Headlines

Golf: Der Ryder Cup ist so beliebt wie nie

Golf: Der Ryder Cup ist so beliebt wie nie

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Etwa 350.000 Besucher werden erwartet, eine Milliarde Zuschauer vor den Fernsehgeräten sitzen. Der Ryder Cup, Wettkampf der besten US-amerikanischen und europäischen Golfer, ist beliebt wie nie.

Als die junge Dame am Empfang des Golfclubs von Saint-Malo in einem weißen Poloshirt mit dem Emblem Ryder Cup erschien, wollten nicht wenige Mitglieder des Clubs das Hemd sofort kaufen. Aber das gab es nicht zu kaufen. Das offizielle Hemd ist blau, kostet im Internet 50 Euro. Das weiße Hemd war eine Marketing-Aktion für den Ryder Cup.

Jeder Golfclub hat das Ryder-Cup-Symbol an seinem Eingang angebracht. Ryder Cup ist das Thema unter Golfern seit Langem und dringt nun auch in die Fernsehnachrichten ein. In Paris und anderen Städten nutzt der französische Golfverband das Ereignis zu Werbeveranstaltungen. Premierminister Edouard Philippe wird vor Ort dabei sein. Staatspräsident Emmanuel Macron ist Tennisspieler und Tennisfan. Er hat sich nicht angesagt. Das würde auch schwierig für ihn. Denn: Das Wort des CGT-Chefs Martinez «der Präsident der Reichen» und seines Vorgängers Hollande, «Der Präsident der Superreichen», klebt an ihm wie eine zweite Haut.

Elitesport der Reichen

Golf aber, erklärt ein Reporter eines Nachrichtensenders, sei eine Elitesport der Reichen. Daher sei nicht damit zu rechnen, dass Emmanuel Macron einem golfspielenden Millionär die Hand reichen würde. Das war nicht unbedingt das, was dem französischen Golfverband Freude macht. Die 400.000 Mitglieder nämlich, die in Frankreich Golf spielen, fühlen sich durchaus nicht als reich, gehören in der Regel dem Mittelstand an. Und auf den Parkplätzen der Golfplätze stehen Renault Clio und Peugeot 206 durchaus neben den Wagen der «Reichen», BMW, Audi und Mercedes. Wobei man feststellen muss, dass ein Mercedes E-Klasse von den Versicherungen schon als «Luxusauto» eingestuft wird.

Frankreichs Golfverband hat in den 1990er Jahren und zu Beginn des Jahrhunderts erheblichen Erfolg mit einem einfachen ökonomischen Modell gehabt. Er hat Städte und Gemeinden davon überzeugen können, Golfplätze im Rahmen von Sportprogrammen zu bauen. Die Golfplätze wurden dann in die Regie von Gruppen gegeben, die dafür Miete zahlten. Die öffentliche Hand verpflichtete ihre Mieter dann, die Golfplätze zu öffnen und zum Beispiel Schulgolf anzubieten. Schulgolf und Golfschulen in den Clubs sind heutzutage normaler Bestandteil eines jeden Golfclubs. In der Folge wurde Golf auch als Spezialfach für das Sport-Abitur anerkannt.

Drei Golfnationen

Die Mitgliedsbeiträge der Golfclubs liegen im Durchschnitt bei 1.700 Euro jährlich. Das sind Mitgliedsbeiträge, die der französische Mittelstand im Gegensatz zu den von den Medien verbreiteten Nachrichten durchaus aufbringen kann. Der in Frankreich demokratisierte Golfsport kennt Modelle wie Investitionsbeteiligungen, die in Deutschland in Höhe von mehreren Tausend Euro üblich sind, nicht. Mit 400.000 Golfspielern gehört Frankreichs Golfverband nicht gerade zu den wirklich großen. Außerdem hat er Schwierigkeiten. Die Zahl der Mitglieder stagniert. Wie hat es Frankreich dann fertiggebracht, als international «nicht so wichtige» Golfnation den wichtigsten Wettbewerb der Golfwelt auf eines seiner Gelände zu holen?

Im Jahre 1913 gab es drei Golfnationen auf der Welt: Großbritannien mit Schottland, die USA als junge Golfnation, die den Sport gerade aus Großbritannien importiert hatte, und Frankreich. Unter dem Einfluss der Briten war der erste Golfplatz in Pau entstanden, der zweite in Dinard in der Bretagne. Entlang der normannischen und nördlichen Bretagne-Küste entstanden Golfplätze. Die Idee eines transatlantischen Vergleichs aber entstand in den USA, die sich als natürlichen Partner die Briten aussuchten. Daraus entstand schließlich der Ryder Cup, ein Riesenpokal, gestiftet von dem britischen Mäzen Samuel Ryder, der als ehemaliger Cricket-Spieler mit 50 Jahren begonnen hatte, Golf zu spielen und sich später sogar mit seinem geliebten Eisen 5 begraben ließ. Frankreich war über Jahrzehnte außen vor. Allerdings hatte sich die Situation im Laufe der Zeit deutlich verändert.

Deutschland hat sich zurückgezogen

Die Briten, die über Jahre hinweg gegen die Amerikaner verloren, hatten sich die Iren ins Boot geholt. Die Ausweitung auf Europa war mit der Gründung der Europäischen Union und dem größer werdenden Einfluss der Professional Golfers Association (PGA) unausweichlich und fand die Zustimmung der Familie Ryder. Allerdings: Wenn Europa den Wettkampf ausrichtete, fand er stets auf der Insel statt. Nur einmal fand der Cup seinen Weg auf den Kontinent: nach Spanien. Frankreich hat gute acht Jahre daran gearbeitet, den Ryder Cup auf den Golf National zu holen. Es gab starke Gegner, wie etwa Deutschland, von denen selbst die Franzosen meinten, dass sie das bessere Projekt hätten.

Nach und nach zogen sich alle Mitbewerber zurück. Der Deutsche Golfverband hatte eine Lücke von vier Millionen Euro, die der deutsche Innenminister, für Sport zuständig, nicht füllen wollte. In Frankreich war das anders. Sportminister Bompard war damals zur Eröffnung des Golf National erschienen, für den Ryder Cup – ein planetares Ereignis – stand die Regierung hinter den Golfern.

Und: Frankreich hatte einen Trumpf: Einen hochgradigen Platz, modern und mit 28 Jahren reif. Dabei waren die Franzosen von der PGA zunächst recht hochnäsig behandelt worden. «Ja, ja, interessant, aber geben Sie nicht zu viel Geld aus», soll die PGA dem französischen Golfverband gesagt haben. Der aber legte sich ins Zeug, erwies sich als Meister des Lobbyings und überzeugte nach und nach die Spieler. Als die sich dann für Frankreich aussprachen, hatte der «Albatros» gewonnen. In dieser Woche spielen die besten Golfmillionäre der Welt gegeneinander um eine eigentlich hässliche, aber mythische Schale mit Deckel. Und dies auf dem aktuell möglicherweise besten und anspruchsvollsten Golfplatz der Welt.