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„Eltereforum“„Wie ein Jugendhaus für Erwachsene“: Ein Ort zum Austauschen und gegenseitigen Unterstützen

„Eltereforum“ / „Wie ein Jugendhaus für Erwachsene“: Ein Ort zum Austauschen und gegenseitigen Unterstützen
Das „Eltereforum“ in der Bettemburger rue du Nord Foto: Editpress/Alain Rischard

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Am 24. Juli eröffnete Bildungsminister Claude Meisch in Marnach offiziell das dritte regionale Elternforum. Eltern können sich dort untereinander austauschen, erhalten Unterstützung und Informationen rund um das Elternsein. Das Tageblatt sah sich beim Ableger des Forums in Bettemburg um, wo seit März dieses Jahres eine solche Anlaufstelle besteht.

Als Erstes sticht die mit viel Hingabe ausgesuchte Innenausstattung des Bettemburger „Eltereforum“ ins Auge. Nichts deutet mehr darauf hin, dass dort früher einmal eine Arztpraxis war. „Als wir einzogen, war alles in sterilem Weiß“, erinnert sich Tanja Schmit, eine der Verantwortlichen. In einem der Aufenthaltsräume dominiert ein grüner Teppich die Optik. Die Einrichtung erinnert eher an ein komfortables Zuhause als an eine staatliche Beratungsstelle.

Gemütliche Atmosphäre
Gemütliche Atmosphäre Foto: Editpress/Claude Molinaro

Es sollte eine Umgebung geschaffen werden, wo Eltern gerne mit ihren Kindern hinkommen. Es gibt Gemeinschaftsräume für Gemeinschaftsaktivitäten, aber auch ein etwas kleineres Zimmer, in das sich jemand zurückziehen kann, um seine Ruhe zu haben.

Gilles Rod
Gilles Rod Foto: Editpress/Alain Rischard

„Bei einer der Vorstellungen des Konzepts sagte jemand, das ‚Eltereforum’ sei im Grunde so etwas wie ein Jugendhaus, nur für Erwachsene“; erinnert sich Gilles Rod, der nationale Koordinator des Projekts, „und das kommt der Sache sehr nah.“ Das Forum richte sich an alle Eltern, von der Schwangerschaft bis zur Volljährigkeit der Kinder.

Seit der Eröffnung seien schon rund 70 Eltern im Forum gewesen. „Wir merken, dass es definitiv eine Nachfrage nach solchen Stellen gibt, an die sich alleinerziehende Mütter, Väter oder Eltern zusammen wenden können, wenn sie entweder Fragen bezüglich ihrer Kinder haben, oder einfach nur mit anderen Eltern reden wollen.“ 

Zwei Personen leiten die Bettemburger „Filiale“: Tanja Schmit und Claire Rodesch. Rod bezeichnet sie als Koordinatorinnen, Unterhalter und Moderatorinnen in einem. Sie organisieren sowohl Treffen, bei denen es vor allem um die Geselligkeit geht, ebenso wie Kurse zu bestimmten Themen, wie z.B. „Erste Hilfe für Kinder“.  Einige dieser Kurse werden von der „Initiativ Liewensufank“ im Rahmen des „Eltereforum“ angeboten. Andere Aktivitäten sind lockerer Art, wie z.B. der „Poussettentreff“, ein gemeinsamer Spaziergang mit Kinderwagen. Daneben gibt es noch Themenabende, wie z.B. Gespräche mit Kinderärzten über Kinderkrankheiten.

Eine feste Sprache für die Zusammenkünfte gebe es nicht, das hänge von den Anwesenden ab. Zu den Besuchern zählen sowohl Einheimische als auch Zugewanderte. „In Luxemburg leben viele Expats, unter ihnen etliche alleinstehende Mütter, die niemanden hierzulande kennen. Bei uns können sie andere Eltern treffen und sich austauschen“, erklärt Tanja Schmit. Sie gibt das Beispiel einer jungen Frau, die sagte, sie suche „Gleichgesinnte“, da sie in ihrem Freundeskreis keine andere Mutter in ihrem Alter kenne, und sich deshalb isoliert fühle.

Forum für den Austausch

Tanja Schmit
Tanja Schmit Foto: Editpress/Alain Rischard

„Junge Eltern fühlen sich oft unsicher, wie sie mit Kleinkindern umgehen sollen. Hinzu kommt, dass es einen großen Druck von außen gibt, vor allem in sozialen Medien, was gut und was schlecht für ein Kind sein soll. Allein zu Hause sind Eltern oft isoliert mit ihren Ängsten. Bei uns kann ihnen dieser Druck genommen werden“, erklärt Rod. Das Forum sei ein Platz für alle Eltern, und nicht nur solche mit Problemen. „Wir sehen uns als Generalisten, nicht als Spezialisten. Wenn eine Mutter meint, ihr Kind sei Autist, dann werden wir sie zu einem Spezialisten orientieren. Aber es kann sein, dass jemand überzeugt ist, sein Kind sei zu dick, weil das vielleicht jemand aus der Familie gesagt hat. Der Austausch mit anderen Eltern kann hierbei hilfreich sein, da man in einer Gruppe mal andere Meinungen zu hören bekommt.“

Das angebotene Programm sei nicht unveränderbar, erklärt Madeleine Peran, regionale Koordinatorin des Projekts. An einer Tafel haben Besucher ihre Wünsche angeheftet. Einer möchte lernen, wie man Märchen erzählt, ein anderer will mal mit den Kindern ins Schwimmbad, andere wiederum wünschen sich Aktivitäten im Freien. Ein Baby-Massage-Kurs sei von der Tafel bereits ins Angebot übernommen worden, sagt Peran.

Angebote wie die Initiativ Liewensufank, die ein ähnliches Angebot haben, seien größtenteils lokal verankert. „Wenn Sie in Clerf wohnen, werden Sie nicht nach Itzig fahren“, sagt Rod. Deshalb sei es das Ziel, flächendeckend im ganzen Land solche Foren zu eröffnen. Und die nächsten sind auch bereits geplant. Das erste Elternforum öffnete Ende 2021 in Niederanven. Weitere werden ab dem Schuljahr 2023 in Bartringen, Esch-Belval, Ettelbrück, Hesperingen und Lorentzweiler ihre Türen öffnen, Anfang 2024 eines in Wiltz.

Weitere Informationen unter www.eltereforum.lu

Madeleine Peran
Madeleine Peran Foto: Editpress/Alain Rischard