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FinanzplatzGewinne der Banken legen weiter deutlich zu

Finanzplatz / Gewinne der Banken legen weiter deutlich zu
Die Mehrheit der Banken am Finanzplatz dürfte mit dem neuen Zinsumfeld mehr als zufrieden sein  Foto: Christian Muller

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Dank steigender Zinssätzen konnten die Luxemburger Banken in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres einen deutlichen Gewinnzuwachs verbuchen.

Trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds haben die Luxemburger Banken ihr Ergebnis vor Rückstellungen und Steuern im ersten Quartal 2023 um satte 56,8 Prozent steigern können. Er beläuft sich demnach in den Monaten Januar bis März auf 2,03 Milliarden Euro, verglichen mit 1,29 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Das geht aus neuen Zahlen der Luxemburger Finanzaufsicht CSSF hervor.

Bereits das abgelaufene Geschäftsjahr war, trotz der langsamer wachsenden Luxemburger Wirtschaft, ein gutes für die 120 Banken des Landes. Der Gewinn vor Rückstellungen und Steuern des luxemburgischen Bankensektors belief sich zum Jahresende auf 6,2 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.

Hintergrund der starken Gewinnsteigerung im ersten Quartal 2023 ist nun das veränderte Zinsumfeld. Am Donnerstag hat Europas Zentralbank bereits zum achten Mal seit Juli 2022 den Leitzins erhöht. Auf das höchste Niveau seit 22 Jahren. Insgesamt haben die Euro-Wächter seit vergangenem Sommer dann die Schlüsselzinsen um zusammen 4 Prozentpunkte nach oben geschraubt.

Diese Trendwende hat es den Banken ermöglicht, wieder Geld mit der Zinsmarge (dem Unterschied zwischen höheren Zinsen für Kredite und niedrigeren Zinsen für Sparguthaben) zu verdienen. Das traditionelle Kerngeschäft der Kreditinstitute. In den Jahren zuvor hatten viele Kreditinstitute mit dem Negativzinsumfeld zu kämpfen. Verglichen mit dem ersten Quartal 2022, als sich Europa noch im Niedrigzinsumfeld befand, ist es ein Plus von satten 66,5 Prozent (ein Anstieg von 1,4 auf 2,3 Milliarden Euro).

Rückgang bei Kommissionen auf Finanzgeschäften

Im Gegenzug ist das Geschäft mit den Kommissionen, die die Banken auf Finanzgeschäften erwirtschaftet haben, um 5,9 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, spürbar rückläufig. Der Rückgang betrifft insbesondere Banken, die Dienstleistungen im Zusammenhang mit der Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden erbringen, darunter auch Investmentfonds, präzisiert die Finanzaufsicht.

Letztere haben sich zuletzt nicht besonders gut entwickelt. Bereits 2022 war kein gutes Jahr für die Luxemburger Fonds-Branche. Das Volumen der Gelder, die hierzulande verwaltet werden, war in den 12 Monaten um mehr als 800 Milliarden Euro auf „nur“ noch 5.028,5 Milliarden Euro geschrumpft. Ein Minus von 2,3 Milliarden Euro pro Tag. Hintergrund war die schlechte Entwicklung der Kurse an den Börsen, wodurch die von den Fonds gekauften Wertpapiere an Wert verloren hatten.

Und auch zu Beginn des Jahres 2023 hat sich die Lage kaum verbessert. Zwar ist das von den Fonds verwaltete Geldvolumen bis Ende April wieder leicht, auf 5,14 Billionen Euro, gestiegen, jedoch ist auch das immer noch spürbar weniger als zu Beginn des Jahres 2022. Und für die Banken gibt es auf „kleineren“ Summen dann auch nur kleinere Kommissionen zu erwirtschaften.

23 Banken haben höhere Kosten als Einnahmen

Die Kosten der Banken haben im ersten Quartal ebenfalls wieder deutlich zugelegt: die Ausgaben für Personal um 6,2 Prozent und der Posten „andere Kosten“ um 7,8 Prozent. Zu Letzterem zählen Investitionsausgaben, etwa in Informationstechnologie.

Die guten Durchschnittszahlen verbergen demnach auch unterschiedliche Entwicklungen bei den einzelnen Banken, hebt die CSSF weiter hervor. Nicht jedes Kreditinstitut entwickelt sich gleich gut. So haben nur 80 Prozent Kreditinstitute ihre Zinsmarge in den drei Monaten steigern können. 23 Banken von 120 haben somit sogar insgesamt höhere Kosten als Einnahmen verbucht.

Insgesamt jedoch: Die Bilanzsumme, die für das Geschäftsvolumen der Banken steht, ist zu Jahresbeginn wieder gewachsen, vom 938,5 auf 958 Milliarden Euro im April, wie die neusten Zahlen der Zentralbank zeigen. Im Laufe des vergangenen Jahres hatte sie mehrmals ihr bisheriges Rekordhoch von Oktober 2008 (1.003 Milliarden Euro) kurz übertroffen.

Auch die Zahl der Jobs in den Banken ist leicht gestiegen – auf insgesamt 26.211 Arbeitsplätze im März. Ihren historischen Rekordstand hatte die Zahl der Jobs bei den Banken im September 2008 erreicht (27.269). In den Jahren 2014 und 2015 war sie dann auf unter 26.000 gefallen und später wieder gestiegen. Die Banken stehen für etwa die Hälfte der Jobs des Luxemburger Finanzsektors.

Die zusammengerechneten Ergebnisse der 120 Luxemburger Banken im ersten Quartal 2023 
Die zusammengerechneten Ergebnisse der 120 Luxemburger Banken im ersten Quartal 2023  Screenshot: CSSF

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