Gas aus Katar oder eine Fußball-Weltmeisterschaft in Katar, was ist schlimmer? Diese Frage müssen sich im Moment einige Nationen gefallen lassen. Derzeit fließt das russische Gas noch durch die Pipelines nach Europa. Die Verträge werden eingehalten – auch weil noch keine richtige Alternative gefunden wurde. Allerdings soll das nicht ewig so weitergehen. Europa will weg von der Abhängigkeit von Russland. In diesem Zusammenhang ist ein lange verschmähtes Land wieder en vogue gekommen: Katar. Der Wüstenstaat verfügt über enorme Gasreserven und ist in den vergangenen Tagen und Wochen für viele europäische Länder zum Ansprechpartner Nummer eins geworden.
Deutschland hat kürzlich eine neue Energie-Partnerschaft mit dem Emirat unterschrieben. Dabei hatten sich in der Vergangenheit viele deutsche Politiker für einen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ausgesprochen – unter anderem auch die derzeitige Außenministerin Annalena Baerbock. Grund dafür sind die Menschenrechtsverletzungen und der Verdacht der Unterstützung terroristischer Organisationen durch den Wüstenstaat. Hat diese Kritik also ein paar Monate später, wenn es um Gas und nicht um Fußball geht, keine Gültigkeit mehr?
Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Gas gibt es nicht in jedem Land der Welt, Fußballstadien schon. Weshalb die Frage nach Weltmeisterschafts-Standorten deutlich einfacher zu lösen ist als die Suche nach einem neuen Energielieferanten.
Es ist jedoch zu einfach, sich als Politiker hinter dieser simplen Rechnung zu verstecken. In Katar gibt es weiterhin massive Probleme mit den Menschenrechten – genau wie in Russland. Wenn Katar terroristische Organisationen unterstützt, dann ist das Emirat genauso verantwortlich für kriegerische Akte wie Russland. Bei der Förderung von Öl werden die ausländischen Gastarbeiter ebenso ausgebeutet wie beim Bau eines Fußballstadions.
Das weiß natürlich auch jeder Politiker und deshalb wurde am Rande des deutschen Energie-Deals mit Katar den vielen Kritikern erklärt, dass sich alles in Katar verbessert hat – auch dadurch, dass Katar immer öfter im internationalen Rampenlicht steht.
Die zukünftigen Gas-Deals mit Europa werden Katar nicht nur finanziell entgegenkommen, sondern auch ein weiterer Schritt in Richtung besseres Image sein. Das Emirat wird als Erlöser der Russland-Dependenzia gefeiert werden. Die Kritik der Politiker, die vorher vom Boykott einer WM sprachen und jetzt wieder mit Katar über Gas verhandeln, wird unglaubwürdig erscheinen. Summa summarum: „… and the winner is Qatar.“
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können