Die Luxexpo The Box ringt um ihre Existenzberechtigung auf Kirchberg. Die Ergebnisse einer Studie sollen belegen, dass die frühere Foire-Gesellschaft der Luxemburger Volkswirtschaft Millionen Euro Mehrwert einbringt und dem Staat entsprechend Millionen Steuereinnahmen.
Nachhaltigkeitsminister François Bausch („déi gréng“) hatte die Frage vor wenigen Tagen am Rande einer Pressekonferenz des Kirchberg-Fonds erneut aufgekocht. Das Gelände, das derzeit von den Ausstellungshallen auf Kirchberg benutzt werde, könne besser für andere Zwecke verwendet werden. Nicht zum ersten Mal stellt sich der Luxexpo die Existenzfrage an ihrem fast historischen Ort. Vor zehn Jahren war bereits der Südwest-Eingang der Hauptstadt in Hollerich als möglicher neuer Standort in die Diskussion geworfen worden.
Falls die Regierung einen Umzug beabsichtige, einen entsprechend guten Standort wie den aktuellen finde, könne man sich damit zufriedengeben. Man wolle konstruktiv mitwirken. So lautete die Botschaft gestern von Verantwortlichen bei der Vorstellung der Ergebnisse einer Studie, welche die wirtschaftliche Bedeutung der Luxexpo The Box unterstreichen sollte.
Planungssicherheit muss garantiert sein
Ein Umzug an einem anderen Standort sei aber für die Gesellschaft nicht prioritär, betonte Jos Sales, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Luxexpo S.A. und Präsident der Luxexpo-Kommission der Handelskammer. Zumal die Gesellschaft in den letzten Jahren 20 Millionen Euro in die Modernisierung der Ausstellungsinfrastruktur investiert hat, um den neuen Ansprüchen des Marktes gerecht zu werden, wie es heißt.
Wichtig für die Gesellschaft sei eine vier- bis fünfjährige Planungssicherheit, so Sales. Schließlich sei man schon dabei, Veranstaltungen für die nächsten Jahre zu planen. Im Rahmen der Umstrukturierung und Modernisierung stellte Luxexpo dazu auch weitere kaufmännische Angestellte ein. Es werde wohl nicht so einfach, einen geeigneten neuen Standort in Luxemburg zu finden, meinte seinerseits Patrick Goldschmidt, Vizepräsident des Verwaltungsrats der Luxexpo und hauptstädtischer Schöffe.
Die Umwandlung des früher «Foire Internationale», dann schlicht Luxexpo genannten Veranstalters der populären Frühjahrs- und Herbstmesse begann 2014 mit der Entscheidung der Handelskammer, zum mehrheitlichen Aktionär zu werden. Zusammen mit der Stadt Luxemburg halten beide Seiten knapp 75 Prozent der Anteile.
Dienstleistungen und Know-how
Im Februar 2017 wurde Luxexpo in Luxexpo The Box umbenannt mit dem Anspruch, nicht nur Veranstalter von Ausstellungen zu sein, sondern auch potenziellen Kunden umfassende Dienstleistungen und Know-how bei der Austragung von Ereignissen anzubieten. Den Erneuerungsprozess schloss man vorläufig im Januar dieses Jahres mit der Ernennung von Morgan Gromy zum Generaldirektor ab.
Dass man am aktuellen Standort durchaus erfolgreich arbeiten könne, soll eine von der Handelskammer in Auftrag gegebene Studie unterstreichen. Dazu befragte das Marktforschungsunternehmen Quest 283 Aussteller bei den Ausstellungen Home&Living Expo 2017, Top Kids 2017 und Vakanz 2018 sowie 1.235 Besucher. Die drei Fallbeispiele dienten als Grundlage zur Berechnung des volkswirtschaftlichen Gewichts sämtlicher Messen und Ausstellungen auf Kirchberg. Heraus kam ein geschätzter jährlicher Gesamtumsatz von 306 Millionen Euro.
Dabei entfallen 184 Millionen Euro auf Transaktionen während der Veranstaltungen und 122 Millionen Euro auf Ausgaben der Aussteller, Organisatoren und Besucher (ohne deren Käufe). Allein die auf Hausbau, Renovierung, Wohnen und Inneneinrichtung ausgerichtete Home&Living habe 118 Millionen Euro Umsatz generiert, heißt es. Zum Vergleich: Der Vakanz-Salon bewirkte fünf Millionen und die neuerdings Springbreak genannte Frühjahrsmesse acht Millionen Euro Umsatz.
Den geschaffenen Mehrwert beziffert die Studie auf 236 Millionen Euro. Daraus errechnete man dem Staat erfallende Steuern in Höhe von 100,3 Millionen Euro. Außerdem sichere Luxexpo The Box rund 2.800 Arbeitsplätze.
Eines der Ziele von Luxexpo ist es, Luxemburg als Kongress- und Ausstellungszentrum weiterhin zu festigen, und das angesichts einer starken ausländischen Konkurrenz. Das wird die Gesellschaft zumindest bis 2028 auf Kirchberg tun können. Dann läuft nämlich der Mietvertrag für das dem Staat gehörende Gelände ab.
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