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Jahresbericht 2022Luxemburg bleibt bei Strom und Gas auch weiterhin von Importen abhängig

Jahresbericht 2022 / Luxemburg bleibt bei Strom und Gas auch weiterhin von Importen abhängig
Mittelfristig (bis 2030) will Luxemburg 40 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen selber herstellen. Davon ist das Land derzeit aber noch weit entfernt. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Trotz eines starken Anstiegs der Produktion von Solarenergie ist die Abhängigkeit des Landes von Stromimporten im vergangenen Jahr hoch geblieben. Sie ist um lediglich 0,5 Prozentpunkte auf immer noch sehr hohe 81 Prozent des Verbrauchs gefallen.

Nachdem der Luxemburger Stromverbrauch im Jahr 2021 wieder auf das Vor-Corona-Niveau zurückgefunden hatte, ist er im abgelaufenen Jahr 2022 nun wieder merklich zurückgegangen. Das geht aus dem Jahresbericht des Aufsichtsbehörde ILR hervor.

Der Rückgang beim Stromverbrauch ist dabei fast ausschließlich auf die Industrie zurückzuführen. Sie hat 3.4471GWh verbraucht, rund sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Sie steht damit aber weiterhin für mehr als die Hälfte des gesamten Luxemburger Jahresverbrauchs von 6.348 GWh.

Der Jahresverbrauch der Haushalte, der für weniger als 16 Prozent des gesamten Stromverbrauchs steht, ist praktisch stabil geblieben – trotz des stetigen Anstiegs der Einwohnerzahlen. Einen spürbareren Anstieg von fast vier Prozent auf 1.682 GWh hat das ILR im Bereich der „Professionnels“ (den mittelgroßen Verbrauchern, Nicht-Industrie-Unternehmen und Verwaltungen) gemessen.

Entgegen vier Erwartungen ist 2022 jedoch, gleichzeitig mit dem Rückgang des Verbrauchs, auch das Volumen des hierzulande hergestellten Stroms, der in die Netze eingespeist wird, zurückgegangen. Mit 1.160 GWh lag es leicht unter dem Produktionsvolumen von 2021 (1.209 GWh). Das hat gereicht, um 19 Prozent des Landesverbrauchs abzudecken. Ein heftiger Rückgang wurde beispielsweise bei dem mit Erdgas hergestellten Strom festgestellt (von 173 GWh auf 98 GWh). Das dürfte durch den Krieg und die Gaspreise zurückzuführen sein. Auch bei Wasserkraft und Biomasse wurden leichte Rückgänge gemessen.

Produktion von Solarenergie legt zu

Deutlich zugelegt hat jedoch die Produktion von Solarenergie: Sie ist innerhalb eines Jahres von 179 GWh auf 274 GWh gestiegen. Solarenergie steht mittlerweile für mehr als die Hälfte der installierten nationalen Stromerzeugungskapazität.

Insgesamt 16,7 Prozent des Jahresverbrauchs konnte das Land durch die Produktion auf der Grundlage erneuerbarer Energiequellen (Wasserkraft, Windkraft, Biogas, Fotovoltaik, Biomasse und Abfallverbrennung) erzeugen. Ein Plus von 6,7 Prozent. Ihr Volumen hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. 2015 lag ihre Quote bei gerade mal 6,8 Prozent. 2020 waren es 15,6 Prozent des gesamten Verbrauchs und ein Jahr davor 12,2 Prozent.

Da der Verbrauch jedoch leicht stärker rückläufig war als die Produktion, ist der Anteil der Stromimporte letztes Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 81 Prozent gesunken. Im Jahr 2020 mussten 80,7 Prozent des benötigten Stroms importiert werden, 2019 waren es 84,1 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte der Importe kamen 2022 aus Deutschland (3.188 GWh), gefolgt von Belgien (1.927 GWh). Die Importe aus Frankreich fallen, mit 134 GWH, nicht ins Gewicht.

Mittelfristig (bis 2030) will Luxemburg 40 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Quellen selber herstellen. Die Politik des Ausbaus der Erneuerbaren „macht uns unabhängiger von Stromimporten, als wir es je waren“, hatte Energieminister Claude Turmes vor kurzem im Rahmen von Projektausschreibungen für neue Anlagen, hervorgehoben. Da die eigene Produktion aber für die Bedürfnisse der Industrie (sie steht für 55 Prozent des nationalen Verbrauchs) „nie“ ausreichen werde, arbeite man parallel unter anderem an langfristigen Kauf- und Lieferverträgen (zehn bis 15 Jahre) für grünen Strom aus der Nordsee, so der Minister damals.

Der Preis, den die Luxemburger Haushalte für Strom bezahlt haben, ist derweil letztes Jahr „leicht“ gestiegen, schreibt die Behörde in ihrem Jahresbericht weiter. Wie auch bereits in den Jahren zuvor: So zahlte der durchschnittliche Haushaltskunde im Jahr 2022 (mit einem Verbrauch von 4.000 kWh/Jahr) im Schnitt 812 Euro. Das sind 68 Euro pro Monat. 2016 hatte der durchschnittliche Kunde erst 679 Euro pro Jahr bezahlt.

Im Schnitt liegt Luxemburg, was die Strompreise anbelangt, leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Nicht so teuer wie in Deutschland und Dänemark – aber viel teurer als in den Niederlanden oder Bulgarien.

Weniger Stromproduktion als vor zehn Jahren

Vor einigen Jahren hatte Luxemburg noch deutlich mehr Strom selber erzeugt. Im Jahr 2012 waren es beispielsweise 2.725 GWh. Doch 2016 wurde dann das Gaskraftwerk Twinerg in Esch/Alzette geschlossen. Die Produktion hatte sich seit einigen Jahren finanziell nicht mehr gelohnt. Mittlerweile steht nicht einmal mehr das Gebäude. Den Rückgang aus dieser Schließung konnte das Land bisher nicht wettmachen. Im Jahr 2016 war die nationale Stromproduktion auf einen Tiefpunkt (763 GWh) gefallen. Sie deckte damals nur 11,7 Prozent der nationalen Nachfrage. Seitdem ging es wieder aufwärts.

Ein Fast-Energiemonopol

Auf dem Stromeinzelhandelsmarkt in Luxemburg waren 2021 insgesamt elf (Vorjahr: zwölf) Stromunternehmen tätig: sechs auf dem Privatkundenmarkt und neun auf dem Markt für professionelle Kunden wie Industrie und Verwaltungen. Weggefallen ist der Energielieferant Eida.
Praktisch gesehen wird der Luxemburger Markt jedoch von einem Unternehmen dominiert: der Encevo-Gruppe. Bei den Privatpersonen hält Encevo/Enovos mitsamt Tochtergesellschaften beim Strom einen Marktanteil von stattlichen 91,4 Prozent. Von den Wettbewerbern fällt nur Sudstroum mit einem Marktanteil von 6,6 Prozent leicht ins Gewicht. Auch bei den Geschäftskunden hält die Encevo-Gruppe einen Marktanteil von satten 85,3 Prozent. Lediglich im Bereich der Industrie ist der Anteil von Encevo, mit 58 Prozent, etwas geringer. Hintergrund ist, dass der Stahlkonzern ArcelorMittal sich selbst, über ArcelorMittal Energy (Marktanteil von 37,6 Prozent), mit Elektrizität versorgt.
Auf dem Gasmarkt sieht es leicht ausgeglichener aus: Bei den Anlagen, die aus Gas Strom erzeugen, steht Encevo zwar für 89,9 Prozent. Bei den Privatpersonen sind es jedoch nur 46,9 Prozent. Mit 52,2 Prozent hält auch SUDenergie hier einen beachtlichen Marktanteil, leicht mehr als im Vorjahr. Bei den professionellen/industriellen Kunden hält die Encevo-Gruppe einen Marktanteil von 60 Prozent, während ArcelorMittal Energy 30,2 Prozent Marktanteile hält.
Gilt noch zu erwähnen, dass die Encevo-Gruppe mit ihrer Tochtergesellschaft Creos zudem der bei weitem wichtigste Strom- und Gasnetzbetreiber des Landes ist. Größter Anteilseigner von Encevo/Enovos ist mit 28 Prozent der Luxemburger Staat. Indirekt (über BCEE, Post, SNCI, Luxemburg-Stadt) kontrolliert er fast 75 Prozent der Anteile. Zweitwichtigster Aktionär ist der weltweit zweitgrößte Netzbetreiber China Southern Power Grid International.

Der Luxemburger Gasmarkt 2022

Beim Gas ist Luxemburg noch abhängiger von Importen als beim Strom. Beim Gas waren es satte 99,9 Prozent, die aus dem Ausland eingeführt werden mussten (größtenteils aus Belgien). Eine totale Abhängigkeit. Nur ein sehr geringer Anteil des verbrauchten Gases (0,007 Prozent) wurde hierzulande, in Form von Biogas, erzeugt.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 6.845 GWh verbraucht. Das sind deutlich weniger als im Vorjahr (8.708 GWh) und auch weniger als in den Jahren zuvor. Von den 6.845 GWh Gas, die 2022 in Luxemburg verbraucht wurden, wurden etwa 30 Prozent von den Haushalten zum Heizen genutzt, 63 Prozent von der Industrie und von Unternehmen und rund fünf Prozent zur Herstellung von Strom, wie aus dem Jahresbericht der Aufsichtsbehörde ILR hervorgeht. 81.068 Haushalte verfügen über einen Gasanschluss.
Bei den drei Arten der Verbraucher wurden deutliche Rückgänge gemessen: Bei den Haushalten war es ein Minus von rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei den Unternehmen ebenfalls rund 20 Prozent weniger und beim Verbrauch zur Stromerzeugung gar ein Minus von 35 Prozent.
Vor einigen Jahren wurde in Luxemburg noch viel mehr Gas verbraucht. 2015 lag der Verbrauch bei rund 10.100 GWh, 2012 sogar bei 13.610 GWh. Der Rückgang ist auf einen geringeren Konsum im Bereich der Stromerzeugung (Gas- und Dampfturbinen und Kraft-Wärme-Kopplung) zurückzuführen.
Der Haushaltskunde zahlte 2022 im Schnitt 87,2 Euro für ein MWh Erdgas. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch bedeutete dies jährliche Kosten von 2.664 Euro pro Haushalt (222 Euro pro Monat). Das ist deutlich teurer als 2021, als die Jahreskosten im Schnitt erst bei 1.607 Euro lagen. Noch ein Jahr vorher (2020) lagen sie im Schnitt bei 1.201 Euro.
In nur zwei Jahren haben sich die Preise für die Verbraucher also, trotz der staatlichen Stützungsmaßnahmen, mehr als verdoppelt. Ohne diese Eingriffe wären die Preissteigerungen jedoch noch höher (106,9 Euro für ein MWh) ausgefallen, hebt das ILR hervor.


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Rosie
6. Juli 2023 - 11.17

Roeser, Monnerech... hu riseg Pottoe fir d'Wandenergie opgeriicht a mir zu Diddeleng hunn nach ëmmer just deen däämleche Fernseetuerm, do géifen der och e puer hipassen.

JJ
6. Juli 2023 - 9.13

Und das wird auch so bleiben.Bei einer Million Einwohner, wenn möglich alle mit E-Autos, in Zukunft sowieso. Da kann Turmes ein Windrad in jeden Garten stellen.Das wird nix.