sportlichen Leiter Mickaël Leveau und Sébastien Hinault, ist jedoch ein Etappensieg. „Das ist die erste Priorität. Unsere Mannschaft fährt generell sehr offensiv. So wollen wir uns auch hier präsentieren“, erklärt der Vize-Landesmeister im Vorfeld seiner zweiten Großen Rundfahrt in diesem Jahr.

Mehr als 10.000 Rennkilometer seit Januar

„Ich bin bislang eine ganz korrekte Saison gefahren, mit Ausnahme des Giro, wo ich zunächst gestürzt und danach krank geworden bin. Das war ein enttäuschender Moment, zumal die Italien-Rundfahrt in diesem Jahr mein Hauptziel war. In den sonstigen Rennen hat die Form gestimmt, sodass ich die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen konnte. Im Juni wurde meine Teilnahme an der Vuelta konkreter. Die Rundfahrt ist das große Ziel meiner zweiten Saisonhälfte“, gibt Ries, der seit dem 25. Januar bereits über 10.000 km im Rennsattel verbracht hat, zu verstehen.

Seine Vorbereitung sei ideal verlaufen. „Im Juli habe ich einen großen Trainingsblock absolviert. Danach standen dann die Polen-Rundfahrt und die Arctic Race of Norway auf dem Programm. In Polen lief es ganz gut, das Rennen in Norwegen war aufgrund des Wetters etwas komplizierter. Zudem hatte ich die Vuelta bereits im Kopf. Meine Form stimmt, was die medizinischen Daten auch widerspiegeln.“

Das stimme ihn für seine zweite Vuelta-Teilnahme nach 2020 optimistisch. „Das Rennen fand damals, wegen der Pandemie, von Mitte Oktober bis Anfang November statt, bei ganz anderen äußeren Bedingungen. Momentan herrscht eine enorme Hitze in Spanien. Es ist eine zusätzliche Herausforderung, sich diesen extremen Umständen anzupassen. Was den Streckenverlauf anbelangt, weiß ich, was auf mich zukommen wird, da ich bereits viele Rennen in Spanien bestritten habe.“

Freiheiten für eine Fluchtgruppe

Wenn sich die Gelegenheit ergibt, wird Ries diese Chance auch nutzen. „Nach ein paar Tagen werden wir sehen, wo wir stehen. Drei Wochen sind lang. Mit der Zeit werden Freiheiten entstehen, die es mir ermöglichen, in eine Fluchtgruppe zu gehen“, so der 1,84 m große Athlet, der nicht glaubt, dass Evenepoel seinen Vorjahreserfolg wiederholen kann. „Mit Ausnahme von Tadej Pogacar sind die großen Namen allesamt vertreten. Die Zuschauer werden bestimmt eine sehr spannende Rundfahrt erleben. Für mich ist Jumbo-Visma in der Favoritenrolle. Wenn Jonas Vingegaard auch nur 95 Prozent seiner Tour-Form besitzt, wird es für die Konkurrenz sehr schwierig, ihn zu schlagen. Mit Primoz Roglic kann das Team zudem eine zweite Karte ausspielen“, prognostiziert Ries, dessen Saison in Madrid zu Ende gehen wird. Am 31. Dezember dieses Jahres läuft sein Vertrag bei Arkéa-Samsic aus. In den nächsten Wochen hofft er, mitteilen zu können, in welchem Trikot er seine fünfte Profi-Saison bestreiten wird.