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Messer und Keramik aus Luxemburg: Diese zwei Handwerkskünstler brennen für ihr Schaffen

Messer und Keramik aus Luxemburg: Diese zwei Handwerkskünstler brennen für ihr Schaffen

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Marcello Moruzzi ist Maschinenschlosser – und schmiedet Damastmesser. Als Mitbegründer der Hephaistos-Brüderschaft sorgt er dafür, dass dieses seltene Handwerk hierzulande nicht ausstirbt. Lea Schroeder kreiert nicht nur Keramikkunst, sondern ist auch Accessoires-Designerin für Frankreichs Modegrößen und Grafikdesignerin. Daisy Schengen lernte die beiden Kunsthandwerker im Vorfeld des „Salon d’artisanats“ im Mondorfer «Casino 2000» kennen.

 


Damastmesser made in Luxembourg

Sein Kunsthandwerk ist selten, die Messer, die er fertigt, sind einzigartig. „Ich hatte schon immer viel Spaß daran, mit Eisen zu arbeiten“, erzählt der gelernte Maschinenschlosser Marcello Moruzzi.

In einem Telefongespräch versucht der Luxemburger, seine Leidenschaft und seinen Beruf zu umreißen. Ende der 70er Jahre beginnt er, Messer zu schmieden. Im Laufe der Zeit schließt er sich mit Gleichgesinnten zusammen, die „hin und wieder gemeinsam arbeiten“. Aus dem Hobby, das gleichzeitig ein „Teil meines Berufes als Maschinenschlosser“ war, geht 1995 die Hephaistos-Bruderschaft der Schmiede in Luxemburg hervor. In Rümelingen arbeitet sie zunächst in einer Gemeinschaftswerkstatt. Heute betreut die Brüderschaft eine Werkstatt im „Musée rural“ in Peppingen.

Durch „Messermëscher“ aus der Bruderschaft lernt Moruzzi das Schmiedehandwerk näher kennen, die Herstellung von Messern und von Damaszener Stahl werden zu seiner Passion. Die besondere Maserung des Stahls ergibt sich durch „verschiedene Eigenschaften des Materials, die erlauben, die Muster auf der Oberfläche zu schaffen“, erklärt Marcello Moruzzi.

Und so macht sich der Luxemburger auf ins Ausland, um von bekannten Messerschmieden zu lernen. Im französischen Thiers lässt er sich bei Henri Viallon in der Messerschmiedekunst weiterbilden. Im deutschen Aachen lernt er von dem bekannten Damastmesser-Schmieden Achim Wirtz am Wochenende neben dem Job das Fertigen des Damaszener Stahls.

So ein Kunstwerk hat seinen Preis. Entscheidend sind der Arbeitsaufwand und die verwendeten Materialien. Ein Taschenmesser gibt es für 250 Euro. „Ich arbeite bis zu einer Woche daran“, erklärt Moruzzi. Wer denkt, ein großes Messer zu fertigen, nehme mehr Zeit in Anspruch, irrt, sagt er. „Das Klappmesser ist aufwendiger, die Arbeit filigraner. Hier müssen die Mechanik, die für das Auf- und Zuklappen zuständig ist, und die Blockierungsmechanismen einwandfrei funktionieren.“ Bei allen anderen Schneidwerkzeugen sei die Herstellung nach Schneide, Griff und Etui abgeschlossen.
Sein bisher teuerstes Werk verkaufte der Schmied für 850 Euro. „Der Griff bestand aus Mammutelfenbein.“

Bisher kommen seine Kunden aus dem Ausland; Stammkunden gibt es in Belgien und in der Schweiz. „Die meisten von ihnen sind Sammler“, so der Messerschmied. Meistens trifft er sie auf spezialisierten Messen und Handwerkermärkten, wo er regelmäßig ausstellt.

Am 26. und 27. Oktober war zum ersten Mal in Luxemburg beim
„Salon d’artisanat” in Mondorf zugegen. Marcello Moruzzi konnte den Besuchern aus der Heimat und der Großregion das Messerschmieden und seine kunstvoll bearbeiteten Damastmesser zeigen.

Mehr Infos und Bilder zur Herstellung von Damastmessern gibt es auf Facebook.


Kindheitstraum Keramikkünstler

Lebensläufe ehrgeiziger und erfolgreicher Menschen haben eines gemein: Der spätere Weg nach oben zeichnet sich bereits in der Kindheit ab. Bei der luxemburgischen Keramikkünstlerin und ausgebildeten Designerin Lea Schroeder war das nicht anders.

„Stricken, malen, basteln, zeichnen – ich habe mich schon früh kreativ beschäftigt“, erzählt die sympathische junge Frau beim Besuch in ihrem Studio im Creative Hub 1535° in Differdingen. Ihren ersten Keramikkurs hat Schroeder im Alter von sechs Jahren absolviert, gemeinsam mit ihrer Mutter entwickelte sie sich im Kunsthandwerk weiter. Nach dem Abitur zog es die Kreative aus Kayl nach Paris, wo sie Design an der „Créapole“ studierte und im Bereich „art design et luxe“ ein Diplom erhielt. Dort lernte sie alle Facetten des Berufs kennen – von Produkt- über Möbel- bis hin zum Schmuck- und Set-Design. Mit einem Master an der „Creative Academy“ in Mailand schloss sie ihre „Lehrjahre“ ab, wo sie sich auf Design von Accessoires spezialisierte. „Zubehöre unterstreichen die Persönlichkeit der Trägerin und drücken ihre Stimmung aus“, meint Lea Schroeder.

Ihre ersten Jobs führten die junge Designerin zu namhaften Modegrößen. Fünf Jahre lang entwickelte sie Accessoires für Lancel, einen traditionellen Taschen- und Gepäckhersteller aus Frankreich. Gemeinsam mit der neuen Art-Direktorin Nicole Stulmann verpasste Lea Schroeder zunächst der Reisegepäck-Kollektion und später der gesamten Accessoires-Sparte ihre eigene (Design-)Handschrift und prägte das „moderne“ Image der Marke entscheidend mit.

„Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort“, sagt Schroeder etwas schüchtern über den Zeitpunkt, als Lancel Seidentücher in seine Produktpalette einführt. Und obwohl die Chance, als Luxemburgerin ganz oben in einem internationalen Konzern mitzumischen, etwas Besonderes ist, scheint der Erfolg Lea Schroeder nicht zu Kopf gestiegen zu sein. Ganz bodenständig erzählt sie lieber von ihrer Arbeit. „Als ich die Ornamente dafür entwarf, habe ich meine Leidenschaft für Motive entdeckt. Für solche, die etwas aussagen. So wie die Fabeln von Lafontaine.“ Mit ihrem Vorschlag, Geschichten aus der Luxemburger Heimat mit Motiven, die selbst Geschichten erzählen, zu verbinden, traf sie ins Schwarze. Über mehrere Jahre hinweg zeichnete sie die Seidentücher, war von Herstellung bis zum Marketing maßgeblich an deren Produktion beteiligt.

DE MAINS DE MAÎTRES from Lea Schroeder on Vimeo.

Diese wertvolle Erfahrung war für den Schritt in die Selbstständigkeit besonders prägend, sagt sie rückblickend. Ihre Leidenschaft seit Kindertagen, die Keramik, übte sie dabei immer im Hintergrund aus. „Es dauerte lange, bis ich mich traute, meine Werke öffentlich zu zeigen.“ Lea Schroeder nahm einen Halbtagsjob an, in ihrer Freizeit widmete sie sich ihrer Passion. Der Grund, warum sie sie schließlich zu ihrem Hauptberuf machte, war der Creative Hub 1535° in Differdingen – dessen Konzept, die Zusammenarbeit und die Betreuung. „Dadurch wurde mein Traum vom eigenen Designstudio immer konkreter“, sagt Schroeder.

„Ich wollte Luxemburg etwas zurückgeben“

Die Industriekultur in den alten Räumen in Differdingen und der Stahl, der die Geschichte von Luxemburgs Süden prägte, formten die Entscheidung, ab jetzt selbstständig zu arbeiten. Nach mehreren Jahren im ausländischen Modebusiness habe sie den Wunsch verspürt, zurückzukommen: „Ich wollte Luxemburg etwas zurückgeben“, sagt Lea Schroeder.

In der heimischen Kunstszene machte sie kurz danach schon auf sich aufmerksam. 2018 gewann sie mit Keramikskulpturen von „märchenhaften Vögeln“ den Publikumspreis der Kunsthandwerksausstellung „De mains de maîtres“. Die Werkschau wurde vor drei Jahren durch das erbgroßherzogliche Paar ins Leben gerufen. „Die Wertschätzung des Kunsthandwerks und die lokale Produktion liegen nicht nur den Organisatoren der Ausstellung, sondern auch mir sehr am Herzen“, schreibt Lea Schroeder bei ihrer Präsentation zum Kunstsalon „Révélations“ in Paris, wo Luxemburg 2019 als Gastland geladen war und sie als eine der Laureaten die Kunsthandwerkstradition des Großherzogtums repräsentierte.

Über das Unvorhersehbare

Der Auftritt beim „Salon de l’artisanat“ in Mondorf ist für die Designerin eine Premiere. Sie freue sich, mit den Besuchern über ihr Metier und den Schaffensprozess zu reden. „Ich mag die Arbeit mit den Händen und das Zufallsprinzip, das dabei ebenfalls entscheidend ist. Im Leben läuft nämlich nicht immer alles so, wie man es eigentlich wollte. So ist es auch mit den Farben bei der glasierten Keramik“, erklärt Lea Schroeder. Die Künstler müssen sich nach dem Brennen überraschen lassen. „Genau dort entsteht der Mehrwert des Objekts. Für mich verbirgt sich der Dialog zwischen dem Handwerker und der Keramik in diesem Unvorhersehbaren.“

Die Herstellung aller Objekte erfordert höchste Konzentration und eine ruhige Hand – unabhängig davon, ob sie nun großformatige Vasen sowie kleinere Objekte aus Keramik herstellt oder aber Karten und Seidentücher grafisch gestaltet – etwas, das die vielseitige Künstlerin auch anbietet.

Bis zu drei Wochen

Je nach Keramikobjekt kann die Produktion bis zu drei Wochen in Anspruch nehmen. Es wird geformt, getrocknet, verziert, bis zu viermal bei 900 Grad gebrannt – „bis das Stück perfekt ist“ und sie damit zufrieden sei, sagt Schroeder. Man hört ihr diese anfängliche Scheu an, sich als Kunstschaffende neben ihren Objekten in den Vordergrund zu stellen. Lieber spricht sie über die minutiöse Handarbeit, der es bedarf, um aus Lehm ein Kunstwerk zu schaffen.

Alles beginnt mit einer Zeichnung, einem „groben Konzept“. Ist der Wegweiser skizziert, dann geht es an die Wahl der richtigen Lehmsorte: „Lehm ist nicht gleich Lehm. Je nach Zusammensetzung weisen die zahlreichen Sorten neben unterschiedlicher Körnung auch verschiedene Tönungen auf.“ Schnell fällt das Stichwort Verzierung. Diese trägt die Designerin mit kaltem Wachs auf, er trennt die Keramik von der Glasur. „Da muss ich genau arbeiten, denn wo der Wachs einmal war, bleibt es später weiß.“

Suche nach dem Ursprünglichen

Ein zweites Mal kommen die Objekte in den Ofen, anschließend wird ausgebessert. Fertig ist das Kunstwerk noch nicht. Die Ornamente, die es als solches ausmachen, fehlen. „Sie entstehen intuitiv, während des Schaffensprozesses. Darin liegt für mich der Ursprung dessen, wie der Mensch die Natur sieht, der Ursprung der Kunst“, erklärt Lea Schroeder.

Wenn sie sich auf die Suche nach dem Ursprünglichen macht, nach dem, „was viele Kulturen miteinander vereint“, blendet die Designerin die Außenwelt aus. „Wenn ich zeichne, kann es passieren, dass ich die Zeit vergesse“, sagt sie – und blickt verträumt zu ihren Werken im Atelier.

Mehr von Lea Schroeders Kunst gibt es unter www.leaschroeder.studio.