Unfruchtbarkeit, Autismus oder sogar der sichere Tod – all diese Dinge und noch viele mehr wurden bereits Ende 2020 als scheinbar unvermeidbare Folgen der Corona-Impfung im Netz und somit in den Köpfen vieler Menschen verbreitet. Dort saugten sich diese Horrorvorstellungen oft fest wie ein Blutegel – und wer Blutegel ein bisschen kennt, der weiß: Die kleinen Biester kriegt man nur schwer wieder ab. Ähnlich verhält es sich mit den Ängsten vor der Corona-Impfung. Am vergangenen Dienstag, also ein Jahr und drei Monate nach Beginn der Luxemburger Impfkampagne, hat das Gesundheitsministerium nun die Einrichtung einer Impf-Helpline bekannt gegeben. Dort können sich Menschen melden, die Bedenken oder Ängste bezüglich der Covid-Impfung haben. Die Idee klingt vielversprechend, aber: Sie kommt leider reichlich spät.
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Nach dem Startschuss der Impfkampagne und auch in deren weiterem Verlauf gab sich die Regierung Mühe, die Menschen zu Impfterminen zu ermutigen, und wurde nicht müde zu betonen, dass die zugelassenen Impfstoffe sicher seien. Doch viele Menschen erreichten diese ermutigenden Worte nicht. Entweder, weil die Argumente sie nicht überzeugten, oder vielleicht auch, weil sie nicht jeden dieser Auftritte mitverfolgten. Auch das Auftauchen von Impfbussen vor Konzerthallen und auf Veranstaltungen bewog nicht jeden zu einer Impfung. Denn auch wenn das den Zugang zur Impfung erleichterte – die wie auch immer gearteten Zweifel beseitigte es nicht.
Während eines Jahres und drei Monaten hatten die Bedenken in den Köpfen von Unschlüssigen und Vorsichtigen ausreichend Zeit zum Wachsen, wenn sie dort zwischenzeitlich niemand mit etwas Umsicht, Verständnis und Argumenten herausgepflückt hat. Vermutlich haben sie dort sogar gedankliche Gesellschaft bekommen – je nachdem, wie tief sich derjenige in die „Was kann alles Schlimmes passieren?“-Google-Suche hineinbegeben hat. Groß war auch oft die Sorge, man werde vielleicht wegen seiner Bedenken sofort als Impfgegner abgestempelt.
Laut „Santé“ sieht der aktuelle Stand so aus: „Obwohl die Covid-19-Impfstoffe nachweislich Leben retten, zögert eine beträchtliche Anzahl von Bürgern noch immer, sich impfen zu lassen.“ Ob eine leicht zu erreichende, offizielle und mit Fachkräften besetzte Anlaufstelle wie die Helpline die Impfquote bei einem früheren Einsatz insgesamt erhöht hätte, lässt sich jetzt nicht mehr herausfinden. Aber bestenfalls hätten damit einige schwere Verläufe verhindert werden können. Schade, dass wir diesen Versuch nicht unternommen haben.
Ich denke, falsche Bedenken konnten inzwischen auch ohne Helpline ausgeräumt werden - wer jetzt immer noch eine Impfung ablehnt, ist entweder so in seinen Wahnvorstellungen gefangen, dass ein solches Info-Angebot auch nichts nützen wird, oder hat sehr gute Gründe, für sich persänlich eine Impfung abzulehnen.