Wer gewinnt?
Es kommt zur Neuauflage des packenden Vorjahresduells zwischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar. Der Däne Vingegaard bewies Anfang Juni mit dem Sieg beim Vorbereitungsrennen Critérium du Dauphiné seine starke Form, sein prominent besetztes Jumbo-Visma-Team hat sich ganz seinem erneuten Triumph in Paris verschrieben. Pogacar, Tour-Champion von 2020 und 2021, ist der explosivere Fahrer von beiden. Bei den slowenischen Meisterschaften kehrte der Kapitän des Teams UAE Emirates erstmals seit seinem schweren Sturz beim Klassiker Liège-Bastogne-Liège Ende April ins Renngeschehen zurück – und siegte mit Leichtigkeit.
Was machen die Luxemburger?
Mit Kevin Geniets (Groupama-FDJ), Bob Jungels (Bora-hansgrohe) und Landesmeister Alex Kirsch (Lidl-Trek) sind drei Luxemburger am Start. Geniets wird sich vor allem darauf konzentrieren, David Gaudu zu unterstützen. Der Franzose beendete Paris-Nice in diesem Jahr auf Platz zwei, die Tour fuhr er im letzten Jahr auf dem vierten Platz zu Ende. Es scheint unwahrscheinlich, dass Geniets Freiheiten bekommen wird. Anders geht es Jungels: Mit seinem Etappensieg im letzten Jahr bei der Tour hat er seine Qualitäten noch mal unter Beweis gestellt. Je nachdem, wie es im Team läuft, kann Jungels seine Chance bekommen. Priorität wird allerdings erst mal die Unterstützung von Kapitän Jai Hindley haben. Kirsch hingegen wird die Aufgabe bekommen, Mads Pedersen zu unterstützen. Bei den Sprintetappen peilt der Däne seinen zweiten Tour-Etappensieg an.
Auf wen ist noch zu achten?
Bei der Tour 2023 sagen einige der ganz großen Namen „Adieu“. Sprinter Mark Cavendish bestreitet seine letzte Frankreich-Rundfahrt und will sich mit einem weiteren Tageserfolg den alleinigen Etappenrekord holen. Derzeit teilt sich der Brite die Bestmarke mit Eddy Merckx (beide 34). Auch Peter Sagan, mit sieben Erfolgen der Rekordgewinner des Grünen Trikots, tritt ein letztes Mal an. Im Kampf um die Punktewertung ist der dreimalige Weltmeister nicht mehr der Top-Favorit. Die Franzosen schauen besonders auf das Groupama-FDJ-Duo Gaudu und Thibaut Pinot. Einmal war Pinot Dritter, ansonsten bei der Tour oft vom Pech verfolgt. Die Sehnsucht nach dem ersten französischen Tour-Sieger seit Bernard Hinault im Jahr 1985 hält an.
Welche Schlüsseletappen gibt es?
Nach dem hügeligen und durchaus fordernden Start geht es auf der sechsten Etappe erstmals richtig zur Sache. In den Pyrenäen stehen drei schwere Bergwertungen an, darunter der Col du Tourmalet. Die Auffahrt auf den Vulkan Puy de Dome im Zentralmassiv auf der neunten Etappe verspricht ein Spektakel, das einzige und vergleichsweise kurze Einzelzeitfahren steht auf der 16. Etappe an. Die härteste Bergetappe führt einen Tag später in den Alpen nach Courchevel. Auf der letzten Etappe vor dem Finale in Paris müssen in den Vogesen noch einmal alle Kräfte mobilisiert werden.
Wie sieht es an der Doping-Front aus?
Ruhig. Gerüchte über die slowenischen Topstars Pogacar und Giro-Champion Primoz Roglic, der nicht bei der Tour startet, kamen über den Status schierer Spekulation nicht hinaus. Umstritten ist vor allem das schlecht beleumundete Umfeld Pogacars, zu dem Personen wie UAE-Teamchef Mauro Gianetti sowie Arzt und Trainingsplaner Inigo San Millan zählen.
Was gibt es zu gewinnen?
Im Vergleich zu Sportarten wie Tennis und Golf fallen die Preisgelder beim bedeutendsten Radrennen der Welt relativ gering aus, für Radsport-Verhältnisse sind die finanziellen Anreize aber enorm. Insgesamt geht es um ein Preisgeld von knapp über 2,5 Millionen Euro. Wer in Paris im Gelben Trikot auf dem Podium steht, erhält eine Siegprämie von stolzen 500.000 Euro. Die Gewinner des Grünen und Gepunkteten Trikots müssen sich mit jeweils 25.000 Euro begnügen. Der beste Jungprofi im Weißen Trikot erhält 20.000 Euro. Ein Etappensieg bringt 11.000 Euro. (SID/pg)
"Wie sieht es an der Doping-Front aus?":
Zuviel Nebel, man sieht nix.