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EnergieEuropa ist heute abhängiger von Importen als vor 30 Jahren

Energie / Europa ist heute abhängiger von Importen als vor 30 Jahren
Europa hat es in den letzten Jahren verpasst, die erneuerbaren Energien stark auszubauen Foto: AFP/Sergei Supinsky

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Während Jahren bereits wird in Europa in erneuerbare Energien investiert. Trotzdem hat ihr Anteil am  Energie-Mix nur leicht zugelegt. Der Staatenbund ist heute, was seine Versorgung mit Energie angeht, abhängiger von Importen von fossilen Brennstoffen als noch vor 30 Jahren.

Die beiden wichtigsten Energieträger der Europäischen Union sind Erdöl-Produkte (35 Prozent) und Erdgas (24 Prozent). Eine untergeordnetere Rolle spielen Erneuerbare (17 Prozent), Atomstrom (13 Prozent) und Kohle (10 Prozent). Vor 30 Jahren sah die Aufteilung ähnlich aus – nur hatten Kohle und Atomstrom damals noch mehr Gewicht als die Erneuerbaren.

Mit einer derartigen Struktur des Energieverbrauchs ist es nur wenig verwunderlich, dass Europa den Großteil seines Bedarfs im Ausland einkaufen muss. Im Jahr 2020 waren dies 58 Prozent der verbrauchten Energie. Die eigene Produktion konnte nur 42 Prozent der Bedürfnisse decken. In der Eurozone reichte es sogar nur für 37,9 Prozent, wie neue Zahlen von Eurostat zeigen. Alle 27 Mitgliedstaaten der EU sind Nettoimporteure von Energie.

Dabei sind die Zahlen jedoch noch schlechter als die vorliegenden Daten zeigen. So wird Kernenergie beispielsweise, unabhängig von der tatsächlichen Herkunft des Urans/Plutoniums, als inländische Produktion gezählt, präzisiert Eurostat.

Die insgesamten Zahlen von Europa sind somit, was die Abhängigkeit anbelangt, nicht viele besser als die Daten aus Luxemburg, welches als dritt-abhängigstes Land zählt. 2020 hatte das Großherzogtum satte 92,5 Prozent der Bedürfnisse seines Energiebedarfs durch Importe abgedeckt. Nur in Zypern und in Malta war die Quote noch höher. Beim Gas, wie wohl auch beim Öl, musste Luxemburg zuletzt 99,99 Prozent des Verbrauchs im Ausland einkaufen. Beim Strom beliefen sich die Importe auf 80,7 Prozent, nach 84,1 Prozent im Vorjahr.

Entwicklung der Abhängigkeit der EU von Energie-Importen
Entwicklung der Abhängigkeit der EU von Energie-Importen

Die Einfuhrabhängigkeit der EU hat zudem, im Laufe der Zeit, weiter zugenommen, weiß Eurostat zu berichten. Vom niedrigsten Wert im Jahr 1990 (50 Prozent) erreichte sie 2008 einen Höchststand (58,4 Prozent) und 2019 ein Rekordhoch (60,5 Prozent), bevor sie 2020 Corona-bedingt wieder leicht sank (57,5 Prozent). Wichtigstes Herkunftsland für all die begehrten fossilen Brennstoffe (Erdgas, Rohöl und Steinkohle) ist Russland, wie bei Eurostat weiter zu erfahren ist.

Energieabhängigkeit von Russland

Beim wichtigsten Energieträger in Europa, Erdöl, das für etwa 35 Prozent am Energiemix steht, ist der Staatenbund seit vielen Jahren total abhängig von Importen. Mehr als 96 Prozent des verbrauchten Rohöls kommt aus Drittstaaten. Wichtigster Zulieferer ist Russland. Im Jahr 2020 bezog die EU stolze 26 Prozent ihrer Rohölimporte aus dem Land. Die anderen Hauptlieferanten sind Norwegen (8,7 Prozent), Kasachstan (8,5 Prozent), die USA (8,1 Prozent) und Saudi-Arabien (7,9 Prozent). Rohöl ist ein wesentlicher Rohstoff für die Herstellung von Kraftstoffen und für die petrochemische Industrie.

Auch bei Erdgas, dem zweitwichtigsten Energieträger in Europa, das für etwa 24 Prozent am Energiemix steht, ist die Abhängigkeit von Importen überaus groß. Im Jahr 2020 wurden 83,6 Prozent des Verbrauchs in Drittländern gekauft, so Eurostat. In diesem Bereich ist die Abhängigkeit von Russland am höchsten. 2020 bezog die EU 46 Prozent ihrer Erdgaseinfuhren von diesem Lieferanten. Andere wichtige Zulieferer sind Norwegen, Algerien, Katar, die USA, das Vereinigte Königreich, Nigeria und Libyen. Erdgas ist wichtig für die Stromerzeugung und das Heizen.

Bei „festen fossilen Brennstoffen“ (wie Kohle), die nur noch 10,5 Prozent des EU-Energiemixes ausmachen, hat Europa insgesamt eine etwas geringere Gesamtimportabhängigkeit. Nur etwa 35 Prozent der verbrauchten Kohle wurde 2020 in Drittstaaten eingekauft. Lieferungen aus Russland stehen für 19 Prozent des EU-Verbrauchs.

Mehr als 200 Millionen Euro pro Tag

Der am stärksten importabhängige feste fossile Brennstoff ist die Steinkohle. Viele EU-Länder haben ihre Steinkohleproduktion in den letzten Jahren eingestellt, und der Verbrauch von Steinkohle ist langsamer zurückgegangen als ihre Produktion. Infolgedessen stieg die Einfuhrabhängigkeit von Steinkohle und erreichte im Jahr 2020 57 Prozent, so die Statistiker weiter. 53 Prozent der Importe kommen aus Russland. Weitere 17,5 Prozent der Einfuhren von Steinkohle stammen aus den Vereinigten Staaten und 15,8 Prozent aus Australien.

Es sind dann auch diese sehr hohen Energie-Einfuhren aus Russland (24,4 Prozent des gesamten Energiebedarfs der EU), die erklären, warum täglich enorme Geldsummen von Europa an Moskau bezahlt werden. Nach Berechnungen der Denkfabrik Bruegel waren es, zu Beginn dieses Jahres, allein für Gas, etwa 200 Millionen Euro pro Tag. Nach Kriegsbeginn, mit den steigenden Preisen für Energie, sind die täglichen Überweisungen für Gas nun weiter deutlich gestiegen. Auf geschätzt bis über 600 Millionen Euro pro Tag. Hinzu kommen noch die Rechnungen für Öl- und Kohleprodukte.

Der Mix macht den Unterschied

Diese Menge an Energie-Einfuhren aus Russland erklärt auch die hohe Abhängigkeit Europas. Jedoch gibt es zwischen den EU-Mitgliedstaaten sehr große Unterschiede. Je nach dem länderspezifischen Energiemix hatten 2020 beispielsweise einige Länder keine Einfuhren von russischem Gas, während andere ihren gesamten Bedarf an Erdgas aus dieser einen Quelle abdeckten. Am abhängigsten von russischen Energie-Importen waren 2020 Litauen (96,1 Prozent), die Slowakei (57,3 Prozent) und Ungarn (54,2 Prozent). Am wenigsten abhängig waren, Eurostat zufolge, Zypern (1,7 Prozent) und Irland (3,2 Prozent).

 Anteil der verbrauchten Energie, die aus dem Ausland importiert wird 
 Anteil der verbrauchten Energie, die aus dem Ausland importiert wird 
Anteil von Energie-Importen aus Russland am gesamten Energieverbrauch
Anteil von Energie-Importen aus Russland am gesamten Energieverbrauch

Auch Luxemburg zählt, Europas Statistikern zufolge, zu den Ländern, die am wenigsten abhängig von Energie-Importen aus Russland sind. Diesen Zahlen zufolge würde das Großherzogtum nur 4,3 Prozent seines Energiebedarfs aus dem Land importieren. Demnach kämen 27,2 Prozent des verbrauchten Erdgases aus Russland, jedoch 0 Prozent des verbrauchten Erdöls. Doch spiegeln die Zahlen kein komplettes Bild wider. „Der Handel mit Folgeprodukten (z. B. Öl in Luxemburg) zeigt nicht den tatsächlichen Anteil der aus Russland importierten Primärenergie“, schreibt Eurostat. „Da diese Folgeprodukte nicht in Russland hergestellt wurden.“ In Belgien stammen derweil 46 Prozent des verbrauchten Erdöls aus Russland.

Die Erneuerbaren werden wieder vergessen

Mittlerweile, nach dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine, und nach der Feststellung wie leer die europäischen Gas-Reserve-Lager von Gazprom sind, ist der Politik klar geworden, wie gefährlich die Abhängigkeit von nur einem Zulieferer-Land sein kann. Als Konsequenz hat die Politik in Europa nun entschieden, mittelfristig auf die Importe aus Russland verzichten zu wollen. Viele Vertreter Europas sind nun auf Reisen, um in anderen Staaten, wie Saudi-Arabien oder Katar, zusätzliche fossile Brennstoffe zu kaufen. Gleichzeitig werden quer durch Europa Gelder verteilt, um Benzin billiger zu machen.

Die wirkliche Lösung, die dafür sorgen kann, dass sich eine derartige Situation in Zukunft nicht wiederholt, wird weiterhin nur stiefmütterlich behandelt. Dabei könnte die Lösung nicht klarer sein. So wie Luxemburgs Energieminister Claude Turmes nach dem ersten „Energiedësch“ sagte: „Die Erneuerbaren sind die Energien des Friedens. Da kann niemand erpresst werden.“

In dem Sinne ist es dann auch eine Schande, dass die erneuerbaren Energien in Europa auch heute gerade mal für 17 Prozent am gesamten Energiemix stehen. Doch daran wird sich wohl auch sobald nichts ändern. Beim Ausbau der Erneuerbaren, sowie bei zusätzlichen Anstrengungen zu mehr Energieeffizienz, scheint es auch weiterhin nur mit Trippelschritten voranzugehen. In der EU wird erst mal diskutiert, ob Gas und Atomenergie „nachhaltig“ sind.

Dabei bleibt das Potenzial der echten erneuerbaren Energien enorm, auch hierzulande. Obwohl sich das Errichten von Solaranlagen mittlerweile auch hierzulande ohne staatliche Beihilfen lohnt, wie vor kurzem François Neu, Geschäftsführer von Enerdeal, gegenüber dem Tageblatt erklärt hatte, bleiben viele Dächer von Schulen, Unternehmen und Parkplätzen leer. Und das viele Jahre, nachdem Europa sich zum Vorreiter im Bereich der erneuerbaren Energien erklärt hat. Dabei können Solaranlagen innerhalb weniger Monate geplant, errichtet und ans Netz angeschlossen werden.

Der europäische Energiemix seit 1990 (in Petajoules)
Der europäische Energiemix seit 1990 (in Petajoules)

Weiterführende Lektüre:
Der Luxemburger Strom-Markt und Strom Mix im Jahr 2021 – LINK
Der Gasmarkt steht unter Druck – LINK
Die Produktion von erneuerbarer Energie in Luxemburg – LINK
Tankstellen: Die Suche nach einem Geschäftsmodell für die Zukunft – LINK
Grüne Energie: Europas Greenwashing sorgt für Kopfzerbrechen am Finanzplatz – LINK
Die Sonne ist ein großer Teil der Lösung: „Ein Parkplatz deckt den Stromverbrauch eines Haushalts“ – LINK

Romain
31. März 2022 - 20.25

Habe seit Jahren eine Erdwärmepumpe. Kein Gas oder Öl oder Holz verbrauch. Es funktioniert

jean-pierre.goelff
31. März 2022 - 18.27

Dank unserer soooo immens vorausschauenden Bürohocker hängen wir am russischen und am chinesischen Tropf.Bravo!

Filet de Boeuf
31. März 2022 - 17.21

Atomkraaftwierker momentan NET zou maachen, weiderhin Wandkraaftwierker um Mier bauen (net an der Noperschaft), d'Baueren zwéngen hieren Piff mol un d'Biogasanlagen ze transportéieren amplaz d'Grondwaasser ze verpechten, an virun allem mol op all Haus eng Solaranlag bauen (mat gudde Primen) an méi grouss Späicher-Batterien bei Enovos, an och Solarparks an Spuenien förderen. Dat ass meng Meenung.