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MotorsportGreenwashing-Vorwurf: Wie nachhaltig ist die Formel 1 wirklich?

Motorsport / Greenwashing-Vorwurf: Wie nachhaltig ist die Formel 1 wirklich?
An den rund 256.000 Tonnen CO2, die die Formel 1 2019 bei 21 Rennen ausstieß, machten die Rennwagen nur einen Anteil von 0,7 Prozent aus Foto: AFP/John Thys

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Wie grün ist die Formel 1 schon? Wie grün kann sie werden? Kurz vor dem Neustart nach der Sommerpause spricht Greenpeace von Nachhaltigkeit in der Rennserie als Feigenblatt.

Ein ökologisch sensiblerer Lebensraum als die geschützte Dünenlandschaft von Zandvoort lässt sich auf der Weltkarte der Formel 1 kaum finden. In dem niederländischen Küstenort kehrt die Königsklasse des Motorsports inmitten von Damhirschen und Kreuzkröten an diesem Wochenende aus ihrer Sommerpause zurück. Die Veranstalter des 14. Grand Prix der Saison mit ihren Nachhaltigkeitsprojekten werden von der Formel 1 als Schlüssel für die eigene „Net Zero 2030“-Kampagne gelobt. Der milliardenschwere Rennzirkus muss sich bei seinen Klimaschutzvorhaben aber scharfer Kritik stellen.

„Die Formel 1 sieht, dass sie sich zum Klimaschutz verhalten muss, aber sie tut das nur oberflächlich. Wenn die Formel 1 Nachhaltigkeit nicht nur als Feigenblatt nutzen will, muss sie die CO2-Bilanz des gesamten Rennzirkus überdenken“, sagte Benjamin Stephan, Verkehrsexperte bei Greenpeace, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Formel 1 hat alleine zum Selbstschutz früher als andere Sportveranstalter grüne Projekte angestoßen. Bis 2030 will sie klimaneutral, also „Net Zero“, sein. Dazu soll von 2026 an mit synthetischem CO2-neutralem Treibstoff gefahren werden. Gleichzeitig bläht sich der Kalender der boomenden Rennserie 2024 auf die Rekordzahl von 24 Grand Prix auf.

Runden auf der Rennstrecke nicht das Problem

„Wenn sich die Formel 1 nicht grundsätzlich neu aufstellt, und akzeptiert, dass sich die Identität der Rennserie verändern muss, dann meint sie es nicht ernst mit dem Klimaschutz. Formel-1-Technologien, die uns bei der Mobilitätswende nicht weiterbringen, senden die falsche Botschaft. Bisher haben die Vorhaben der Formel 1 für mich nur kosmetischen Charakter und sind nicht viel mehr als Greenwashing“, erläuterte Greenpeace-Sprecher Stephan. Unter Greenwashing versteht man im Kern einen Etikettenschwindel mit Nachhaltigkeitszielen.

Die Formel 1 verhehlt nicht ihr Ziel, mit PS-Entertainment viel Geld zu verdienen. Von Abu Dhabi bis Zandvoort. „Wir müssen und wollen das Formel-1-Event der Zukunft veranstalten, das nicht unbedingt größer, aber besser, ansprechender, innovativer, nachhaltiger und inklusiver ist“, sagte Jan Lammers, der Streckenchef des malerisch an der Nordsee gelegenen Kurses in Zandvoort. Ein Schwerpunkt des Großen Preises der Niederlande ist die nachhaltige Anreise der Fans. Im vergangenen Jahr kamen nach offiziellen Angaben 99 Prozent der Besitzer von Eintrittskarten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß an die Rennstrecke.

Die Verfolgungsjagden auf dem Asphalt sind auch nicht das folgenschwerste Klimaproblem der Formel 1. An den rund 256.000 Tonnen CO2, die die Formel 1 ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2019 zufolge bei 21 Rennen ausgestoßen hat, machten die Rennwagen der zehn Teams nur einen Anteil von 0,7 Prozent aus. Fast 73 Prozent wurden bei der Logistik und den Reisen verbraucht.

„Kreuz und quer durch die Welt zu fliegen und dazwischen immer wieder für ein paar Tage nach Europa macht keinen Sinn und auch keinen Spaß“, kritisierte schon der zurückgetretene viermalige Weltmeister Sebastian Vettel und warf der Rennserie immer wieder ein zu langsames grünes Entwicklungstempo vor. Die Formel 1 arbeitet immerhin auch daran, den Kalender logistisch sinnvoller zu gestalten, indem kommendes Jahr etwa der Grand Prix von Katar unmittelbar vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi stattfindet.

„Performance um jeden Preis, ohne an die weiteren Auswirkungen zu denken, ist in der heutigen Welt nicht mehr akzeptabel“, räumte Mercedes-Teamchef Toto Wolff ein, als sein Rennstall den jährlichen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichte. Bei den Europa-Rennen etwa werden die Lastwagen von Mercedes, die die gesamte, für jedes Rennen erforderliche Fracht transportieren, mit einem Biokraftstoff betankt. Das Ziel: Die Emissionen pro zurückgelegtem Kilometer um knapp 90 Prozent zu reduzieren.

Zum Testlabor für die Industrie werden

Der Sprit ist ein zentraler Bestandteil der grüneren Formel 1. Derzeit fährt die Königsklasse mit einem Sprit, der zehn Prozent Bio-Anteil enthält. Das neue Motorenreglement ab 2026 schreibt einen Hybridantrieb vor, bei dem die Hälfte der Leistung elektrisch erzeugt wird und der Verbrenner ausschließlich mit 100 Prozent klimaneutralem Kraftstoff betrieben wird. Mit den sogenannten E-Fuels, also synthetischen Treibstoffen für den CO2-freien Betrieb von Fahrzeugen, will die Formel 1 ein Testlabor für die Industrie werden. Die E-Fuels sind im Produktionsprozess allerdings sehr energieaufwändig.

„Ein Argument der Formel 1 und der Hersteller war in der Vergangenheit immer, neue Technologien zu entwickeln, die später in Serienautos wandern und am Ende allen etwas bringen. Die Autoindustrie entwickelt sich aber mittlerweile fast ausschließlich in Richtung E-Mobilität. Verbrennungsmotoren, selbst wenn sie in der Formel 1 noch ein bisschen effizienter werden sollten, sind aus der Zeit gefallen“, sagte Greenpeace-Experte Stephan. „Die Formel 1 will zwar künftig synthetische Kraftstoffe nutzen und setzt auch Biokraftstoffe ein, diese sind aber keine Lösung, weil sie ineffizient und zu teuer sind. Spätestens in der aktuellen Transformation entkoppelt sich die Formel 1 vom Rest der Welt, weil sie sich nicht vom überholten Verbrenner trennen kann.“

Haas verlängert mit Magnussen und Hülkenberg

Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen werden auch in der nächsten Saison für das Formel-1-Team Haas fahren. Der US-Rennstall bestätigte vor dem Großen Preis der Niederlande in Zandvoort am Sonntag sein Fahrer-Line-up für die kommende Saison. „Kevin und Nico genießen eindeutig ihre Zeit im Sport, sie sind beide reif und verstehen genau, was wir von ihnen verlangen. Jetzt liegt es an uns als Team, den Blick auf 2024 zu richten und sicherzustellen, dass wir ein Auto haben, mit dem wir regelmäßig in die Punkte fahren können“, erklärte am Donnerstag Haas-Teamchef Günther Steiner.

Beobachter
27. August 2023 - 14.58

Die technische Entwicklung der Verbrenner Motoren hat keine Zukunft mehr, die der Batterien und E Motoren aber schon. Also Stop F1 , Go F E!

Ralf
27. August 2023 - 9.06

@ rcz / Das ist nicht vergleichbar! Ich habe 2 X Formel E Rennen besucht, das erste und das letzte Mal. STINKLANGWEILIG. Nie wieder.

rcz
25. August 2023 - 14.00

Formel E anstelle von Formel 1 setzen!

Jemp
25. August 2023 - 9.32

Solange die Formel 1 Boliden nicht auf einen Verbrauch von weniger als 3 Liter bleifreiem Normalbenzin auf 100km kommen, sind sie weder "nachhaltig" noch "grün". Nicht mal die Grünen oder Greenpeace sind grün, sonst würden sie sich dafür bemühen, dass der Formel 1 -Quatsch sofort abgeschafft wird. Da wäre mal eine Gelegenheit etwas völlig Unsinniges zu verbieten. Man verbietet aber lieber dem kleinen Mann vor seiner Haustür zu parken, der kann sich nämlich kaum wehren.