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„Ich möchte dabei sein“: Menschen aus aller Welt erleben die Trauerfeier für Großherzog Jean mit

„Ich möchte dabei sein“: Menschen aus aller Welt erleben die Trauerfeier für Großherzog Jean mit

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Trotz des recht ungemütlichen Wetters haben sich am Samstagmorgen bereits früh einige Neugierige vor der Kathedrale eingefunden, um den Trauerfeierlichkeiten beizuwohnen. Das Tageblatt hat sich in der Hauptstadt umgehört, warum diese Menschen dabei sind und woher sie stammen. Die Gespräche sind nicht nur in verschiedenen Sprachen geführt worden, auch die einzelnen Beweggründe könnten nicht unterschiedlicher sein.

Claude Melchior ist mit einer der Ersten, die sich um 9.30 Uhr vor der Kathedrale eingefunden haben. Er wollte am Samstag vor Ort sein, um dem Großherzog Respekt zu zollen. „Er hat viel für Luxemburg getan”, sagt der 33-Jährige, der sich mit einem Regenschirm gewappnet in den Schneeregen gestellt hat.

 

Ein Mitglied der großherzoglichen Familie sei mit ihm im „Lycée“ gewesen, erzählt er weiter. Deswegen hat Claude, der auch als Schiedsrichter aktiv ist, vielleicht eine etwas nähere Beziehung zu der Familie. Er wäre auch gerne in der Kathedrale dabei gewesen, doch er hat keinen Platz mehr erhalten. Am Samstagmorgen ist er mit dem Zug in die Hauptstadt gekommen. Das sei recht bequem gewesen. Die Fahrt hat etwa eine halbe Stunde gedauert.

Gaby Piesiur ist extra für die Trauerfeierlichkeiten aus Bayern mit dem Zug angereist. Sie ist eine der Ersten, die sich vor der Kathedrale eingefunden haben. Für alle Eventualitäten ausgestattet, hat sie einen gelben Plastikmantel dabei. Mehrmals im Jahr fährt sie zu Events von Königshäusern. Sie bleibt auch nur bis Sonntag in Luxemburg, bevor sie die siebenstündige Heimreise antritt.

 

 

Als sie letzten Dienstag davon erfahren hat, hat sie sich sofort das Bahnticket und Hotelzimmer organisiert. Da habe sie noch Glück gehabt. Zwei Tage später sei es schwierig gewesen, überhaupt noch ein Hotelzimmer zu bekommen.

„Bei solchen Feierlichkeiten dabei zu sein, ist schon meine Leidenschaft”. Für Geschichte hat sie sich schon immer interessiert, doch seit etwa 10 Jahren ist sie regelmäßig unterwegs, um die Monarchen live zu erleben. Meistens ist sie allein unterwegs, doch auf ihren Reisen sei schon so manche Freundschaft entstanden.

„Im Internet gibt es Plattformen für Menschen wie ich. Dort wird sich ausgetauscht, wann etwas stattfindet und wie wir dann am besten dorthin kommen”, schmunzelt sie. Manchmal plant sie ihre Reise auch ein Jahr im Voraus. Ihre nächste Reise steht auch schon fest: In zwei Wochen wird sie nach München fahren – zum Staatsbesuch von Prinz Charles und Camilla aus England.

Michèle aus Frankreich lebt noch nicht lange in Luxemburg. Dennoch ist sie berührt vom Tod des Großherzogs Jean. Er sei eine wichtige Persönlichkeit gewesen, „der für Werte stand, die an die nächsten Generationen weitergegeben werden müssen”, so die 53-Jährige. Er habe sich stets menschlich gezeigt. Deswegen fand sie es wichtig, am Tag selbst dabei zu sein. Am Freitag war sie im Palais, um persönlich Abschied zu nehmen. „Das hat mich schon bewegt.”

 

Für Simon waren die Trauerfeierlichkeiten ebenfalls emotional. Seit zwei Jahren besitzt er die doppelte Staatsbürgerschaft. Für ihn ist es ein Zeichen der Integration, an solch einem Tag persönlich dabei zu sein. „Ich möchte alles mitmachen und dabei sein“, erklärt der 63-Jährige in fast akzentfreiem Luxemburgisch. Er wohnt in Walferdingen und war jahrzehntelang bei einer Bank angestellt.

 

Eigentlich kommt er aus England, doch er kann sich nicht vorstellen, wieder dorthin zurückzugehen. Der Alleinstehende fühlt sich mittlerweile hier zu Hause. „In England ist die Beziehung zu der dortigen Monarchie natürlich wieder eine ganz andere als hierzulande.“ Die königliche Familie dort sei viel zu weit weg. Das sei hier anders. Zuvor hat er sich den Umzug bei der Kathedrale angeschaut. „Das war schon ein emotionaler Moment.“

Jacques Zeyen
4. Mai 2019 - 19.50

" Um ein vollwertiges Mitglied einer Schafsherde zu sein,muss man vor allem ein Schaf sein." (A.Einstein)