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Bezirkskongress SüdenLSAP beharrt auf Arbeitszeitverkürzung – Engel bleibt aber bei vorsichtiger Wortwahl

Bezirkskongress Süden / LSAP beharrt auf Arbeitszeitverkürzung – Engel bleibt aber bei vorsichtiger Wortwahl
„Substanziell“ solle die Reduzierung der Arbeitszeit ausfallen, sagte Georges Engel am Samstag in Keispelt, ins Detail ging der Arbeitsminister aber nicht Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die LSAP ist für eine Arbeitszeitverkürzung. Genaue Angaben dazu wollte Arbeitsminister Georges Engel am Samstag beim Bezirkskongress seiner Partei in Keispelt jedoch nicht machen. Die Arbeitswelt, die bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf und insbesondere eine Arbeitsverkürzung dürften Schwerpunktthemen der LSAP bei den kommenden Wahlen sein.

Bezirkskongresse vor Wahlterminen dienen dazu, die Basis auf den bevorstehenden Kampf um Wählerstimmen einzuschwören. Allzu viel mussten sich die leitenden LSAP-Köpfe am Samstag beim Bezirkskongress Süden nicht anstrengen. Die Partei spürt starken Aufwind und den Optimismus, es bei den kommenden Wahlen besser als in der Vergangenheit machen zu können. Diesen Optimismus teilten auch die fast 200 Delegierten im Kulturzentrum Mukeme in Keispelt. Eine Zuversicht, die speziell durch wachsende Mitgliederzahlen gestärkt wird. Gleich zweimal wurde daran erinnert. Von einem drastischen Anstieg sprach Bezirkspräsidentin Vanessa Tarantini, von beeindruckenden Zahlen Co-Parteipräsident Dan Biancalana.

Man spüre eine regelrechte Dynamik und Aufbruchstimmung in der Partei, so Biancalana. Die Menschen spürten, dass sie der LSAP vertrauen könnten. Es sei Zeit für eine starke Sozialdemokratie. Ohne sie gäbe es keinen sozialen Fortschritt im Land. Es sei wichtig, die sozialen Errungenschaften zu erhalten und zu verteidigen. Eine starke LSAP mache den Unterschied. Und diese Differenz will sie bei den anstehenden Wahlen vornehmlich in allen Fragen von Arbeit und Arbeitsorganisation betonen. Einen Vorgeschmack darauf gab es am Samstag im Anschluss an den regulären Teil des Kongresses beim Rundtischgespräch über die „Zukunft der Arbeit“, an dem sich neben Arbeitsminister Georges Engel Gleichstellungsministerin Taina Bofferding, OGBL-Exekutivmitglied Frédéric Krier und Philippe Linster, CEO von House of Startups, beteiligten.

Bereits im Vorfeld der Legislativwahlen 2018 hatte die LSAP eine „Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich“ und „ein gesetzlich festgelegtes Maximum von 38 Stunden pro Woche“ gefordert. Dazu sollte es aus Koalitionsgründen nicht kommen. Stattdessen gab es einen zusätzlichen gesetzlichen Urlaubstag und einen weiteren Feiertag.

Vorsichtiger Engel, skeptische Zwischenfrage

Auf eine bestimmte wöchentliche Arbeitsstundenzahl wollte sich Arbeitsminister Georges Engel am Samstag nicht festlegen. Er warte auf die Ergebnisse der von ihm in Auftrag gegebenen Studie über Vor- und Nachteile einer Arbeitszeitverkürzung, sagte er. Falls etwas für eine Reduzierung sprechen werde, sollte man dahingehend handeln. Man könnte sich vorstellen, während einer Zeit genauso viel oder vielleicht mehr zu arbeiten, wenn man übers ganze Jahr betrachtet mehr Urlaub hätte. Engels äußerst vorsichtige Wortwahl quittierte ein Kongressteilnehmer später mit der Frage, warum die LSAP eine Studie bräuchte, um über eine Arbeitszeitverkürzung zu reden. Engel: Er wolle eine Objektivierung der Debatte. Die Argumente gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit seien heute dieselben wie in der Vergangenheit. Fakten sollten die Vorteile einer Arbeitszeitverkürzung belegen. Es sollte jedoch eine „substanzielle“ Reduzierung sein, nicht nur auf 39 Stunden.

Eine genaue Zahl nenne auch der OGBL nicht, sagte Frédéric Krier, der für die Gewerkschaft am Rundtischgespräch teilnahm. Wichtig sei ein Rahmengesetz, in dem etwa die Vier-Tage-Woche oder eine um zehn Prozent reduzierte Arbeitszeit als Ziel angegeben werde. Es sei dann an jedem Wirtschaftszweig, zu untersuchen, wie dies umgesetzt werden könnte. Eine bessere „Work-Life-Balance“ durch eine reduzierte Arbeitszeit erhöhe die Attraktivität des Standorts Luxemburgs, entgegnete Krier der Kritik von Arbeitgeberseite, eine Arbeitszeitverkürzung sei angesichts von Arbeitskräftemangel unangebracht. Erfahrungen im Ausland zeigten, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter steige, ebenso die Bindung an das Unternehmen.

Eine Flexibilisierung der Arbeitszeit werde bereits in Start-ups angewandt. Philippe Linster nannte dazu Beispiele von Kleinunternehmen, die ihre wöchentliche Arbeitszeit um zwanzig Prozent reduziert haben, mit dem Ziel, den Mitarbeitern eine bessere „Work-Life-Balance“ zu ermöglichen. Andererseits wies er auf die Besonderheiten von Start-ups hin, in denen in der Anfangsphase sehr hart und viel gearbeitet werden müsse. Bei einer gesetzlichen Arbeitszeitreduzierung müssten zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden, was das Unternehmen jedoch finanziell an seine Grenzen bringe.

Eine Arbeitszeitverkürzung sei in jedermanns Interesse, betonte ihrerseits Gleichstellungsministerin Taina Bofferding. Tatsache sei, dass heute vor allem Frauen ab dem 30. Lebensjahr aus bekannten Gründen in Teilzeit gehen. Teilzeitarbeit bedeute jedoch weniger Lohn, später weniger Rente und alle damit zusammenhängenden Probleme.

Nach knapp zwei Stunden ging der Kongress mit dem Absingen der Internationalen zu Ende.

schullerpiir
27. Februar 2023 - 7.03

Dei gléwen dach selwer net, wat se do verzielen! Mir och net!!!