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Maxim PastaLuxemburgs einzige Nudelfabrik feiert: „Hundert Jahre sind die beste Werbung“

Maxim Pasta / Luxemburgs einzige Nudelfabrik feiert: „Hundert Jahre sind die beste Werbung“
Dario Battestini und Max Stoisa Foto: Editpress/Tania Feller

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In den letzten Jahrzehnten hat sich Luxemburg zu einem erfolgreichen Wirtschaftsstandort für Dienstleistungen entwickelt. Die Industrie hat dabei nach und nach an Gewicht verloren. Um so beachtlicher ist es, dass eine Teigwaren-Fabrik, die sich mitten im Stadtzentrum von Esch befindet, dieses Jahr ihren 100sten Geburtstag feiert.

Im Jahr 1922 hatte Max Crescentini, der zuvor einen Gemischtwarenhandel in Schifflingen betrieben hatte, eine 1910 in Esch gegründete Teigwarenfabrik gekauft. Die ursprünglichen Gründer zog es zurück nach Italien. Das von Max Crescentini gegründete Unternehmen, das während Jahren den Namen der Familie trug, gibt es heute immer noch.

Heute heißt der Betrieb „Maxim Pasta“ und ist immer noch im gleichen Geschäftsfeld aktiv. Das Angebot wurde jedoch ausgebaut: Produkte mit Tomaten, und Soßen kamen hinzu. Pasta steht aber nach wie vor für mehr als die Hälfte des Umsatzes. Auch gehört das Unternehmen weiterhin der Familie. Geschäftsführer von Maxim ist heute Max Stoisa. Der Gründer, Max Crescentini, war sein Urgroßvater.

Sitz des Unternehmens im Zentrum der Stadt Esch
Sitz des Unternehmens im Zentrum der Stadt Esch Foto: Editpress/Tania Feller

Vor 100 Jahren „gab es hierzulande nur wenig Pasta“, erzählte der technische Direktor der Fabrik, Dario Battestini, am Mittwoch vor Journalisten. Mit der italienischen Einwanderung habe dann jedoch das Interesse an dem Produkt zugenommen. Gleichzeitig war auch das Fachwissen zur Herstellung von Pasta verfügbar. Auch heute gibt es bei Maxim Pasta immer noch enge Verbindungen nach Italien, etwa beim Einkauf von für die Produktion benötigten Zutaten wie Weizen oder Tomaten.

Ursprünglich war dennoch vieles anders, so der technische Direktor, der seit über 40 Jahren in der Firma aktiv ist, weiter: „Anfangs wurden vor allem frische Nudeln hergestellt“, so Battestini. Die Kunden kamen und kauften gleich zwei oder drei Kilo, erzählt er. Es wurden kleine Lebensmittelhändler und der Großhandel beliefert. Gleichzeitig ist die Stadt Esch gewachsen. Die Gegend um die Kanalstraße wandelte sich nach und nach von einem Vorort zum Stadtzentrum. Doch die Fabrik ist geblieben.

Anfangs war die Crescentini-Fabrik die einzige Nudel-Fabrik des Landes. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich dann jedoch die Wege der beiden Söhne von Max Crescentini getrennt. Beide Brüder betrieben eigene Teigwarenfabriken. Während der eine eine neue Produktion in der rue de Belvaux in Esch aufbaute, blieb der Großvater von Max Stoisa in der Kanalstraße. Auch der Vater von Max Stoisa stieg in das Unternehmen mit ein.

1.500 Kilometer Spagetti pro Tag

Heute ist Maxim wieder die einzige Teigwaren-Fabrik in Luxemburg, heben die Unternehmensvertreter hervor. Die in der rue de Belvaux, wie auch eine weitere Nudelfabrik in Bertrange, seien bereits seit langem zu.

Die Entwicklung während der 100 Jahre war jedoch nicht immer einfach, so Stoisa weiter im Gespräch mit den Journalisten. Besonders schwierig wurde es für das kleine Unternehmen, als in Europa die Grenzen geöffnet wurden. Danach drängten die großen Pasta-Konzerne auf den Markt und machten dem Escher Betrieb das Leben schwer. Doch dank des Fokus auf Spezialitäten (wie etwa Nudeln für Suppen) und auf Qualität habe man sich behaupten können, so das Unternehmen. „Nur die Qualität hat uns erlaubt, diesen Geburtstag zu feiern“, unterstreicht Dario Battestini.

Die Produkte von Maxim Pasta gehören heute zur Grundausstattung in Luxemburger Supermärkten
Die Produkte von Maxim Pasta gehören heute zur Grundausstattung in Luxemburger Supermärkten Foto: Editpress/Tania Feller

Heute produziert Maxim mehr als 36 unterschiedliche Pasta-Sorten. Speziell zum Geburtstag wird eine weitere auf den Markt kommen. Pro Monat werden etwa 100 Tonnen Nudeln produziert und verkauft. Täglich werden 1.500 Kilometer Spagetti hergestellt. Maxim bedient derweil fast ausschließlich den Luxemburger Markt; nur etwa zehn Prozent der Verkäufe werden in Belgien getätigt.

Zu schaffen machen dem kleinen Unternehmen derweil die vielen neuen und immer strenger werdenden Regeln, das Gewicht multinationaler Konzerne, so wie auch die Verhandlungsmacht von manchen großen Supermarktketten, die dem Unternehmen teils geschäftsschädigende Vorschriften machen wollen. Beispielsweise könne man die Verkaufspreise derzeit nicht stabil halten, ohne mit Verlust zu arbeiten, so die Firmensprecher. Immerhin hätten sich Einkaufspreise, wie etwa für Weizen, innerhalb eines Jahres fast verdoppelt.

Deutlich abgenommen, über die Jahrzehnte, hat derweil die Zahl der Mitarbeiter. Während der Betrieb anfangs rund 45 Mitarbeiter zählte, so sind es derzeit nur noch zehn. Eine Folge der Automatisierung. Auch Tätigkeiten, wie das Betreiben von Lastwagen, die nicht zum Kerngeschäft zählen, wurden ausgelagert.

In Zukunft wolle man derweil weiter so arbeiten wie bisher, unterstreicht das Unternehmen. Als kleiner Betrieb am gleichen Standort. „Hundert Jahre sind die beste Werbung“, so Dario Battestini. Das Volumen der Verkäufe sei derzeit stabil. Eine Expansion ins Ausland ist nicht geplant. Um nicht von einem einzelnen Verkäufer abhängig zu sein, versuche man in „möglichst allen“ Geschäften in Luxemburg vertreten zu sein. Speziell für Restaurants hat man eigene 30-Kilo-Pakete eingeführt. Von der Regierung würde man sich jedoch etwas mehr Unterstützung für kleine Betriebe wünschen.

In der Pandemie hatte sich derweil gezeigt, wie wichtig es ist, eine eigene Produktion im Lande zu haben. Zwar war die Nachfrage von den Restaurants eingebrochen, jedoch sei die der Privatkunden um mehr als 25 Prozent in die Höhe geschnellt. „Wir sind mit dem Verpacken nicht mehr nachgekommen“, so Max Stoisa. „Das war enorm.“

Während ein bis zwei Monaten habe man mehr gearbeitet und zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt, so Dario Battestini. Eine ganze Zeit lang „waren unsere Regale in den Supermärkten die einzigen, die immer wieder aufgefüllt wurden.“ Bei der internationalen Konkurrenz hingegen sei man, sobald die Lager leer waren, mit der Produktion und dem Liefern nicht mehr nachgekommen. Man sei damals sogar gefragt worden, um noch zusätzlich fürs Ausland zu produzieren, habe aber ablehnen müssen.

Während die Produktion größtenteils automatisiert ist, so werden beim Verpacken weiterhin motivierte Mitarbeiter benötigt
Während die Produktion größtenteils automatisiert ist, so werden beim Verpacken weiterhin motivierte Mitarbeiter benötigt Foto: Editpress/Tania Feller