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HeizenKälteeinbruch im Dezember: Luxemburg kratzt erstmals an der Gas-Sparmarke

Heizen / Kälteeinbruch im Dezember: Luxemburg kratzt erstmals an der Gas-Sparmarke
Frostiges Idyll im Luxemburger Norden: Grümelscheid am 9. Dezember Foto: Editpress/Alain Rischard

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Frost, Eis, klirrend kalte Nächte: Anfang Dezember herrschten in Luxemburg tagelang Minustemperaturen. Zwar gehören Kältewellen zum Winter wie Plätzchen zu Weihnachten. In diesem Jahr könnten sie aber die Gas-Sparpläne der Regierung gefährden. 

Kälterer Monat, höhere Gasrechnung: Luxemburg hat im Dezember deutlich mehr des fossilen Brennstoffs verbraucht als in den Monaten zuvor. Und zwar so viel, dass – anders als in den Vormonaten – dieses Mal fast das EU-Sparziel gerissen wurde. Laut provisorischen Daten des Verbands der Europäischen  Fernleitungsnetzbetreiber floss im Dezember Gas mit dem Energiewert von 806 Gigawattstunden (GWh) durch die Pipelines nach Luxemburg. Damit liegt der Verbrauch im Dezember nur 3,4 Prozent unter dem EU-Sparziel von 15 Prozent weniger als dem Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre. Zuvor hatte Luxemburg die Sparvorgaben immer deutlich übererfüllt: Im Oktober lag der Verbrauch 24,8 Prozent unter dem Sparziel, im August sogar 25,8 Prozent. 

Immerhin: Durch den geringeren Verbrauch (und die milden Temperaturen) in den Vormonaten hat sich das Land einen gewissen Puffer geschaffen. Denn der EU-Gas-Sparplan ist ein langfristiges Projekt. Bilanziert wird am Ende nicht der Verbrauch in einem einzelnen Monat, sondern im gesamten Zeitraum von August 2022 bis März 2023. Insgesamt muss Luxemburg für bis Ende März 970 GWh weniger Gas verbrauchen als in den gleichen Monaten in den fünf Jahren zuvor. Unterm Strich dürfen laut Energieminister Claude Turmes („déi gréng“) maximal 5.510 GWh Gas verbrannt werden. Bis Ende Dezember stehen nach ersten, provisorischen Berechnungen rund 2.500 GWh zu Buche – bleiben für die drei kommenden, kälteren Monate also noch etwa 3.000 GWh übrig. Dieses Ziel zu erreichen, ist nicht unrealistisch. In den vergangenen vier Jahren brauchte Luxemburg in den Monaten Januar bis März auch ohne Sparmaßnahmen in etwa 3.000 GWh – oder sogar weniger. Nur 2018 lag der Konsum mit 3.263 GWh deutlich darüber. 

Sind wir überm Berg – oder nicht?

Dass die Sparmarke ohne größere Einschränkungen erreicht wird, hängt wenig überraschend aber auch von einem Faktor ab, der sich nicht so einfach beeinflussen lässt: dem Wetter. Oder, wie Claude Turmes in einem Interview mit dem Luxemburger Wort Ende Dezember gesagt hat: „Wir sind für diesen Winter wohl über den Berg – es sei denn, es wäre jetzt zwei Monate so kalt wie in der vergangenen Woche.“

Tatsächlich waren die Temperaturen in Luxemburg nach der ersten Dezemberwoche in den Keller gerauscht. Zwar wurden keine „Kälterekorde“ im herkömmlichen Sinne aufgestellt, also eine einmalig gemessene Tiefsttemperatur. Dafür machte sich die Frostwelle aber deutlich bei den Tagesdurchschnittstemperaturen bemerkbar. Diese basieren auf ständig aktualisierten Messreihen der Meteolux-Wetterstation am Findel. Minütlich wird dort die Temperatur erfasst, jeden Tag insgesamt also 1.440 Mal. „Aus diesen Daten wird dann für jeden Tag ein Mittelwert errechnet“, wie Meteolux-Experte Luca Mathias gegenüber dem Tageblatt erklärt.

Ab dem 10. Dezember rutschten diese Mittelwerte für neun Tage in den Minusbereich. Am 17. Dezember erreichten sie schließlich einen Wert von -7,9 Grad. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Winter gab es insgesamt nur zwölf Tage, an denen die Durchschnittstemperatur unter dem Gefrierpunkt lag. Der tiefste errechnete Mittelwert wurde am 22. Dezember 2021 erreicht – mit -3,2 Grad. „Wir hatten im Dezember 2022 insbesondere kalte Luftmassen aus dem Osten und Nordosten, hinzu kamen sehr klare Nächte, in denen die Temperatur gut sinken konnte“, erklärt Meteorologe Mathias die vergangene Kältewelle. Im Verlauf der vergangenen 20 Jahre sei das „eher selten“ vorgekommen. „Das ist schon markant“, sagt Mathias. 

Wie kalt werden Januar und Februar? 

„Über die kommenden 15 Tage kann man Aussagen treffen – für die Zeit danach nicht“, sagt Meteolux-Meteorologe Luca Mathias. Für die stünden aber wohl „relativ milde Temperaturen“ ins Haus. „Eine richtige Kältewelle wie im Dezember ist für die nächsten 15 Tage nicht abzusehen“, sagt Mathias. Diese  seien für Januar und Februar allerdings üblich – und könnten bis Anfang März auftreten. 

Zwar taute das Wetter ab 19. Dezember wieder auf – bis zum Wärmerekord von 15,7 Grad an Silvester – auf die Luxemburger Gasbilanz schlug sich der kurze, aber heftige Kälteeinbruch aber deutlich nieder. 36,4 GWh Gas strömten allein am 13. Dezember durch die beiden Pipelines aus Belgien nach Luxemburg. Der höchste Tagesverbrauch im gesamten vergangenen Winter – also auch vor dem Krieg – lag laut den Transportnetzbetreibern bei 40,4 GWh. 

Die gute Nachricht: Selbst bei den Schlottertemperaturen in diesem Dezember lag der Verbrauch insgesamt ein gutes Stück unterm Vorkriegs-Sparrekord der vergangenen fünf Jahre, den 941 GWh vom Dezember 2020. Allerdings: Ob dieser Effekt von Tausenden auf Sparflamme laufenden Heizungen in Privatwohnungen herrührt oder von wenigen abgeschalteten industriellen Großanlagen – das ist mangels Daten nicht nachvollziehbar.

Jemp
4. Januar 2023 - 12.41

Stimmt alles perfekt. Und wenn es pfeift, dann kommt der Zug.