Impfpflicht ab 50: Dafür hat sich das fünfköpfige Luxemburger Expertengremium in seinem lang erwarteten Bericht ausgesprochen. Auf knapp 70 Seiten legen die Experten Daten zur Impfrate, Modellierungen und Berechnungen zu möglichen Pandemie-Szenarien im Herbst vor. Sowohl ausländische Studien als auch Daten zu Luxemburg sind in das Empfehlungsschreiben eingeflossen. Im Endeffekt seien die ganzen Simulationen und Szenarien aber nicht einmal notwendig, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen, meint der Infektiologe Gérard Schockmel, einer der Verfasser des Berichts. Das Hauptziel sei immer noch, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Dabei verweist er auf eine Textstelle, die auf Phase 3 des nationalen Krankenhausplans eingeht. Demnach werde ein kritisches Level erreicht, sobald 38 Betten auf den Intensivstationen und 138 auf den Normalstationen mit Covid-Patienten belegt sind und dadurch andere medizinische Eingriffe zurückgeschraubt werden müssen.
Basierend auf den realen Daten der Generalinspektion der Sozialen Sicherheit (IGSS) lasse sich errechnen, wie viele Krankenhauseinweisungen und Todesfälle mit einer Impfpflicht bei über 50-Jährigen verhindert werden könnten. In einem Szenario mit einer Variante, die Delta-ähnliche Eigenschaften besitzt, ließen sich, verteilt auf einen Zeitraum von 15 Wochen, ungefähr 118 Hospitalisierungen, darunter 89 auf den Normalstationen und 29 auf den Intensivstationen, sowie 22 Todesfälle vermeiden. Bei einer Omikron-ähnlichen Variante ließen sich für den gleichen Zeitraum 154 Hospitalisierungen, 139 auf den Normalstationen und 15 auf den Intensivstationen, und 23 Todesfälle vermeiden.
Reale Zahlen, nicht nur Simulationen
Die errechneten Daten bewegen sich somit in beiden Fällen sehr nahe an dem für Krankenhäuser kritischen Level; im Falle einer Omikron-ähnlichen Variante wäre die Schwelle sogar bereits überschritten. Dabei betreffen die Zahlen lediglich den Anteil der Bevölkerung ab 50. Alle anderen wurden dabei noch nicht einmal berücksichtigt. In beiden Szenarien könnte durch die Einführung einer Impfpflicht bei dieser Alterskategorie somit die Zahl der Krankenhauseinweisungen deutlich abschwächt und sogar eine Überlastung verhindert werden.
„Das hier sind keine esoterischen Simulationen, das sind einfach die realen Zahlen“, betont Schockmel. Aus diesem Grund spricht sich das Expertengremium für eine Impfpflicht bei Menschen ab 50 Jahren aus. Aus dem Bericht geht hervor, dass sowohl bei der Delta- als auch bei der Omikron-Variante jeder Tote über 50 war. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit würde in diesem Fall respektiert werden, da diese Altersgruppe am meisten Nutzen daraus ziehen würde.
„Das Risiko eines 30-Jährigen, wenn er sich mit Covid-19 ansteckt, ist ein ganz anderes als jenes eines über 50-Jährigen. Das haben wir immer wieder nachgewiesen“, sagt Schockmel. Zum Zeitpunkt der Erstellung des Berichts hatten 30.459 Menschen dieser Altersgruppe überhaupt keine und rund 20.000 Personen weniger als drei Impfdosen erhalten.
Keine guten Vorbilder
Erfahrungen aus dem Ausland mit der Einführung und den Auswirkungen einer Corona-Impfpflicht sind nicht wirklich Bestandteil des Berichts der Luxemburger Experten: „Wir haben nicht gezielt untersucht, welchen Einfluss die Impfpflicht in anderen Ländern hatte, weil wir diesbezüglich eigentlich bisher kein gutes Vorbild haben“, sagt der Virologe Claude Muller. Nichtsdestotrotz würde man hier und da immer wieder Informationen dazu aufschnappen. „Wenn es luxemburgische Daten gab, haben wir uns primär auf diese bezogen“, sagt Muller. Von Land zu Land zu Land gebe es nämlich Unterschiede, die zu berücksichtigen seien, so etwa die dort vorherrschenden Wohnverhältnisse, der Zeitpunkt des Auftretens der Virus-Varianten oder die vor Ort intakten sanitären Maßnahmen. In Bereichen, in denen keine Daten für Luxemburg vorlagen, habe die Expertengruppe allerdings auf welche aus dem Ausland zurückgegriffen, zum Beispiel auf Informationen zu einer vierten Impfdosis oder zu verschiedenen Medikamenten.
„Was sind die Argumente, die für eine Impfpflicht sprechen, beziehungsweise welche sprechen dagegen?“ Mit diesen Fragen habe sich das Luxemburger Gremium in erster Linie beschäftigt. „Da gibt es sehr viel Ermessensspielraum und wir haben versucht, der Regierung alle Kriterien, die für das Treffen einer Entscheidung wichtig sind, zu unterbreiten“, sagt Muller. Doch letztendlich bleibe es eine politische Entscheidung, welche Faktoren sie als wichtig und welche sie als weniger wichtig empfinde.
Muller betont allerdings: „Die Impfpflicht ist nichts Ungewöhnliches.“ In ganz Europa gebe es bereits Pflichtimpfungen gegen diverse Krankheitserreger, so etwa gegen Masern.
Nur zwei Möglichkeiten
Eine sektorielle Impfpflicht für jene Menschen, die im Gesundheitssektor arbeiten, sei nur im Falle einer sehr virulenten Virus-Variante zu empfehlen. Zudem sollte der Impfstoff dabei einen Schutz vor Übertragung und Infektion von mindestens 50 Prozent bieten. In Anbetracht der vorliegenden Daten sei das allerdings mit den aktuellen Impfstoffen „wenig wahrscheinlich“, heißt es in dem Bericht. Darum sei die Einführung einer Impfpflicht für den Gesundheitssektor zu diesem Zeitpunkt unverhältnismäßig. „Wir können uns nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, wir müssen einfach schauen, was die Vakzine momentan gegenüber Omikron hergeben – und da werden die 50 Prozent nicht erreicht“, sagt Schockmel. Was das Verhindern von Hospitalisierungen angeht, biete der Impfstoff aber weiterhin einen Schutz von über 90 Prozent.
Die Luxemburger Regierung hat laut Expertengruppe demnach zwei Möglichkeiten: einerseits die Einführung einer Impfpflicht ab 50 Jahren, die Schutz – „den sie nur im Falle einer hoch virulenten, aber impfempfindlichen Variante erwarten können“ – vor der erwarteten Welle im Herbst bietet. Andererseits, nichts tun und darauf hoffen, dass Ungeimpfte bis dahin ihre Meinung ändern. Die zweite Option sei laut Schockmel allerdings „absolut verantwortungslos“. Wenn man die Verantwortung für eine ganze Population trage, dürfe man es nicht darauf ankommen lassen.
Schockmel spricht sich explizit dafür aus, dass – anders als bisher – bereits präventiv auf die erwartete Welle im Herbst reagiert und sich darauf vorbereitet wird. Er könne zwar nicht vorhersagen, wann sie eintreffen wird, aber „wir können uns sicher nicht darauf verlassen, dass sie nicht kommt“. Es bestehe die Gefahr, dass die derzeit vorherrschende Omikron-Variante von einer Variante verdrängt wird, die einerseits hoch übertragbar und gleichzeitig aber virulenter als Omikron ist.
Zwar gebe es antivirale Medikamente – allerdings kämen diese keineswegs einem Impfstoff gleich. Diese könnten bei einer Covid-Erkrankung eingesetzt werden, es sei allerdings immer ein Risikospiel. Menschen, die gleich auf antivirale Mittel zurückgreifen, würden keine große Immunität entwickeln. „Es gibt keine Erfolgsgarantie“ für die Impfpflicht, meint Schockmel. Die einzige Alternative wäre, nichts zu tun – aber „können wir die Bevölkerung ins offene Messer laufen lassen“?
@oswaldcl
"Wie will man denn die Impfpflicht praktisch durchsetzen ? Mit Bußgeldern für Ungeimpfte ?"
Ja.
"In welcher Höhe ? 50 Euro ? 500 Euro ? "
Eher Letzteres.
"Einmalig, oder jeden Monat ?"
Jeden Monat. Hat sich im Ausland bewährt.
" Oder wird es einen Impfzwang geben, mit Gewaltanwendung ?"
Natürlich, bei der obligatorischen Pockenimpfung war das ja auch der Fall.
Alles völlig normal.
Auch, dass die Irren reklamieren.
Vor 100 Jahren hatte die sogar ihre eigene Zeitung, sinnigerweise 'Der Impfgegner' genannt.
Tschüss Letzebuerg,
ech gin an dAusland wunnen...
Wat e Blödsinn...
En Impfstoff deen 3x naischt gedaacht huet,
muss en sech spretze loossen obwuel deen net geint dei aktuell Variant wierkt an e net wees op am Hierscht eng nei Variant kennt wou och keen aktuellen Impfstoff wierkt....
Ech hoffen,
dass dei 50+ ALL op dStooss ginn,
an weider Ennerstetzung kreien vum Recht....
Et geet elo duer!!!
Ich hatte 2 Mal Covid, im März 20 die angeblich "agressive" Variante. Im März 22 hatte ich die "milde" Variante. Und? Kein Unterschied in Verlauf und "Schwere". Und das trotz dreifacher Impfung dazwischen. Im Gegenteil, die Impfung brachte mir heftige Herzrhythmusstörungen. Genutzt hat sie gar nichts.
Eine Impfpflicht betrachte ich als Angreiff auf meine Gesundheit.
Jeder, der nicht qualvoll zugrunde gehen will, weil er sich vielleicht nur an einer Rose gepiekt hat oder in einen rostigen Nagel getreten ist, lässt sich gegen Tetanus impfen! Ist man sich selbst schuldig.
Kommt nun auch die Impflicht für Grippen, Tetanus, Tuberkulose, Pocken…….?
As et dann egal wann dei enner 50 Joer den Covid kreien an schlemm krank gin an Longcovid herno hun oder stierwen…. Well mir hun jo awer gesin dat Jugendlecher an eben och vill enner 50 Joer dei gesond waren schweier krank gin sin an och gestuerwen sin…..
Wie will man denn die Impfpflicht praktisch durchsetzen ? Mit Bußgeldern für Ungeimpfte ? In welcher Höhe ? 50 Euro ? 500 Euro ? Einmalig, oder jeden Monat ? Oder wird es einen Impfzwang geben, mit Gewaltanwendung ?