Der nationale Basketballverband FLBB muss sich in den kommenden Monaten und Jahren entscheiden, ob die Meisterschaft für Ausländer geöffnet oder verschlossen werden soll. Seit die Amicale Steinsel im Play-down drei US-Profis einsetzte und damit zwar nicht gegen die Regeln, jedoch gegen das sogenannte Gentleman’s Agreement verstieß, ist die Diskussion um die Zahl der Ausländer neu entbrannt. Derzeit sind laut Regeln drei „Non-JICL“ („non-joueurs inscrits dans un club luxembourgeois“) erlaubt. Laut Gentleman’s Agreement dürfen nur zwei Spieler aus dem Ausland in der höchsten nationalen Basketballliga auflaufen.
Am vergangenen Samstag fand eine Diskussionsrunde zu diesem Thema statt, bei dem sich ein Teil der Vereine für eine neue Regelung aussprach: In Zukunft sollen immer mindestens drei Luxemburger (also JICL) und maximal zwei Ausländer (Non-JICL) auf dem Platz stehen. Es soll eine Zwischenlösung sein, über die beim nächsten außerordentlichen Kongress der FLBB für die nächste Saison abgestimmt werden könnte. Eine Lösung für das Gesamtproblem ist diese Regelung jedoch nicht.
Zwei Punkte sind wichtig für die Zukunft: Erstens muss der einheimische Nachwuchs genügend Spielzeit erhalten, um sich weiterentwickeln zu können. Zweitens muss die Ausländerfrage anders angegangen werden. Es ist nicht mehr zeitgemäß, EU-Bürger, die aus beruflichen Gründen oder wegen der Studien nach Luxemburg umziehen, auszuschließen. Dies ist derzeit teilweise der Fall.
Jeder Basketballer sollte die Möglichkeit erhalten, in jedem Land auf einem Niveau zu spielen, das zu seinen Fähigkeiten passt. Vor allem in einem Land mit fast 60 Prozent Ausländeranteil ist diese Art der Integration unerlässlich. Hinzu kommt, dass immer mehr junge Sportler den Weg über die Grenze gehen, weil sie in Luxemburg wohnhaft werden oder bessere Bedingungen vorfinden. Ein Deutscher, der im Alter von 16 Jahren mit seinen Eltern von Trier nach Remich zieht, muss in Luxemburg drei Jahre im Besitz einer Lizenz sein, bevor er als JICL gilt. Da die Ausländerplätze in den meisten Fällen durch US-Amerikaner belegt sind, hat er in diesem Zeitraum keine Möglichkeit, in der ersten Mannschaft zum Einsatz zu kommen. Er wird in seiner Entwicklung gebremst und verliert wahrscheinlich den Spaß am Sport. Eine Öffnung der Grenzen ist deshalb auf lange Sicht unumgänglich.
Die Angst der Vereine bei diesem Schritt wäre, dass die „Reichen“ sich noch mehr starke Ausländer zulegen würden. Viele Clubs beschweren sich jedoch bereits jetzt, dass zwei US-Amerikaner nur mit Ach und Krach finanziell gestemmt werden können. Würden diese dann zusätzlich noch Franzosen, Belgier oder Deutsche verpflichten, wären sie ja ganz schön blöd – könnte man meinen. Zudem beweist ein Blick auf die Erfolge der Fußball- und der Handball-Nationalmannschaft, dass eine höhere Ausländerzahl in der Meisterschaft – bedingt durch die Konkurrenzsituation – das Niveau der einheimischen Spieler steigern kann. Beide Verbände haben den Basketball im Herrenbereich sportlich schon lange hinter sich gelassen.
Eine Schere zwischen Reich und Arm wird es immer geben. Es wird immer schwarze Schafe geben, die ein Reglement ausnutzen. Das kann kein System der Welt und auch nicht der gesunde Menschenverstand verhindern. Für Gleichheit zwischen Menschen, die in der gleichen Gesellschaft leben, arbeiten und ihr Hobby ausüben wollen, können jedoch der Verband und die Vereine in Zukunft sorgen.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können