„Stop the count“, würden die Luxemburger Fußball-Nationalspieler wohl am liebsten heute sagen. Nach vier Spieltagen der Nations League steht die FLF-Auswahl mit neun Punkten auf dem ersten Platz der Gruppe 1. Nach jetzigem Stand der Dinge würde Luxemburg in die Division B aufsteigen und damit in nie gekannte Sphären vorstoßen.
„Stop the count“ entspricht jedoch nicht der Mentalität der aktuellen Luxemburger Nationalspieler. Nach Jahren des Aufschwungs hat die Mannschaft von Luc Holtz in den vergangenen beiden Monaten in puncto Erfahrung und Abgebrühtheit einen Sprung nach vorne gemacht und in fast allen entscheidenden Momenten gezeigt, dass sie in der Lage ist, größere Herausforderungen anzunehmen – trotz ihres vergleichsweise jungen Alters.
Neben der immer besser werdenden Qualität der Spieler erklärt ein Blick zurück in die lange, aber meistens erfolglose Luxemburger Fußballgeschichte, warum die heutige Generation dabei ist, eine Gewinner-DNA zu entwickeln. Die FLF-Auswahl kann sich im Gegensatz zu jenen aus anderen Nationen nicht auf Lorbeeren ausruhen. Denn es gibt sie fast nicht. Für Außenstehende ist es fast unvorstellbar, dass Luxemburg irgendwann an einer EM- oder WM-Endrunde teilnehmen kann. Für die „Roten Löwen“ selbst ist es ein realistisches Fernziel. Und so ganz nebenbei können sie das Image einer ganzen Fußballnation verbessern.
Am Samstag gegen Zypern und am Dienstag gegen Aserbaidschan darf sich die Elf von Luc Holtz keinen Fauxpas erlauben. Der Nationaltrainer selbst sagte kürzlich, dass dieser Druck deutlich einfacher zu verkraften sei, als wenn man darum kämpfe, den letzten Gruppenplatz zu vermeiden. So sehen es wohl auch seine Spieler – die lieber angreifen, als Angriffe abzuwehren.
Der historische Teil könnte im kommenden Jahr folgen. Zwei Gruppensieger aus der Nations League werden sich für die Play-offs zur Weltmeisterschaft in Katar qualifizieren. Wer das sein wird, hängt von der nächsten WM-Qualifikation ab.
Manch einer würde jetzt sagen: „Halt, und was ist mit der 63er-Mannschaft?“ In der Tat gehörte Luxemburg im Jahr 1963 zu den acht besten Mannschaften Europas. Allerdings gingen auch nur 29 Teams an den Start der Qualifikation und die FLF-Auswahl hatte in der ersten Runde ein Freilos. Heute gibt es mehr Verbände in Europa und der Fußball hat sich deutlich weiterentwickelt. Einen Vergleich zu ziehen, ist deshalb schwer und würde wohl beiden Generationen nicht gerecht werden. Für Fußballexperten, die damals und heute dabei waren, ist der Fall jedoch klar: Das 2020er-Team hat deutlich mehr Potenzial und Klasse.
Damit dies auch im Gedächtnis der Luxemburger verankert wird, muss die große Bühne her. Und deshalb ist „Stop the count“ noch lange keine Option.
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