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Mandy Minella über Tennis und Mutterschaft: „Ich will nicht ohne Emma reisen“

Mandy Minella über Tennis und Mutterschaft: „Ich will nicht ohne Emma reisen“

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Am Dienstag war es genau ein Jahr her, dass Mandy Minella in Wimbledon der Presse mitteilte, dass sie im vierten Monat schwanger sei. Sogar die internationalen Medien griffen dieses Thema auf. 366 Tage danach hat sich für die 32-Jährige viel geändert.

Aus Wimbledon berichtet Tageblatt-Redakteur Laurent Neiertz

Ein komplett neuer Lebensabschnitt hat für Mandy Minella seit der Geburt ihres Kindes begonnen. Die junge Mutter genießt seitdem jede einzelne Sekunde davon. Dass Wimbledon vergangenes Jahr ihr letztes Turnier war, an dem sie 2017 teilnahm, will sie quasi gar nicht wahrhaben. So viel ist nämlich in dieser Zwischenzeit passiert.

«Die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen. Nachdem ich hier in der ersten Runde ausgeschieden bin, genoss ich erst mal meine Sommerferien. Ich bin ein wenig gereist. Emma kam dann im Oktober zur Welt. Seitdem hat sich mein Leben komplett verändert», so die Luxemburgerin. «Ab Januar habe ich dann wieder mit dem Training an der Mouratoglou-Akademie begonnen.

Saisonziel fast erreicht

Zum ersten Mal kehrte ich dann wieder im Februar auf die Tour zurück. Das war vielleicht ein wenig zu früh, aber es war mir wichtig, Spielpraxis zu sammeln. Am Anfang fehlte mir noch manchmal die Ausdauer. Langsam, aber sicher wurde mein Niveau immer besser. Ich hatte mir eigentlich das Ziel gesetzt, diese Saison mit einem Platz unter den besten 200 der Welt abzuschließen. Das habe ich jetzt mit meinem neuen Ranking (um Platz 220) am Montag fast schon erreicht. Das ist schon erstaunlich», fasste die FLT-Spielerin ihren bisherigen Saisonverlauf zusammen.

Töchterchen Emma spielt dabei eine wichtige Rolle, denn sie gibt ihr viel Kraft. Sie ist bei den Turnieren fast immer dabei. «Es ist alles eine Frage der Organisation. Ich bekomme natürlich viel Unterstützung von der Familie. Und ohne die Hilfe von Tim (Anm. d. Red.: Sommer, der Ehemann und Trainer von Minella) wäre das alles unmöglich. Wir versuchen die Turniere so auszuwählen, dass wir Emma mitnehmen können. Bisher hatten wir noch mit keinen Zeitverschiebungen zu kämpfen. Bei größeren Anreisen nehme ich das Flugzeug und Tim und Emma kommen in Etappen mit dem Auto nach», schildert sie.

In den letzten Monaten kam es nicht oft vor, dass die junge Familie getrennt war. Die Fed-Cup-Kampagne in Griechenland im April war das erste Mal, dass die 32-Jährige ohne ihren Nachwuchs unterwegs war. «Das war zwar nur für ein paar Tage, aber ich muss schon gestehen, dass ich sie sehr vermisst habe. Ich will gar nicht mehr ohne sie zu den Turnieren reisen», sagt die einheimische Nummer eins im Damen-Tennis.

«Gute Zeit erleben»

Eigentlich sollte Minella mit ihrer Partnerin Anastasija Sevastova (Lettland) in Wimbledon auf Katarina Srebotnik (Slowenien)/Vania King (USA) treffen, doch aufgrund einer verletzungsbedingten Aufgabe eines gesetzten Paares rückten Srebotnik/King in der Setzliste nach vorne. So muss das luxemburgisch-lettische Duo morgen gegen Georgina Garcia Perez (Spanien)/Fanny Stollar (Ungarn) antreten.

«Ich will hier in Wimbledon eine gute Zeit erleben. Ich muss zugeben, dass ich mich in letzter Zeit viel auf das Einzel konzentriert habe. Auch mein erstes Training auf Rasen war wirklich sehr hart für mich. Ich bin aufgrund der Vorbereitung noch nicht ganz in der richtigen Wimbledon-Stimmung. Aber ich gehe das Doppel optimistisch an», sagte Minella vor ihrem Spiel.

Reisestress für Emma?

Doch in näherer Zukunft könnte ein Problem auf die Spora-Spielerin zukommen. Aufgrund ihrer guten Resultate in den letzten Monaten ist sie in der Weltrangliste so weit nach vorne gekommen, dass plötzlich deutlich höher dotierte Turniere ins Zentrum ihres Interesses rücken könnten. Minella ist sich noch nicht sicher, wie sie diese Situation lösen will. «Wenn ich nur für ein Turnier in die USA reisen würde, wäre das für Emma zu stressig. Auch wenn mir das sinnbildlich das Herz brechen würde, würde ich z.B. allein zu den US Open reisen. Tim und ich entscheiden uns immer zum Wohle des Kindes.»

Auf der Profitour ist es mittlerweile nichts Außergewöhnliches mehr, dass Spieler während ihrer aktiven Karriere Eltern werden. Viele Sportler behaupten sogar, dadurch eine andere Sichtweise auf den Sport zu bekommen. Der Fokus ist dann ein anderer. Das ist auch bei Minella der Fall. «Der Stress ist zwar noch immer da, aber das gehört im Sport einfach dazu, denn nur so wird man als Sportler auch spielerisch besser. Ich weiß, dass jeder aus meinem näheren Umfeld viele Opfer bringt und viele Planänderungen machen muss, damit ich meinem Job nachgehen kann. Ich werde stets alles daransetzen, sie nicht zu enttäuschen. Ich habe eine gewisse Verantwortung ihnen gegenüber. Wenn ich morgen meinen Rücktritt erklären würde, wäre das für mich nicht der Untergang der Welt, weil Emma jetzt die höchste Priorität genießt. Meine Einstellung hat sich in dieser Hinsicht geändert. Vor der Geburt meines Kindes hatte nämlich das Tennis Vorrang. Nach verlorenen Spielen neigte ich dazu, richtig genervt zu sein. Jetzt mit Emma sehe ich das ein wenig entspannter.»

Auch aus sportlicher Sicht läuft es für die ehemalige Weltranglisten-66. in dieser Saison richtig gut. Sie konnte bereits die Titel in Santa Margherita di Pula (I), in Essen und in Stuttgart feiern. Körperlich und mental fühlt sie sich fit. «Ich bin nicht weit vom Niveau entfernt, das ich vor meiner Schwangerschaft hatte. Ich kann vielleicht noch auf physischer Ebene ein wenig zulegen. Aber ich habe bereits gegen viele gute Spielerinnen in diesem Jahr klar gewonnen. Jetzt kann ich wahrscheinlich in der Qualifikation bei den US Open starten, ohne dabei von meinem Protected Ranking Gebrauch zu machen. Das ist schon überraschend für mich.»